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19. Juli 2023
Deutsche Vermögensverwalter verdienen weniger
Businessman analyzing financial report data of the company operations (balance sheet, income statement) on virtual computer screen with business charts, fintech

Deutsche Vermögensverwalter verdienen weniger

App Audit, die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für Finanzdienstleister, untersucht jährlich die Geschäftszahlen der unabhängigen Vermögensverwalter in Deutschland. 2021 ging es für diese steil bergauf, doch 2022 scheinen die Einnahmen wieder deutlich nach unten zu gehen.

Unabhängige Vermögensverwalter in Deutschland geben ihre Geschäftszahlen immer mit einem Jahr Zeitverzug an. So liegen jetzt erst endgültig die Einnahmen der Vermögensverwalter im Jahr 2021 vor. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft für Finanzdienstleister App Audit untersucht diese Zahlen jährlich und hat die aktuelle Studie dem Handelsblatt exklusiv vorgelegt.

Und im ersten Jahr nach Corona konnten die unabhängigen Vermögensverwalter deutliche Gewinne im Vergleich zu 2020 einfahren. Doch 2022 scheint eine Kehrtwende zu bedeuten.

Flossbach von Storch steigert Gewinneinnahmen deutlich

Der größte deutsche unabhängige Vermögensverwalter, Flossbach von Storch, konnte der Untersuchung zufolge 2021 erheblich zulegen. 2020 verbuchte das Unternehmen rund 385 Mio. Euro an Netto-Provisionseinnahmen, 2021 waren es stolze 695 Mio. Euro. Allgemein seien 2021 bei den Gewinneinnahmen der Marktteilnehmer Höchststände erreicht worden. Doch 2022 soll sich das Blatt wohl wenden, wie das Handelsblatt unter Berufung auf eine eigens durchgeführte Umfrage unter den Vermögensverwaltern berichtet. Mitgründer Kurt von Storch befürchtet für Flossbach von Storch für die Provisionseinnahmen eher das Niveau von 2020.

Grund für die mäßigen Erwartungen der Vermögensverwalter seien in erster Linie die schlechten Börsen, bedingt durch den Ukraine-Krieg, die Inflation und die Zinswende. Laut Handelsblatt gab es an den internationalen Aktien- und Anleihemärkten, zieht man Indizes wie den MSCI World oder den FTSE World Government Bond Index zu Rate, Verluste von je rund 13%.

Verantwortlich für die geringeren Einnahmen der unabhängigen Vermögensverwalter sind, so das Handelsblatt, vor allem zwei Faktoren: zum einen die fixen Anlagegebühren. Wenn das investierte Kundenkapital fällt, dann reduzieren sich für den Verwalter die Einnahmen, da die Gebühren konstant bleiben. Zum anderen verlangen Verwalter oft ein Erfolgshonorar, „etwa in Höhe eines prozentualen Anteils am Mehrgewinn gegenüber einem Vergleichsindex“. 2021 konnten die Verwalter solche Erfolgsgebühren oft verbuchen, 2022 seien sie jedoch weitgehend weggefallen, wird App-Audit-Chef Jürgen App im Handelsblatt zitiert.

Institutionelle Investoren ziehen Geld ab

Außerdem seien nun auch die institutionellen Anleger zaghafter bei ihren Investitionen, wie Kurt von Storch dem Handelsblatt mitteilt. Nach der Zinswende hätten diese lieber selbst die als sicher geltenden Anleihen gekauft. Auch der Trend zu passiv gemanagten Indexfonds würde Abzüge bei den Einnahmen bedeuten, denn derartige Geschäfte würden die größeren unabhängigen Verwalter nicht betreiben, da sie sich auf aktive Strategien konzentrieren.

Grüner Fisher Investments auf Platz 2

Mit seinen 695 Mio. Euro ist Flossbach von Storch der Konkurrenz weit voraus, denn auf Platz 2 folgt Grüner Fisher Investments mit 167 Mio. Euro Netto-Provisionseinnahmen. Dabei handelt es sich um die deutsche Einheit des US-Managers. Relativ gesehen konnte das Unternehmen seine Einnahmen 2021 am stärksten steigern – sie waren dreimal so hoch wie 2020. Gründer Thomas Grüner sieht den Erfolg primär in den Einnahmen aus Erfolgsgebühren wegen hoher Anlagerenditen.

Für 2022 rechnet Grüner mit prozentual tieferen Einnahmen, blickt aber aufgrund der Tatsache, dass das verwaltete Kapital derzeit bereits ein Viertel höher sei als noch zu Jahresbeginn, optimistischer auf die Bilanz für 2023.

DJE auf Rang 3

DJE Kapital landet mit 105 Mio. Euro Einnahmen auf Rang 3. Das Unternehmen um Fondsmanagerurgestein Dr. Jens Ehrhardt konnte so bei den Einnahmen ein Plus von zwei Dritteln verbuchen. Platz 4 belegt die Frankfurter Gesellschaft Acatis Investment, die ihre Einnahmen 2021 mit 77 Mio. Euro fast verdoppeln konnte. Auf Platz 5 liegt Lupus Alpha Asset Management, die Provisionseinnahmen in Höhe von 59 Mio. Euro verbuchen konnten. (mki)

Bild: © NicoElNino – stock.adobe.com