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18. Februar 2021
Deutschlands Immobilienmarkt trotzt (bisher) der Corona-Krise

Deutschlands Immobilienmarkt trotzt (bisher) der Corona-Krise

Der Finanzierungsvermittler Hüttig & Rompf hat eine aktuelle Auswertung von Daten zum deutschen Immobilienmarkt veröffentlicht. Demnach trotzt der Markt bisher der Corona-Krise. 2021 sei dennoch mit einigen Unsicherheiten behaftet.

Im Corona-Jahr 2020 zeigte sich der private Immobilienmarkt in Deutschland außerordentlich robust und krisenresistent. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Auswertung von Marktdaten des Immobilienfinanzierungsvermittlers Hüttig & Rompf AG. Demnach traf eine anhaltend hohe Nachfrage auf ein unverändert geringes Angebot an Wohnraum. In der Folge stiegen die durchschnittlichen Kaufpreise für Eigennutzer und Kapitalanleger im Vorjahresvergleich bundesweit im Durchschnitt um 6 bzw. 5%. Seit 2016 müssen Eigennutzer sogar 30% mehr für ihre Immobilie aufbringen, Kapitalanleger 10%.

Einfamilienhäuser besonders gefragt

Besonders gefragt waren 2020 bei Eigennutzern Einfamilienhäuser (34%), gefolgt von Eigentumswohnungen (27%). Bei den Kapitalanlegern sind traditionell Eigentumswohnungen der klare Spitzenreiter, sie machten 2020 rund 72% der Finanzierungen aus. Besonders gefragt waren Neubauten (Eigennutzer 42%, Kapitalanleger 39%), dicht gefolgt von Objekten, die etwas über 20 Jahre alt waren (Eigennutzer 43%, Kapitalanleger 46%).

Finanzierungen noch mit hohem Eigenkapitalanteil

Im Durchschnitt finanzierten Eigennutzer und Kapitalanleger im Jahr 2020 mit 20% bzw. 21% Eigenkapitalanteil – das entspricht laut Hüttig & Rompf auch den geläufigen Empfehlungen bzw. Vorgaben vieler finanzierender Banken. Es fällt jedoch ein rückläufiger Trend auf: Die durchschnittliche Eigenkapitalquote sank bei Eigennutzern seit 2016 um vier Prozentpunkte von 24%. Das sei vor allem das Ergebnis gestiegener Kaufpreise. In absoluten Zahlen hätten Käufer häufig sogar mehr Eigenkapital aufgebracht. Noch etwas deutlicher fiel der Rückgang bei den Kapitalanlegern aus, bei denen die Eigenkapitalquote im betrachteten Zeitraum von 26% auf 21% sank.

Eigennutzer geben deutlich mehr aus

Durchschnittlich lagen die Kaufpreise von Eigennutzern 2020 bei 493.000 Euro. Daraus ergibt sich eine Diskrepanz von rund 67% zu den Kaufpreisen der Kapitalanleger, die sich durchschnittlich auf 329.000 Euro belaufen. Dies begründet sich unter anderem durch eine durchschnittlich geringere Objektgröße. Während die Wohnfläche von Eigennutzern sich im Schnitt auf 136 m2 beläuft, kommen Kapitalanleger lediglich auf etwa 96 m2.

Trend zu längeren Zinsbindungen

„Gleichwohl die Corona-Krise weltweit großes Leid verursacht hat, blieb der Immobilienmarkt bisher verschont. Das zeigt sich neben den geringen Kreditausfallraten bespielweise in den stabil gebliebenen Tilgungsraten, denn das Gros der Kreditnehmer tilgt weiterhin zwischen 2% und 3%“, kommentiert Ditmar Rompf, Vorstandsvorsitzender der Hüttig & Rompf AG. Die Finanzierungsbedingungen waren 2020 attraktiv, Immobilieninteressenten konnten von historisch niedrigen Zinssätzen profitieren. Entsprechend konnte bei Eigennutzern ein leichter Trend hin zu längeren Zinsbindungen vermerkt werden. 18% aller Finanzierungen bei Eigennutzern machten Darlehen mit 20 Jahren Laufzeit aus. Das entspricht einem Plus von vier Prozentpunkten.

Banken schauen genauer hin

Die finanzierenden Banken schauen laut Hüttig & Rompf seit Beginn der Corona-Krise allerdings etwas genauer auf die Branchen und das Eigenkapital ihrer Kunden. „Wer in einer krisengebeutelten Branche arbeitet und nur wenig Eigenkapital mitbringt, konnte 2020 und wird wohl auch 2021 mit Problemen bei der Aufstellung einer tragfähigen Finanzierung zu kämpfen haben. Das hängt auch zusammen mit den mittelfristigen Folgen der Krise, die noch nicht vollends absehbar sind“, so Rompf.

Anstieg notleidender oder ausgefallener Immobilienkredite möglich

Auf 2021 blickt Ditmar Rompf daher auch mit gewisser Skepsis. „Trotz der Hoffnungen auf einen Impfstoff wurden verschiedene Wirtschaftsbranchen nachhaltig hart getroffen, sodass wir es für möglich halten, dass es 2021 zu einem Anstieg notleidender oder ausgefallener Immobilienkredite kommen könnte.“ Insgesamt geht der Experte jedoch nicht davon aus, dass sich die Angebots- und Nachfragesituation am Immobilienmarkt nachhaltig entspannen wird. Auch das Preisniveau dürfte eher noch zunehmen, gerade in den Ballungsräumen und dem näheren Umland, das gerade im Zuge der Pandemie zusätzlich an Attraktivität gewonnen hat. (mh)

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