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3. Dezember 2018
Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger

Das Flossbach von Storch Research Institute hat in Zusammenarbeit mit der Marktforschung GfK eine große deutsche Anlegerstudie erstellt. Deutsche Geldanleger haben demnach nicht nur ein Umsetzungsproblem, sondern vor allem ein Erkenntnisproblem – und eine verhängnisvolle Vorliebe.

Deutsche Geldanleger haben laut einer aktuellen Studie des Flossbach von Storch Research Institutes eine verhängnisvolle Vorliebe: Nominalwerte. An der Vorliebe für Sparbücher, Girokonten & Co. hat sich auch im 10. Jahr der Niedrigzinspolitik nicht wesentlich etwas verändert. Nur etwa jeder 3. der insgesamt mehr als 10.000 befragten Sparer hat der Anlegerstudie zufolge sein Sparverhalten in den vergangenen Jahren geändert. Die meisten Anleger sehen daher auch in der Volatilität das größte Anlagerisiko.

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger

Keine Änderung in Sicht

Selbst bei einem langfristigen Sparplan würde nicht einmal jeder vierte Deutsche sein Geld langfristig und kontinuierlich in Aktien und Aktienfonds anlegen. Sechs von zehn Befragten würden stattdessen trotz niedriger Zinsen weiter in Nominalwerte investieren. Das Flossbach von Storch Research Institute folgert daraus, dass vielen Menschen das notwendige Wissen über grundsätzliche Zusammenhänge fehlt. Eine Geldanlage in Nominalwerte könne in einem Umfeld niedriger Zinsen und steigender Inflation schließlich keinen nachhaltigen Erfolg erzielen.

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger

Falsche Renditeerwartungen

Vor allem bei der Rendite haben die Deutschen falsche Erwartungen. Während in der aktuellen Situation der Zinssatz für Nominalwerte wie Sparbuch, Festgeld oder Bundesanleihe in der Regel bei 0,5% liegt, erwarten drei Viertel der Befragten eine jährliche Rendite auf ihre Ersparnisse von über 2%. Davon wollen zwei Drittel sogar eine Rendite von über 3%. Das entspricht mehr als der Hälfte aller Sparer.

Altersvorsorge wichtigstes Sparziel

Die Erwartung von Renditen ist nachvollziehbar, vor allem weil für die meisten Befragten die Altersvorsorge der wichtigste Zweck des Sparens ist, gefolgt von Rücklagen für Schadensfälle und Konsumvorhaben. Etwas abgeschlagen an 4. Stelle steht das Immobiliensparen. Die Altersvorsorge gewinnt aber erst in höherem Alter an Priorität und erreicht in der Alterskohorte 50 bis 59 seinen Höchststand mit 40%. Die Forscher sehen darin ein Indiz dafür, dass die Wichtigkeit der Altersvorsorge häufig zu spät erkannt wird.

Die verhängnisvolle Vorliebe deutscher Anleger

Auch die Jugend setzt aufs Sparbuch

Selbst bei den Sparern, die noch einen besonders langen Anlagehorizont hätten, bleiben Sparbuch und Girokonto die erste Wahl. Müssten sie 18 Jahre lang jeden Monat 100 Euro zur Seite legen, würden über 55% der Deutschen zwischen 18 und 29 Jahren dieses Geld am liebsten auf ein Sparbuch oder Girokonto einzahlen. „Die Ergebnisse sind auch deswegen so alarmierend, weil vor allem diejenigen Anleger renditeschwache Anlageklassen bevorzugen, die eigentlich auf die Erträge aus ihren Ersparnissen angewiesen wären“, warnt daher Thomas Mayer, Gründer des Flossbach von Storch Research Institutes.

Prägende Faktoren

Besonders stark ist die Abneigung gegenüber Aktien und Fonds unter Frauen ausgeprägt. Das Einkommen und der Bildungsgrad spielen bei der Einstellung zur Geldanlage ebenfalls eine wichtige Rolle. Je niedriger das Einkommen, desto eher bevorzugen Anleger das Sparbuch oder Girokonto. Menschen mit abgeschlossenem Studium neigen hingegen eher zu Aktien und Aktienfonds als Menschen mit Haupt- oder Realschulabschluss bzw. Abitur. (mh)