In der Lebensversicherung stehen die Zeichen klar auf Erholung. Erstmals seit Jahren kann die Branche wieder positive Wachstumszahlen aufweisen und die Unternehmen erweisen sich als stabil, trotz Herausforderungen wie Inflation und gestiegenen Lebenshaltungskosten. Trotzdem zeigt das aktuelle Rating LV-Unternehmen des Analysehauses MORGEN & MORGEN eine leichte Verschlechterung im Gesamtergebnis.
Das Gesamtergebnis für das Rating setzt sich aus den drei Teilratings Erfolg, Bestand und Sicherheit zusammen. Für den aktuellen Jahrgang hat MORGEN & MORGEN 13 Bilanzkennzahlen von 61 Gesellschaften analysiert. Die untersuchten Zahlen basieren auf dem Fünfjahreszeitraum von 2020 bis 2024. Die Auswertung berücksichtigt dabei komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen der Bilanzkennzahlen, heißt es vonseiten des Analysehauses. Jedes Unternehmen wird im Vergleich zu den anderen Marktteilnehmern anhand eines Benchmark-Systems bewertet, das kontinuierlich an die Marktsituation angepasst wird.
Teilrating Erfolg: Kostenkennzahlen gehen zurück
Das Teilrating Erfolg bewertet anhand von sechs Kennzahlen den Geschäfts- und Anlageerfolg der Unternehmen. Hier zeigt vor allem die Stabilisierung des Kapitalmarkts im Jahr 2024 positive Effekte. Die Kostenkennzahlen gingen im Vergleich zu den Vorjahreswerten zurück: Die Abschlusskostenquote fiel auf 5,3% und die Verwaltungskostenquote sank auf 2,7%.
Auch bei dem Bewertungsreserven sieht MORGEN & MORGEN eine positive Bewegung. Zwar haben viele Versicherer noch stille Lasten, doch einige konnten auch bereits wieder positive stille Reserven aufbauen.
Auch im Bereich der Zinszusatzreserve (ZZR) setzt sich der Entlastungstrend fort: Die Versicherer mussten der ZZR im Jahr 2024 keine weiteren Mittel zuführen, sondern konnten sie weiter reduzieren. Die sich daraus ergebenden Erträge können unmittelbar den Kunden zugutekommen, so MORGEN & MORGEN. Die positive Situation hat auch Auswirkungen auf die Überschussquote, die seit 2022 sukzessive ansteigt und mit 13% deutlich über dem Vorjahresniveau liegt.
Insgesamt erhalten im Teilrating Erfolg zwölf Unternehmen die Höchstbewertung, eins weniger als im Vorjahr. Auch die Vier-Sterne-Riege ist im Vergleich zum Vorjahr um einen Versicherer kleiner und liegt bei 16.
Branche wächst erstmals seit Jahren wieder
Das Teilrating Bestand analysiert die Bestandsentwicklung der einzelnen Unternehmen. Hier zeigt sich das erste Mal nach zwei rückläufigen Jahren wieder ein deutlich positiveres Bild: Die Wachstumsquote steigt vom Vorjahreswert von -1,9% auf 4,4% für das Jahr 2024.
Grund für das positive Ergebnis ist vor allem das gestiegene Neugeschäft mit Einmalbeiträgen. Das führe zwar zu kurzfristigen Wachstumseffekten, deute jedoch nicht zwingend auf eine nachhaltige Bestandsvergrößerung hin, erklären die Experten. Gleichwohl zeige es, dass die Lebensversicherer von der wiedergewonnenen Stabilität des Kapitalmarkts profitieren und die Nachfrage nach sicheren Vorsorgeprodukten wieder ansteigt.
Trotz aller Entspannung: Die Stornoquote ist im Vergleich zum Vorjahr von 4,3% auf 4,6% angestiegen, was die weiterhin angespannte Wirtschaftslage widerspiegelt.
Insgesamt erhalten im Bereich Bestand zehn Versicherer die Bestnote von fünf Sternen, zwei weniger als im Vorjahr. Erneut bewertet MORGEN & MORGEN elf Unternehmen mit vier Sternen, drei mehr Unternehmen als im Vorjahr erhalten drei Sterne, die Anzahl steigt auf 22.
Teilrating Sicherheit: Unternehmen sind sicher aufgestellt
Anhand von fünf Kennzahlen bewertet MORGEN & MORGEN im Teilrating Sicherheit die finanzielle Stabilität der Anbieter. Insgesamt präsentieren sie sich im Jahr 2024 als stabil und solide aufgestellt.
Die Eigenmittelquote ist robust und weist eine leicht positive Tendenz auf. Die Rückstellung für Beitragsrückerstattungen (RfB) ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal leicht gestiegen und auch die SCR-Bedeckungsquoten nach Solvency II liegen weiterhin auf hohem Niveau. Unter Einbeziehung der möglichen Erleichterungen liegen damit alle bewerteten Unternehmen deutlich über den Mindestanforderungen. „Die Unternehmen verfügen über ausreichende Puffer um auch künftigen Belastungen standzuhalten – ein positives Signal für Versicherte und den gesamten Markt“, erklärt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik und Rating bei MORGEN & MORGEN.
Insgesamt erhalten hier 49 der betrachteten Unternehmen die Höchstbewertung, zwei weniger als im Vorjahr. Die Anzahl der Unternehmen, die mit vier und drei Sternen bewertet werden, bleibt mit sechs bzw. zwei auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr.
Diese 15 Versicherer sind „ausgezeichnet“
Im Gesamtrating zeigt sich damit eine leichte Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr (siehe Grafik). Hieraus sei allerdings kein allgemeingültiger Trend abzuleiten, vielmehr liege es an den Ergebnissen einzelner Versicherer, die sich teils verschlechtert, aber auch teils verbessert haben, erklärt das Ratinghaus.
Insgesamt 15 Unternehmen erhalten fünf Sterne und damit ein „ausgezeichnetes“ Ergebnis, das sind drei weniger als im Vorjahr. In alphabetischer Reihenfolge sind das die folgenden Unternehmen: Allianz, BL die Bayerische, DLVAG, ERGO Vorsorge, Europa, Hannoversche, HanseMerkur, Inter, InterRisk, LV 1871, Öfftl. Braunschweig, Swiss Life, uniVersa, WGV und WWK.
Weitere 29 Versicherer erhalten vier Sterne, genauso viele wie im letzten Jahr. Darunter befinden sich Unternehmen wie Alte Leipziger, AXA, Canada Life, Continentale, HDI, Itzehoer, NÜRNBERGER, R+V und Stuttgarter. Im Mittelfeld befinden sich 14 Versicherer mit drei Sternen, ein Anstieg um drei Unternehmen. Im Gegenzug erhält nur noch ein Unternehmen zwei Sterne, im Vorjahr waren es noch vier. Erstmals seit der Einführung der neuen Bewertungssystematik im Jahr 2022 werden zwei Unternehmen nur mit einem Stern bewertet. (js)
Das gesamte Ergebnis kann auf der Website von MORGEN & MORGEN eingesehen werden.
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