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8. April 2023
Digitale Kfz-Versicherung – Auswirkungen auf Markt und Makler

Digitale Kfz-Versicherung – Auswirkungen auf Markt und Makler

Die Versicherung muss sich digitalisieren. Gerade auch die in Deutschland so beliebte Autoversicherung. Aber wo soll man mit der Digitalisierung anfangen und wo aufhören? Ein Spoiler vorweg: Aufhören sollte man auf gar keinen Fall und nie. Das zeigen die letzten Jahrzehnte in der Assekuranz.

Ein Artikel von Stephen Voss, Vorstand Marketing und Vertrieb der Neodigital Versicherung AG

Immer dann, wenn ein Unternehmen geglaubt hat, man hätte den technischen Höchststand erreicht, wurde sich zurückgelehnt und der Anschluss nach einigen Jahren dennoch verpasst. Für die Versicherungsbranche kann daher das Credo nur lauten: ganz schnell mit Digitalisierung anfangen und weitermachen. Gerade hier bietet die Kfz-Versicherung viele Ansätze – von der einfachen digitalen Antragstellung für den Kunden bis hin zur automatisierten, serviceorientierten digitalen Abwicklung des Schadens. Und dazwischen liegt noch jede Menge weiteres Potenzial.

Aber fangen wir einmal vorne an: Digitale Antragserfassung – damit einhergehend der automatische Abgleich auf dem Amt mit der Zulassung per eVB, also der elektronischen Versicherungsbestätigung, – ist heute schon Standard. Wenn zudem Kunde und Vermittler in Echtzeit, transparent und digital die Versicherungspolice in ihr Kunden- bzw. Vermittlerportal eingestellt bekommen, ist man einen großen Schritt in Richtung Kundenzufriedenheit gegangen.

Mehr Digitalisierung, mehr individuelle Kundenlösungen

Danach geht es aber erst richtig los: Die Kommunikation mit dem Kunden wird klar und einfach, wenn sich alles vonseiten des Kunden oder des Vermittlers online und in Echtzeit erledigen lässt. Das bedingt einen direkten Durchstich von der Kommunikationsschnittstelle auf den Host, also das bestandsführende System, damit die eben gemachte Anpassung, beispielsweise der Einschluss weiterer Fahrer, sofort in der Police und in den Systemen effektiv wird. Keine Kundin, kein Kunde möchte 14 Tage auf die entsprechende postalische Bestätigung warten. Und kein Vermittler möchte einen solchen aufwendigen Prozess begleiten.

Die Technologie dafür ist vorhanden und wird vielerorts schon eingesetzt. Wer aber meint, damit könne man sich Zeit lassen, der irrt. Die Kunden werden mit den Füßen abstimmen und den Versicherer verlassen, der diesen Kundenservice nicht anbietet. Versicherung ist kein Trendthema. Aus Sicht des Kunden muss die Versicherung schnell und fallabschließend erledigt werden können. Ohne diese Prozessdigi­talisierung sind zudem auch Telematiktarife – für Fahranfänger ohne Schadenhistorie oder bei vorsichtigen „Wenigfahrern“ ein wichtiges Thema – gar nicht umsetzbar.

Technologie muss verstanden und angeboten werden

Derartige Tarifinnovationen funktionieren ohne eine umfassende Technologisierung nicht. Daher müssen sich auch die Vermittler mit den Möglichkeiten der neuen Technologien auseinandersetzen. Denn ob sich innovative Themen à la Telematik und Co. letztlich durchsetzen, ist eigentlich nicht Kern der Debatte. Es geht schon lange nicht mehr darum, ob sie kommen, nur noch wann.

Die nachrückende Generation, die mit dem Smartphone groß geworden ist, wird automatisch danach verlangen. Und der Umgang mit Daten ist ein anderer geworden. Die Generation Y und die Generation Z wissen sehr genau, welche Daten sie wem preisgeben und was sie dafür wollen. Die Annahme, in dieser Gesellschaftsgruppe herrsche ein naiver Umgang mit den eigenen Daten, ist irreführend. Daran muss sich die Versicherungsindustrie und Vermittlerschaft messen lassen. Diese junge Kundengruppe erwartet schnelle, effiziente Prozesse und komplette Transparenz.

Leider zeigt das Durchschnittsalter der Kunden in manchen Versicherungs- und Vermittlerhäusern, dass für einige Marktteilnehmer der Zug abgefahren zu sein scheint. Aber noch sind die guten Bestände da, es ist also jetzt die Zeit, mit der Investition in die Digitalisierung zu beginnen.

Neue digitale Kfz-Versicherung

Der Autor ist Vorstand der Neodigital Versicherung, die kürzlich in einem Joint Venture mit der HUK-COBURG die Neodigital Autoversicherung gegründet hat. Mitte März ging die erste Kfz-Versicherung an den Start, die sich durch ein volldigitales Vertriebs- und Verwaltungsmodell auszeichnet. Vertriebspartner haben direkt über Neodigital oder über Pools Zugriff auf die Produkte. Zukünftig soll es auch Telematiktarife geben.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 04/2023, S. 42, und in unserem ePaper.

Bild: © scharfsinn86 – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Stephen Voss