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13. Februar 2023
Dinos, Uhren und Design: Kunst und Sammlungen versichern

Dinos, Uhren und Design: Kunst und Sammlungen versichern

Neben den klassischen Kunstwerken hat es die Mannheimer immer öfter auch mit Sammlungen von Designermoden und naturwissenschaftlichen Exponaten zu tun. Neben den Produkten unter der Marke ARTIMA setzt die Mannheimer aber in der Kunstversicherung vor allem auf Know-how und Betreuung.

Interview mit Birgit Rolfes, Kunsthistorikerin M.A. und Leiterin ARTIMA bei der Mannheimer Versicherung
Frau Rolfes, die Mannheimer zählt zu den ältesten Kunstversicherern in Deutschland. Geben Sie uns doch bitte einen kurzen Abriss zur Geschichte.

Die Mannheimer Versicherung wurde im 19. Jahrhundert als Transportversicherer von den hier ansässigen Kaufleuten gegründet, die für den eigenen Bedarf eine Transportversicherung für ihre Schiffsladungen und Schiffe benötigten, die vom Mannheimer Hafen aus in die Welt fuhren. Mittlerweile gehört die Mannheimer zum Continentale Versicherungsverbund und hat sich auf die Bedarfe besonderer Zielgruppen spezialisiert. Seit über 30 Jahren lebt sie eine Markenphilosophie, in der Service und Know-how für die Preziosen der Kunden im Vordergrund stehen. Wir versichern unter verschiedenen Marken besondere Zielgruppen. So ist beispielsweise die Marke BELMOT unser Spezialist für Oldtimer, ARTIMA für die Kunstversicherung und NAUTIMA für Boote.

ARTIMA ist heute in Bezug auf Fachpersonal, hier meine ich insbesondere unsere Underwriter, als auch in Bezug auf Kapazitäten und Produkte einer der wichtigsten Kunstversicherer in Deutschland. Wir beschäftigen zehn Kunsthistoriker bundesweit, die sich auf Augenhöhe mit unseren Kunden und Vertriebspartnern austauschen. Sie sind zudem gut in der Sicherungs- und Versicherungstechnik ausgebildet, damit sie unsere Kunden engmaschig und serviceorientiert betreuen können.

Wie sieht die Produktwelt von ARTIMA aus?

Wir beschäftigen uns mit allen Komponenten des Kunstmarktes. Wir versichern Künstler, Restauratoren, Museen und andere Ausstellungsinstitutionen sowie, sehr wichtig für uns, private Sammler. Und das jeweils mit einem speziellen Bedingungswerk.

Für eine besondere Gruppe innerhalb der Sammler haben wir kürzlich ein weiteres eigenes Produkt aufgelegt: eine Allgefahrenversicherung für Modellfahrzeuge aller Art. Das erschien uns notwendig, um den besonderen Versicherungsbedarf für die Modelllandschaften und die Außenbahnen passgenau abzubilden. In Zusammenarbeit mit Spezialisten aus der Modellbahnwelt sind wir in diesen ganz eigenen spannenden Kosmos der historischen und aktuellen Spielwelten eingetaucht.

Sie sagten vorhin, Sie seien einer der personalstärksten und ältesten Kunstversicherer. Ist denn der Wettbewerb relativ stabil oder ändert sich das Angebot stetig?

Der Kunstversicherungsmarkt ist nicht wirklich transparent, da Versicherer Kunstkunden in verschiedensten Sparten und Produkten absichern, bei denen nicht immer gleich der Bezug zur Kunstversicherung ersichtlich ist. Einige Entwicklungen lassen sich trotzdem beschreiben. Es gibt nach wie vor große Player, die wie ARTIMA kontinuierlich seit langer Zeit am Markt präsent sind. Daneben tauchen immer mal wieder neue Namen auf und manchmal verschwinden sie dann auch wieder. Hier kann man gut beobachten, was sich im Wettbewerb tut und wer sich etabliert.

Simpel gefragt: Ist es schwer, Kunst zu versichern?

Es kommt auf die Perspektive an. Für uns ist es nicht schwer, „Kunstkunden“ zu versichern. Manche Versicherungsberater oder Kunden sind aber noch unerfahren und haben deshalb großen Respekt vor dem Know-how, das mit der Kunstversicherung einhergehen muss. Aber da stehen wir immer mit all unserem Fachwissen zur Seite. Unsere Vertriebspartner werden geschult und einige Maklerhäuser sind selbst sehr spezialisiert. Für den weniger geübten Vermittler scheint es dagegen schwer zu sein, den Spezialbedarf eines „Kunstkunden“ zu erkennen. Da besteht die große Gefahr, dass Sammlungen, Galerien oder Restauratoren auf Basis von ganz normalen Sachinhaltsbedingungen versichert werden oder im Rahmen von Standard-Hausratdeckungen.

Gehen Ihre Underwriter denn bei der Risikoanalyse mit?

Ja, in Zusammenarbeit mit einem Vertriebspartner führen wir eine Besichtigung bei einem Neukunden durch. Bei Sammlern nehmen wir zusammen mit dem Kunden dessen Kunstgegenstände auf. Im Nachgang erarbeiten wir eine Liste, in der wir Versicherungswerte vorschlagen, die wir mit dem Sammler besprechen, um gemeinsam vereinbarte Versicherungswerte festzulegen. Ein weiterer wichtiger Aspekt während der Besichtigung ist die Begutachtung der vorhandenen Sicherungen. Wir beraten hier gerne, damit der Kunde und sein Besitz bestmöglich geschützt sind und wir damit auch die besten Beiträge anbieten können.

Teilweise bieten Maklerunternehmen selber solch eine umfangreiche Betreuung und arbeiten dafür mit eigenen Kunsthistorikern am Markt. Wenn der Spezialmakler bereits die Risikoeinschätzung und die Kunst-Listen erstellt hat, kann unsere Besichtigung dann entsprechend kürzer ausfallen.

Sammler machen den Großteil Ihrer Kundengruppe aus. Gibt es bei den Sammlungen große Veränderungen?

Hier ist tatsächlich eine interessante Veränderung zu beobachten. Kunden haben ihr Kaufverhalten deutlich in Richtung gezielter Investition gewandelt und sammeln verschiedenste Objekte, die zu ihrem Lifestyle passen. Vor 20 Jahren hat ein Großteil der Kunden beispielsweise eher auf traditionelle Wohnkultur mit Korpussilber, umfangreichem Silberbesteck, Antiquitäten und historischen Bildern Wert gelegt. Heute umgeben sich die Menschen eher mit modernen Klassikern des 20. Jahrhunderts, zeitgenössischer Kunst und drücken in ihrem Alltagsumfeld durch Designermoden, Handtaschen und Uhren ein anderes Sammlungsbewusstsein aus. So ist bekanntermaßen um Sneaker und teure Handtaschen ein großer Hype entstanden.

Wird es nicht schwieriger, die Abgrenzung zwischen Hausrat und Kunst zu finden?

Diese Schwierigkeit ist schon manchmal gegeben, da sehr viel mehr als nur bildende Kunst gesammelt wird und Sammlungsobjekte im Alltag genutzt werden. Das hängt dann von mehreren Faktoren wie zum Beispiel der Nutzung, Aufbewahrung, Wertigkeit ab. Die Sammlungsobjekte sollten mit Blick auf Mindestbeiträge einen Wert ab 30.000 Euro haben, damit eine Kunstversicherung zum Tragen kommen kann.

Der Wert eines Kunstwerkes kann schnell fallen oder steigen. Was bedeutet das für die Versicherungswerte?

Jetzt sprechen Sie das spannende Thema Neubewertung für gelistete Sammlungsobjekte an. Im Allgemeinen ist es sinnvoll, wiederkehrend etwa alle drei Jahre eine Prüfung der einzelnen Versicherungssummen vorzunehmen. In diesem Zeitraum entwickelt sich der Markt einzelner Künstler und Objekte manchmal erheblich nach oben oder unten und teilweise bleiben Werte auch stabil.

Informationen zu positiven Wertentwicklungen nehmen die Kunden im Allgemeinen freudig auf. Es braucht jedoch etwas Fingerspitzengefühl, seinem Sammler zu erklären, wenn das Gegenteil eingetreten ist. Aber es ist unser Verständnis von Seriosität, in beide Richtungen zu beraten, und dann stellt es sich als großer Vorteil heraus, dass unsere Underwriter die Kunden und deren Sammlungen persönlich kennen.

Hat sich mit der Veränderung der Sammlungen auch die Zielgruppe erweitert?

Uns erreichen mittlerweile viele Sammlungsanfragen auch aus dem gehobenen Design- als auch technischen und naturwissenschaftlichen Bereich. Auch hier hat sich ein gut verlaufender Markt mit Rekordverkäufen von zum Beispiel Dinosaurier-Skeletten entwickelt. Wissenschafts- und technikbegeisterte Sammler bereichern unseren Bestand und führen uns spannende Sammlungsgebiete vor. Insofern beantworte ich Ihre Frage entschieden mit ja.

Planen Sie aktuell Überarbeitungen Ihrer Konzepte?

Wir sind gerade dabei, unsere beiden „dienstältesten“ Bedingungswerke zu überarbeiten, damit Restauratoren und Künstler zukünftig auf breiterer Basis versichert werden können. Für Künstler gibt es nun Bausteine für die Versicherung von Medienkunst; Betriebseinrichtungen von Restauratoren und Künstlern sind zukünftig umfangreicher abgesichert und die automatisch mitversicherten Kosten sind erweitert und angehoben worden.

Unsere Produkte für private Sammler werden regelmäßig überarbeitet. Neben dem reinen Bedingungswerk – Allgefahrendeckung, großzügige Kostenpauschalen, weltweiter Geltungsbereich und Transporte – macht in der Kunstversicherung aber eigentlich die Betreuung den Unterschied. Die Produkte sind vergleichbar, in der Betreuung kann sich die Mannheimer positiv absetzen.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 32 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Birgit Rolfes, Mannheimer Versicherung

 
Ein Interview mit
Birgit Rolfes