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3. Dezember 2021
Divestments beeinflussen Aktienkurse und CO2-Emissionen
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Divestments beeinflussen Aktienkurse und CO2-Emissionen

Zur Erreichung der Klimaziele müssen Finanzströme von klimaschädlichen zu klimafreundlichen Wirtschaftsaktivitäten umgeleitet werden. Doch wie wirken diese Divestments? Eine Studie bescheinigt nun, dass ein Abzug von Kapital tatsächlich zu CO2-Reduzierungen führen kann.

Die Erreichung von Klimazielen ist auch in großem Maße von der Umleitung von Finanzströmen weg von klimaschädlichen und hin zu klimaneutralen Wirtschaftsaktivitäten abhängig. In den letzten Jahren bekannten sich zahlreiche Fonds- und Vermögensverwalter vermehrt zum nachhaltigen Investieren. So soll der Druck auf Unternehmen der Realwirtschaft erhöht werden, ihre Aktivitäten an den internationalen Klimazielen auszurichten und die dafür notwendigen Transformationsprozesse anzustoßen.

Divestment-Strategie als zentraler Ansatz

Ein zentraler Ansatz dabei ist das sogenannte Divestment, das heißt, der gezielte Verkauf klimaschädlicher Aktien zur Dekarbonisierung von Investmentportfolios durch private, institutionelle und öffentliche Anleger. So wirbt unter andrerem die von den Vereinten Nationen geförderte Portfolio Decarbonization Coalition (PDC) für die Dekarbonisierung von Investmentportfolios. Über Divestments sollen klimaschädliche Unternehmen veranlasst werden, Realinvestitionen in CO2-arme Aktivitäten und Technologien vorzunehmen, um so ihren CO2-Ausstoß zu senken. Bis dato blieb allerdings stets die Frage offen: Wie wirken solche Divestments überhaupt? Reduzieren davon betroffene Unternehmen tatsächlich ihre CO2-Emissionen?

Studiendesign

Eine jüngst erschienene Studie im Auftrag der Wissenschaftsplattform Sustainable Finance analysiert nun erstmals empirisch die Auswirkungen von Divestments europäischer und US-amerikanischer Aktienfonds auf die Aktienkurse und CO2-Emissionen von Unternehmen. Ausgangspunkt dieser Studie war die Identifikation der Fonds, die sich im Beobachtungszeitraum besonders stark dekarbonisierten. Danach verglichen die Studienautoren die Aktienkursentwicklung der Gruppe der divestierten Unternehmen mit denjenigen Aktienkursentwicklungen zweier Vergleichsgruppen, die weniger stark vom Veränderungsdruck hin zu mehr Klimafreundlichkeit betroffen waren, vor, während und nach den Divestments. Um anschließend eine Veränderung beim CO2-Ausstoß zu prüfen, verglich die Studie die kumulativen Veränderungen der Scope-1+2-CO2-Emissionen der drei Gruppen.

Divestment-Strategien zeigen erste Erfolge

Das Ergebnis ist, dass umfangreiche Divestments von Fonds die Aktienkurse klimaschädlicher Unternehmen um durchschnittlich ca. 7% reduziert haben. Diese Kursverluste führten schließlich auch dazu, dass die betroffenen Unternehmen ihre CO2-Emissionen im Vergleich zu anderen Unternehmen um durchschnittlich ca. 10% reduzierten. Besonders markant: Die gewonnenen Ergebnisse sind unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung der von Divestments betroffenen Unternehmen und stellen somit zum Beispiel kein Ergebnis einer geringeren Produktionstätigkeit dar. Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass Fonds mit gezielten Divestments eine Reaktion der betroffenen Unternehmen hin zu klimafreundlicherem Verhalten auslösen konnten. Die Studie liefert also erste Anzeichen, dass Divestments ein probates Mittel für private, institutionelle und öffentliche Anleger zur Eindämmung des Klimawandels sein können. (as)

Bild: © Brian Jackson – adobe.stock.com