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26. Oktober 2020
DKM beginnt heute in Zeiten großer Herausforderungen

DKM beginnt heute in Zeiten großer Herausforderungen

In Corona-Zeiten geht die DKM 2020 mit Start heute digital vonstatten. Die Entscheidung wurde frühzeitig getroffen, um den Austausch der Branche auch in diesem Jahr zu ermöglichen. Dabei hat die Corona-Pandemie die Finanz- und Versicherungswirtschaft fest im Griff: Während in einigen Bereichen noch die Folgen der ersten Corona-Welle verarbeitet werden, verschlechtert sich gerade die Gesamtsituation. Und die Pandemie ist nicht die einzige Druckstelle der Branche.

Die Umstellung auf Videoberatung und mobiles Arbeiten hat in der Corona-Pandemie gut funktioniert. Das ist gut für die Kundenbetreuung und das Neugeschäft, insbesondere auch deshalb, weil die Corona-Krise die Frage nach der eigenen Absicherung und damit den Bedarf nach Beratung verstärkt hat. So manche Entscheidung für geplante Digital-Maßnahmen wurde beschleunigt, auch wenn der Umsetzung aufgrund knapper IT-Ressourcen weiterhin Grenzen gesetzt sein dürften.

Licht und Schatten in der Versicherungswirtschaft

Im Großen und Ganzen ist die Versicherungswirtschaft zunächst einmal relativ gut durch die erste Corona-Welle gekommen. In der Leben- und Krankenversicherung als auch in der privaten Sachversicherung gibt es auch auf Leistungsseite nur wenige Probleme. Überall dort, wo der Corona-Stillstand zu weniger Schäden geführt hat, schlägt dies bei den Versicherern sogar positiv zugute – auch wenn die Schlussabrechnung wie etwa in der Kfz-Versicherung noch nicht gemacht ist.

Was aber betreffs des Corona-Stillstands im Frühjahr vermutlich hängen bleiben wird, sind die Probleme in der Betriebsschließungsversicherung. Die ersten Rechtsstreitigkeiten sind entschieden und es gibt einen ersten Vergleich im größeren Stil. Der Imageschaden für die Branche ist immens und betroffene Betriebe fragen sich, wofür man denn überhaupt eine Versicherung abgeschlossen habe. Die Beantwortung dieser Frage liegt nun im jeweiligen Vertragsverhältnis und den Wordings des jeweiligen Versicherers. Wenn nun die Pandemie einen Digitalisierungsschub ausgelöst hat, dann dürfte sie wohl auch gelehrt haben, dass Wordings verständlicher und transparenter werden müssen und sich die Kommunikation verbessern muss. An neuen Bedingungen wird gearbeitet, was in der Regel bedeutet, dass dort Pandemien ausgeschlossen werden. Betriebe zweifeln deshalb, warum sie eine Versicherung mit derartigen Ausschlüssen überhaupt abschließen sollten. Zumal sich gerade in der vor allem betroffenen Gastronomie viele Firmen mangels Liquidität verschulden mussten und von daher wenig Luft für Ausgaben bleibt. Versicherungsmakler wiederum kämpfen andererseits um einen Versicherungsschutz für ihre Kunden, denn viele Verträge wurden vonseiten der Versicherer zum Jahresende gekündigt.

Die Aufgabe der Versicherung steht infrage

Auf der DKM 2020, die ab heute bis Donnerstag digital stattfindet, stellt sich damit auch wieder konkret die Frage, was die Grundprinzipien einer Versicherung sind, was Kollektive bedeuten und wie dies auch in der Beratung kommuniziert wird. Denn salopp gesagt: Eine Versicherung ist beim Abschluss Vertrauenssache, erst im Leistungsfall eine Rechtsfrage. Oftmals vertraut der Versicherungsnehmer beim Abschluss auf einen Schutz, den er so vielleicht gar nicht abgeschlossen hat. Was andererseits aber auch nicht beschönigen soll, dass Transparenz Aufgabe der Versicherer und Versicherungsmakler ist und zudem unklare Bedingungen eigentlich zugunsten des Versicherungsnehmers auszulegen sind.

Paradigmenwechsel in der Lebensversicherung

Große Veränderungen gibt es auch in der Lebensversicherung. Dort kommen die Grundpfeiler der vergangenen Jahre ins Wanken. So wird die Beitragsgarantie in der Lebensversicherung aufgeweicht. Aus Niedrigzinsen sind mittlerweile Nullzinsen geworden. Für Lebensversicherer wird es immer schwieriger, für ihre Kunden aus dem Sicherungsvermögen heraus Garantien zu bedienen und Renditen zu erwirtschaften. Zudem benötigen die Lebensversicherer dringend Entlastung auf Garantieseite.

Mit Fall der 100%igen Beitragsgarantie entfällt aber auch ein ausschlaggebendes Argument für die kapitalbildende Lebensversicherung als Altersvorsorgeinstrument. Jahrelang galt dieses Argument auch in der Vermittlung und Beratung einfach als gegeben. Die Deutschen mit ihrem Sicherheitsdenken haben es dankbar angenommen. Nun müssen andere Gründe herhalten und es wird schwieriger die Lebensversicherung von anderen Vorsorgevehikeln abzugrenzen. So werden in den Gesprächen auf der DKM Lebensversicherer Versicherungsmaklern und -maklerinnen sicher erklären müssen, was es mit den neuesten Überlegungen auf sich hat und wie es um die eigene Finanzstärke steht.

Was passiert an den Kapitalmärkten?

Die Entwicklung bei den Versicherern hängt natürlich auch davon ab, wie sich die Kapitalmärkte entwickeln werden. Im Frühjahr haben sich die Märkte schnell erholt, was die Angst vor den Folgen einer zweiten Welle zerstreut hat. Es wird wohl auch darauf ankommen, wieweit der Staat in einem möglichen weiteren Lockdown die Wirtschaft stützen wird. Bleibt der Blick nach Großbritannien und nach USA und die Frage, was Brexit und US-Wahlen bringen werden. Einiges dazu lässt sich auf der DKM erfahren, etwa im Kongress Investment. Mehr als spannend dürfte dann das Streitgespräch zwischen den beiden Spitzenökonomen Marcel Fratzscher und Clemens Fuest sein.

Sorgenvoller Blick auf die Regulierung

Ein Thema führt in der Pandemie mittlerweile ein Schattendasein. Um die Regulierungsvorhaben für die Finanz- und Versicherungsvermittlung ist es ruhig geworden. Ein Provisionsdeckel in der Lebensversicherung ist wohl auf die lange Bank geschoben. Die geplante BaFin-Aufsicht für 34f-Vermittler erfährt rund um die Wirren des Wirecard-Skandals noch stärkere Kritik. Bleibt zu hoffen, dass vonseiten des Gesetzgebers nicht wieder in einer Art Überraschungscoup die Gesetzesvorhaben durchgezogen werden. Vorbereitet sollten Finanz-und Versicherungsmakler jedenfalls sein und nicht vergessen, dass demnächst Offenlegungspflichten für Nachhaltigkeitskriterien in die Beratungspraxis umgesetzt werden müssen.

Digitales Miteinander

Wenn sich nun die Branche in diesem Jahr also auf einer digitalen Messeplattform trifft, gibt es dort viele Gründe für einen intensiven Austausch. Auf der Agenda der DKM 2020 stehen zudem viele weitere Themen wie etwa Immobilien, Cyberschutz oder auch künstliche Intelligenz. Das digitale Format ist für die Leitmesse der Finanz- und Versicherungswirtschaft eine Premiere. Aussteller und Fachbesucher müssen sich entsprechend umstellen und sich auf neue Wege einlassen. Es dürfte ihnen mit Blick auf die Messe gelingen und was die Herausforderungen der Branche angeht, wird weiterhin wandlungsfähig gefragt sein. (bh)

Die DKM findet vom 26. bis 29.10.2020 statt. Zur Anmeldung geht es über www.die-leitmesse.de. Angemeldete Teilnehmer können sich direkt auf der Messeplattform https://digital.die-leitmesse.de/ einwählen.