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9. Juli 2022
Emerging Markets Local Debt: Drei Gründe für aktives Management

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Emerging Markets Local Debt: Drei Gründe für aktives Management

Wie schneiden aktive Anlagestrategien im Vergleich zu passiven Produkten ab? Dr. Ricardo Adrogué zeigt auf, dass die Antwort von der betrachteten Anlageklasse abhängt. Der Experte erklärt, weshalb sich gerade in weniger effizienten Märkten ein aktives Management durchaus lohnen kann.

Ein Artikel von Dr. Ricardo Adrogué, Leiter Global Sovereign Debt and Currencies bei Barings

Die Vorstellung, dass „durchschnittliche“ aktive Manager in der Regel schlechter abschneiden als passive Produkte, die lediglich einen Index abbilden, hat in den letzten zehn Jahren viele Anleger veranlasst, sich für passive Anlagen zu entscheiden. Passive Produkte funktionieren aber nicht in allen Anlageklassen gleich gut. Wenn es um Investitionen in weniger effiziente Märkte geht, etwa lokale Schuldtitel in Schwellenländern, gibt es mehrere Gründe, warum die Indexnachbildung häufig sowohl zu höheren Risiken als auch zu verpassten Chancen führt.

 

Emerging Markets Local Debt: Drei Gründe für aktives Management

 

Grafik: Aktives vs. passives Investieren in EM Local Debt

Der Average EM Local Debt Fund umfasst 28 aktiv verwaltete Fonds.

1. Unterschiede bei der Wertentwicklung

Vor dem ohnehin schwierigen Hintergrund einer steigenden Inflation weltweit und einer restriktiven US-Notenbank sowie Sorgen um China und lokale Covid-19-Ausbrüche hat auch der Einmarsch Russlands in die Ukraine die Schwellenländeranleihen in Aufruhr versetzt. Die Performance der lokalen Schwellenländeranleihen im bisherigen Jahresverlauf spiegelt dies wider – auf Indexebene ist die Anlageklasse rückläufig.

Wie so oft verbergen die Renditen auf Indexebene jedoch die enorme Vielfalt, Streuung und Komplexität der Performance von Emittent zu Emittent. Während die allgemeinen Marktbedingungen für Schwellenländeranleihen oft die kurzfristigen Renditen bestimmen, sind es letztlich die länderspezifischen Fundamentaldaten, die langfristig Preise und Performance bestimmen. So liegen etwa die lokalen Schuldtitel der Schwellenländer in diesem Jahr insgesamt im Minus (−6,5% per Ende April), aber die Performance einiger Länder war deutlich besser (oder schlechter) als die anderer.

Ein häufiges Missverständnis ist, dass die größten Länder im Index den größten Beitrag zur Performance leisten. Nicht unbedingt: Unabhängig von der Gewichtung eines Landes kann es einen großen Beitrag zur Gesamtrendite leisten oder diese erheblich beeinträchtigen. Im Bereich der lokalen Anleihen besteht der Index beispielsweise aus weniger Ländern und größeren Gewichtungen pro Land, die von 0 bis etwa 10% reichen. Ein genauerer Blick zeigt jedoch, dass Länder wie Brasilien, Indonesien und Thailand zwar ähnlich gewichtet sind, aber in diesem Jahr ganz unterschiedlich zur Performance beigetragen haben.

2. Die Nachbildung des Index kann schwierig sein – Und teuer

Erfolgreiches passives Management basiert auf der Prämisse, dass ein relevanter Anlageklassenindex genau und kosteneffizient nach­gebildet werden kann. Das ist bei lokalen EM-Schuldtiteln nicht unbedingt der Fall – hier entstehen Kosten nicht nur durch die Nachbildung des Index (Handelskosten), sondern auch in Form von lokalen Steuern auf Staatsanleihen.

Zu beachten ist auch, dass börsengehandelte Fonds für Schwellenländeranleihen (ETFs) wie der Index in der Regel ein geringeres Engagement in einer großen Anzahl von Ländern haben. Das bedeutet, dass sie oft sowohl in die besten als auch in die schlechtesten Länder der Staatsschuldenlandschaft investiert sind ohne die Möglichkeit, risiko­reiche oder sich verschlechternde Länder zu unterscheiden. Und wie erwähnt, können selbst Länder mit geringer Gewichtung einen erheblichen Beitrag zur Gesamtrendite leisten oder sie beeinträchtigen.

Aktive Manager dagegen sind nicht durch den Index beschränkt und haben die Möglichkeit, nicht nur die „faulen Äpfel“ zu meiden, sondern können auch größere Positionen in Ländern eingehen, die positive Trends aufweisen.

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Ein Artikel von
Dr. Ricardo Adrogué