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12. März 2021
Erstes Sozialpartnermodell in Deutschland startet

Erstes Sozialpartnermodell in Deutschland startet

Mit „Die Deutsche Betriebsrente“ startet das erste Sozialpartnermodell in Deutschland. Ab 01.07.2021 sollen Beschäftigte der Talanx Gruppe Versorgungsverhältnisse zeichnen können. Warum der Weg bis zur Umsetzung so weit war und was sie sich für die Zukunft erhoffen, gaben die Konsortialpartner bei einem Pressegespräch bekannt.

„Die Deutsche Betriebsrente“ (DBR), eine Kooperation der Versicherer Talanx und Zurich, präsentiert das erste Sozialpartnermodell in Deutschland. Die Verhandlungen zwischen Talanx und ver.di sind abgeschlossen. Der Start des Modells soll nach der obligatorischen BaFin-Prüfung erfolgen. Dies wurde am 11.03.2021 im Rahmen eines Online-Pressegesprächs bekanntgegeben.

Blaupause für andere Branchen

Dr. Christopher Lohmann, im Vorstand der Talanx Gruppe verantwortlich für den Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland, bezeichnet die Einführung als einen „Meilenstein für die Altersversorgung in Deutschland“. Dr. Carsten Schildknecht, Vorstandsvorsitzender der Zurich Gruppe Deutschland, merkt an, man habe „nach intensiven Verhandlungen mit Talanx und ver.di eine Blaupause kreiert, die ver.di auch auf andere Branchen in Deutschland anwenden kann.“ Ziel der DBR sei es nun, den Schwung der Verhandlungen mit ver.di aufzunehmen und weitere Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften von dem Zielrentenkonzept zu überzeugen.

bAV: Komplexität muss abgebaut werden

Hier sieht Lars Golatka, Bereichsvorstand bAV bei Zurich und Vorstandsvorsitzender der Deutscher Pensionsfonds AG (Konsortialführer des Konsortiums, das „Die Deutsche Betriebsrente“ durchführt), die Politik in der Pflicht: Man erwarte, „dass die Geringverdiener im Rahmen ihrer Anstrengungen um eine angemessene Altersvorsorge zusätzlich gestärkt und dynamisiert gefördert werden. Auch die Öffnung für Unternehmen ohne Zugang zu dieser tarifvertraglichen Lösung sollte konsequent vorangetrieben werden. Es gilt, die bisherige Komplexität der bAV durch Automatisierung und digitale Beratung weiter abzubauen.“

Als erste sollen nun ab dem 01.07.2021 rund 11.000 Beschäftigte der Talanx Gruppe ihre bAV auf Wunsch auch über die reine Beitragszusage abschließen können. Bei Talanx hofft man auf eine Beteiligung im guten vierstelligen Bereich, möchte sich aber nicht auf eine Mindesthöhe festlegen lassen, ab der das Modell als Erfolg gewertet werde.

Kollektive Sicherheit kommt ohne Garantien aus

Neben den Arbeitnehmerbeiträgen aus der Entgeltumwandlung fließen auch die gesetzlichen Arbeitgeberzuschüsse in Höhe von 15% in den Aufbau der Versorgung ein. Zudem leisten die Arbeitgeber auf jeden Euro Beitrag einen ergänzenden Sicherungsbeitrag, der dem Kollektiv als zusätzlicher Sicherheitspuffer zugutekommt. Damit habe das Sozialpartnermodell, auch wenn keine formellen Garantien ausgesprochen werden dürfen, ein hohes Maß an Sicherheit zu bieten. Denn, wie beim Pressegespräch mehrfach betont wurde: „Kollektive Sicherheit braucht keine Garantien“. Mitarbeiter mit niedrigen Einkommen sollen eine zusätzliche Förderung erhalten.

Deutsche Betriebsrente: Immer das Doppelte der klassischen Rente

Auf Nachfrage lieferte Fabian von Löbbecke, bei Talanx Vorstand für betriebliche Altersversorgung und zugleich mitverantwortlich für „Die Deutsche Betriebsrente“, folgende Beispielzahlen: Ein 40-jähriger Beschäftigter könne aus 100 Euro brutto bei einer klassischen bAV mit 100 Euro Garantierente rechnen. Bei „Die Deutsche Betriebsrente“ seien mit ca. 200 Euro zu rechnen, denn es gelte hier: „Immer das Doppelte der klassischen Rente“. Die Verwaltungskosten seien bei „Die Deutsche Betriebsrente“ im Vergleich zur klassischen bAV deutlich reduziert. Durch den Verzicht auf Garantien könne die Kapitalanlage in „Die Deutsche Betriebsrente“ zudem offensiver gestaltet werden als sonst (50% Aktien/50% Renten).

Skepsis und Komplexität der Umsetzung als Hürden

Als große Hürden auf dem langen Weg der Umsetzung – im Februar 2018 hatten Talanx und Zurich ihre Planungen für eine Konsortiallösung im Sozialpartnermodell erstmals bekanntgegeben, AssCompact berichtete – nannte von Löbbecke die Zurückhaltung wegen „fehlender“ Garantien, die „intuitive Angst“ vor einer sinkenden Rente und aufseiten der Initiatoren die komplexe Fragestellung, wie „Die Deutsche Betriebsrente“ richtig durchgeführt und gesteuert werden könne.

Zwischen Verstehen von Wirkungs- und Funktionsweise unterscheiden

Martina Grundler, Fachgruppenleiterin Versicherungen bei ver.di, betonte, man habe das System von Grund auf verstehen wollen, um selbst in Zukunft auch Arbeitnehmer davon überzeugen zu können. Dabei sei es vor allem um das Nachvollziehen aller einzelnen „Stellschrauben“ zur optimalen Gestaltung des Modells gegangen. Von Löbbecke ergänzte dazu, dass man zwischen dem Verstehen der Funktionsweise und dem Verstehen der Wirkungsweise von „Die Deutsche Betriebsrente“ unterscheiden müsse. Daher sei es für die Initiatoren zwar ein weiter Weg von den ersten Planungen bis zur Umsetzung gewesen, aber man habe keine Zweifel daran, dass es im Rahmen eines nur zehnminütigen, seriösen Beratungsgesprächs möglich sei, einem Arbeitnehmer „Die Deutsche Betriebsrente“ zu erklären. Aufseiten der Konsortialpartner hofft man nun auf zahlreiche Nachahmer im Markt. Interesse aus verschiedenen Branchen sei schon angeklungen, von Versicherern habe es bisher noch keine weitere Anfrage gegeben.

Über „Die Deutsche Betriebsrente“

Unter der gemeinsamen Marke „Die Deutsche Betriebsrente“ bündeln Zurich und Talanx ihre Kompetenzen in der bAV und in digitalen Lösungen und bieten ein gemeinsames Lösungsmodell an. Die Umsetzung erfolgt über ein Konsortium der Pensionsfonds der beiden Gruppen, die Deutsche Pensionsfonds AG sowie die PB Pensionsfonds AG. Die Pensionsfonds sind Produktgeber des Sozialpartnermodells. Ihr Ziel ist es, Arbeitnehmern, Arbeitgebern und Sozialpartnern eine kostengünstige, renditestarke und besonders effiziente Altersversorgung zu ermöglichen. (ad)

Bild: © metamorworks – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Ludwig Barthel… am 12. März 2021 - 09:07

Alles wird einfacher, billiger, besser.... Qualifizierte Beratung brauchen wir nicht mehr, digitaler Abschluss ersetzt persönliches Gespräch, Nachfragen erledigen Telefoncomputer, Versprechungen ("doppelte Rente") ersetzen nachvollziehbare Transparenz...

Schöne neue Welt eben.... es kann alles so einfach sein....man muss sich nur um die wahren Probleme der bAV kümmern...

Gespeichert von Wilfried Stras… am 15. März 2021 - 10:33

Antwort auf von Ludwig Barthel…

Allein um Nachhaltigkeit genau zu erklären, inklusive möglicher Tarife, mit FÜR und WIDER benötigt man seriös Stunden. Egal, kann man das ohne Provision, wenn der Partner VERMÖGEND ist. Das Setzen Politiker und Beamte, von Ihrer Pension ausgehend, bestimmt voraus. Wie es durchschnittlich in Deutschland keine Armut gibt. Bei 2% die 50% besitzen und 10% -90%-vollkommen logisch. Die 90% der Bevölkerung kommen mit 10% des Vermögens locker zurecht! Verstehen alle Beamten und Politiker bestimmt.Transparency

Gespeichert von Wilfried Stras… am 15. März 2021 - 10:21

Eine Faktendarstellung: Mit einem Monatsbeitrag von € 100,00 erzielt man bei 4% Rendite (90% erreichen das NIE) in 50 Jahren € 187.169,84. Unsere Kunden erzielen aber € 1.025.782,66.  Fatalisten sind solche Fakten völlig egal. Wir sind gut beraten, BASTA-alles seriös. Überprüfen, auch wenn es sogar am Telefon in 5 Minuten möglich ist, auf keinen Fall. Was sind schon € 850.000,00 weniger? Falscher Ton?  JA-KLAR!