Erstmals wechseln wieder mehr Versicherte ihre Kfz-Versicherung

Mit dem Beginn des Jahres 2023 ist die Kfz-Wechselsaison in der Regel beendet und das Geschäft bei den Versicherern eingetütet. Welche Dynamik konnte also in der abgelaufenen Saison beobachtet werden? Eine aktuelle Studie von Sirius Campus zeigt nun, dass die Wechselaktivität im Kfz-Versicherungsmarkt im Jahr 2022 im Vergleich mit den Vorjahren erstmals wieder angestiegen ist. Dafür wurden im Dezember letzten Jahres knapp 2.000 Kfz-Versicherungsnehmer ab 18 Jahren für die Marktuntersuchung „Wechselaktivität bei Kfz-Versicherungen im Jahresendgeschäft 2022“ befragt.

Wechselaktivität steigt

Insgesamt ist der Studie zufolge die Wechselaktivität bei den rund 41 Millionen privaten Kfz-Versicherungsnehmern vom Jahresende 2021 von 18% auf aktuell 29% bis Ende November 2022 gestiegen. Nach drei Jahren des Rückgangs stieg die Wechselaktivität damit wieder etwa auf das Niveau von 2020. Und auch die Anzahl der tatsächlichen Wechsler ist erstmals wieder von 1,3 Millionen Ende 2021 auf 1,8 Millionen Ende 2022 gestiegen. Damit haben 4,2% der Kfz-Versicherungsnehmer mit durchschnittlich 1,1 Vertragswechseln insgesamt rund zwei Millionen Verträge gewechselt.

Wechselmotiv „Beitragsanstieg“ gewinnt an Bedeutung

Das meiste Neugeschäft infolge der Wechselaktivität haben (in alphabetischer Reihenfolge) Allianz, AXA, HUK24, HUK-COBURG und LVM gewinnen können. Gemeinsam gewinnen diese fünf Versicherer fast die Hälfte aller Neuabschlüsse (44%), schreibt Sirius Campus in einer Pressemitteilung.

Damit bei einem Kfz-Versicherungskunden aus einer Wechselbereitschaft auch tatsächlich ein Kfz-Versicherungswechsel erfolgt, ist die Ansprache von Vertretern, Maklern, Bankberatern oder über ein E-Mail-Alert von Vergleichsportalen ein starker Treiber. Das Hauptmotiv für einen Wechsel bleibt mit 40% das Geldsparen. Besonders aber die Wahrnehmung eines Beitragsanstiegs steigert die Wechselquote beträchtlich, beobachten die Analysten. Und tatsächlich ist der Beitragsanstieg mit 14% zum zweithäufigsten Wechselmotiv geworden (Vorjahr: 10%). „Der allgemeine Beitragsanstieg im Kfz-Versicherungsmarkt hat zwar die Wechselaktivität gesteigert, jedoch konnten seltener günstigere Angebote als in den Vorjahren, selbst bei Nutzung von Vergleichsportalen, gefunden werden. Versicherer haben in Zeiten der Inflation wenig Interesse an einem Preiswettbewerb“, kommentiert Studienherausgeber Dr. Oliver Gaedeke die Ergebnisse.

Bedeutung von Social Media nimmt zu

Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass Social Media als Werbeplattform bei wechselwilligen Kfz-Versicherten an Bedeutung weiter zulegt. So hätten laut Sirius Campus Kontakte im Internet zu neuen Anbietern, aber auch Anzeigen, Videos, News oder Ratgeberseiten in dieser Wechselphase an Einfluss auf das Wechselverhalten zugenommen. Nach den aktuellen Daten eines Murmuras-Online-Monitorings von August bis November 2022 mit 470 Versicherungskunden hatten 19% der Befragten Kontakt mit einer Kfz-Versicherungswerbung auf Facebook oder Instagram. Vor allem in der Hochphase der Wechselsaison – also von Mitte Oktober bis Mitte November – hätten Anbieter die meiste Kfz-Versicherungswerbung in diesen beiden sozialen Medien geschaltet. Als besonders auftrittsstark mit einer Reichweite von über 5% gelten laut Sirius Campus folgende Versicherer (in alphabetischer Reihenfolge): ADAC, Allianz, AXA, Pro Verbraucher (Makler), Verti und Zurich.

Die meisten Kunden bleiben dem Anbieter treu

Trotz der höheren Wechselaktivität blieben die meisten Kunden (85%) laut Sirius Campus-Studie dann doch ihrem bisherigen Anbieter treu. Allerdings: Rund ein Drittel (36%) der Wechselaktiven suchen auch günstige Alternativen zu ihrer aktuellen Kfz-Versicherung, um mehr Verhandlungsdruck beim bisherigen Versicherer aufbauen zu können (Vorjahr: 24%). Tatsächlich schließen rund ein Viertel der Kündiger dann aber doch wieder eine Kfz-Versicherung bei ihrem bisherigen Anbieter ab. Vor allem Allianz, AXA, DEVK, HUK24 und VHV (in alphabetischer Reihenfolge) gelingt es, Kfz-Versicherte trotz Wechselbereitschaft weiter an sich zu binden. „Vor allem vertreterorientierte und vorsichtige Kunden scheuen einen Wechsel, da ihnen ein vertrauter Anbieter lieber ist. Versicherer mit einer kundenorientierten Kommunikation von Beitragsanpassungen und Beratungsangeboten für Tarifalternativen gelingt es, die Abwanderungsrate gering zu halten“, gibt Dr. Gaedeke zu bedenken. Außerdem würden die Versicherer die Bedeutung von Brief- und Angebotsgestaltung außerhalb schlichter und meist schädlicher Rabattierungen noch zu wenig erkennen. (as)