Das von KfW Research geschätzte Kreditneugeschäft der deutschen Banken und Sparkassen mit Unternehmen und Selbstständigen gewinnt weiter an Tempo. Im zweiten Quartal 2017 hat es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4,8% zugelegt. Im Vorquartal hatte die Wachstumsrate mit 2,9% ebenfalls bereits deutlich im Plus gelegen. Die Kreditvergabe entwickelt sich damit so dynamisch wie seit Beginn der Finanzmarktkrise nicht mehr.
Spiegel der robusten Konjunktur
KfW Research zufolge hat diese Entwicklung einen deutlich erfreulicheren Grund als die Finanzkrise. Vor zehn Jahren mussten Unternehmen aufgrund von Liquiditätsengpässen verstärkt kurzfristige Kredite in Anspruch nehmen. Die aktuelle Belebung spiegele hingegen die anhaltend robuste Konjunktur in Deutschland wider, die zu steigender Investitionsneigung und damit zu einer höheren Kreditnachfrage führe.
Positiver Ausblick auf 2018
Die Experten der KfW erwarten, dass sich an der positiven Entwicklung so schnell nichts ändern. „Die Chancen stehen gut, dass das Kreditneugeschäft bis ins Jahr 2018 hinein mit kräftigen Raten zulegt“, kommentiert Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW. Lange hätten sich die Unternehmen nicht von den guten Finanzierungsbedingungen locken lassen. Das ändere sich gerade. „Der Wirtschaftsaufschwung geht in sein achtes Jahre, die Auslastung der Produktionskapazitäten ist hoch und nimmt zu, die Stimmung in den Unternehmen ist hervorragend“, so Zeuner. Der KfW-Experte rechnet daher damit, dass der dringend benötigte Ausbau des Kapitalstocks jetzt vorankommt und die Unternehmensinvestitionen in diesem und im nächsten Jahr spürbar an Schwung gewinnen werden. Damit wachse auch der Finanzierungsbedarf der Firmen.
Noch keine nachhaltige Trendwende
Von der aktuellen Aufhellung am Kreditmarkt könne man allerdings noch nicht auf eine nachhaltige Trendwende schließen. Die Kreditneuzusagen seien weiterhin deutlich von ihrem Niveau Anfang des Jahrtausends entfernt und seither zudem erhebliche strukturelle Veränderungen festzustellen. „Unternehmen geben der Innenfinanzierung den Vorzug, stärken ihr Eigenkapital und meiden Verschuldung so weit wie möglich. Diese Entwicklung geht einher mit sinkenden Investitionen im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung“, so Zeuner. Es sei nicht absehbar, dass die Firmen dieses Verhalten wieder ändern. „Schließlich können sie weiterhin auf ihre große Innenfinanzierungskraft bauen, zumal die regulatorischen Verschärfungen in Verbindung mit einer wirtschaftlichen Abschwächung die Kreditvergabebereitschaft der Banken jederzeit auf die Probe stellen könnten.“ (mh)
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