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8. September 2025
Flottenversicherung unter Druck: Wie digitale Prozesse Kosten senken
Flottenversicherung unter Druck: Wie digitale Prozesse Kosten senken

Flottenversicherung unter Druck: Wie digitale Prozesse Kosten senken

Corify-CEO Artur Reimer sieht im Bereich der Flottenversicherung eine „deutliche Schadeninflation“. Wo liegen für ihn die Haupttreiber der Entwicklung? Inwiefern spielt Fahrermangel eine Rolle? Und was empfiehlt Reimer Maklern beim Versicherungsschutz zu beachten?

Interview mit Artur Reimer, CEO von corify
Herr Reimer, wie haben sich die Schadenkosten in der Flottenversicherung in den vergangenen Jahren entwickelt?

Wir erleben seit Jahren eine deutliche Schadeninflation. 2023 war die Lage besonders kritisch, 2024 hat sich das Bild zwar verbessert, blieb aber defizitär. Das heißt: Die Versicherer zahlen nach wie vor mehr aus, als sie einnehmen – und speziell in der Flottenversicherung ist diese Schere noch einmal ausgeprägter. Der Kostendruck bleibt also hoch, trotz aller Prämienanpassungen.

Welche Faktoren treiben diesen Anstieg?

Die Haupttreiber sind die Kosten. Ersatzteile sind in den vergangenen Jahren deutlich teurer geworden, Werkstattlöhne liegen weit über der allgemeinen Lohnentwicklung, und moderne Fahrzeugsysteme machen jede Reparatur komplexer. Ein einfacher Karosserieschaden bedeutet heute nicht mehr nur Blech richten, sondern oft auch Sensoren und Assistenzsysteme kalibrieren. Dadurch steigen die durchschnittlichen Schadenhöhen kontinuierlich.

Inwiefern belasten steigende Kraftstoffpreise, Fahrermangel und höhere Verkehrsdichte die Profitabilität im Flottengeschäft?

Diese Faktoren beeinflussen vor allem die Schadenfrequenz und den Kostendruck auf Flotten. Höhere Kraftstoffpreise machen den Betrieb teurer und erhöhen den Druck auf stabile Prämien in Ausschreibungen. Der Fahrermangel führt dazu, dass häufiger unerfahrene oder überlastete Fahrer eingesetzt werden – und damit das Unfallrisiko steigt. Und die zunehmende Verkehrsdichte sorgt für mehr Staus, Stop-and-go-Situationen und damit eine höhere Zahl an Auffahr- und Kollisionsschäden. Alles zusammen führt zu häufigeren Schäden und belastet die Profitabilität zusätzlich.

Worauf sollten Makler in der Deckung von Flottenrisiken besonders achten?

Makler sollten ihren Kunden mehr bieten als Versicherungsschutz. Es geht darum, Risiken aktiv zu managen: Schadenmuster zu analysieren, Fahrerschulungen anzustoßen oder durch Selbstbehalte Kleinschäden effizient zu steuern. Transparenz über die Flotte ist dabei entscheidend – nur so lassen sich Risiken frühzeitig erkennen und Maßnahmen gezielt umsetzen.

Warum stoßen Versicherer und Makler im aktuellen Marktumfeld daher an ihre Belastungsgrenzen?

Weil die Flottenversicherung sehr prozessintensiv ist und gleichzeitig geringe Margen bietet. Jeder Fahrzeugwechsel, jede Anpassung, jeder Schadenfall bedeutet Aufwand. Für Makler lohnt sich die Sparte kaum, für Versicherer ist sie verlustträchtig. Gleichzeitig steigt die Zahl der Ausschreibungen, weil Kunden höhere Prämien hinterfragen. So entstehen mehr Arbeit, längere Prozesse und Platzierungen in letzter Minute.

Wie funktioniert die digitale Risk Submission bei corify?

Wir strukturieren den gesamten Ausschreibungsprozess. Aus dem corify fleet management liegen die Fahrzeuge strukturiert und standardisiert vor. Dazu standardisieren wir auch die relevanten Ausschreibungsinformationen – Deckungswünsche und Bedingungen – und reichern sie mit Schadendaten an. Dieses Paket wird direkt mit dem Versicherer geteilt. Damit schaffen wir eine neue Qualität in der Zusammenarbeit: weniger Rückfragen, bessere Vergleichbarkeit, schnellere Entscheidungen. Oder anders gesagt: We are revolutionizing the market by standardizing coverages and conditions.

Welche Vorteile bietet sie gegenüber herkömmlichen Ausschreibungsprozessen?

Der Unterschied ist Transparenz und Geschwindigkeit. Heute arbeiten Makler und Versicherer oft mit unterschiedlichen Formaten und Excel-Listen. Auf unserem Marktplatz nutzen alle dieselbe Datenbasis. Das reduziert Reibungsverluste, beschleunigt Rückläufe und macht Angebote vergleichbar – bei voller Flexibilität für komplexe Programme.

Welche messbaren Effekte haben automatisierte Prozesse auf Qualität, Abschlussquoten und Bearbeitungszeiten im Flottengeschäft?

Automatisierung senkt den Aufwand, vermeidet Fehler und erhöht die Geschwindigkeit. Makler berichten uns, dass sie mit denselben Ressourcen deutlich mehr Geschäft bewältigen können – und dabei sogar ihre Abschlussquoten steigern. In der Praxis heißt das: weniger Administration, mehr Fokus auf Kundenberatung und Wachstum.

Welche Bedeutung hat Skalierbarkeit für Maklerunternehmen, die im Flottenbereich wachsen wollen?

Sie ist unverzichtbar. Der Fachkräftemangel verschärft sich, gleichzeitig bleibt die Prozessfrequenz extrem hoch. Ohne digitale Unterstützung lässt sich ein wachsendes Geschäft kaum managen. Mit standardisierten, automatisierten Abläufen können Makler größere Portfolios profitabel betreuen und gleichzeitig Qualität und Service sichern.

Wie verändert die vollständige Digitalisierung von Ausschreibung und Platzierung die Zusammenarbeit zwischen Maklern und Versicherern?

Sie führt zu echter Partnerschaft. Wenn beide Seiten auf dieselben Daten zugreifen, können Risiken schneller, fundierter und transparenter bewertet werden. Unser Ziel sind Better Risk Partnerships – weniger Administration, mehr Risikosteuerung. Genau das ist entscheidend, um Deckungsqualität und Prämienniveau im Markt langfristig stabil zu halten.

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