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17. August 2022
Fondsgesellschaften reiten die grüne Welle

Fondsgesellschaften reiten die grüne Welle

Im vergangenen Quartal erhielten laut Morningstar 713 Investmentfonds eine neue Klassifizierung entsprechend EU-Offenlegungsverordnung. Auffällig: Es fanden fast ausschließlich Heraufstufungen statt. Vor dem herausfordernden Artikel-9-Standard schrecken Asset-Manager meist zurück.

Das Analysehaus Morningstar hat überprüft, wie viele Fonds in den letzten drei Monaten eine andere Nachhaltigkeitsklassifizierung laut EU-Offenlegungsverordnung (SFDR) erhalten haben. Mit der SFDR werden Vermögensverwalter dazu verpflichtet, Informationen über die Umwelt-, Sozial- und Governance-Risiken ihrer Investitionen bereitzustellen, und die Auswirkungen auf die Gesellschaft und den Planeten zu bewerten. Das Ergebnis der Untersuchung: Im zweiten Quartal 2022 hat die stattliche Anzahl von 713 Fonds eine andere SFDR-Klassifizierung erhalten.

Fast ausschließlich Upgrades

Wer die einschlägige Fachpresse zu Investmentfonds verfolgt, wird nicht erstaunt sein über die Erkenntnis, dass es mehr Heraufstufungen als Herabstufungen gab. Der konkrete Anteil aufgewerteter Fonds überrascht dann aber doch: Bei 696 von 713 Änderungen handelt es sich um Heraufstufungen. Das ist ein Anteil von 97,6%.

Impact-Fonds stellen höhere Hürden

Auch bemerkenswert: Bei der überwiegenden Mehrheit der Heraufstufungen (652) handelt es sich um einen Wechsel von Standard-Fonds (Artikel 6) zu hellgrünen ESG-Fonds (Artikel 8). Nur wenige Fondsgesellschaften wagen es, ihre Produkte auf dunkelgrünes Niveau (Artikel 9) zu bringen. Hierfür müssen nämlich konkrete Nachhaltigkeitsziele definiert und verfolgt werden. Artikel-9-Fonds sollen also eine tatsächliche Wirkung entfalten und werden deshalb auch als Impact-Fonds bezeichnet.

Mittelzuflüsse nur bei Impact-Fonds

Fondsgesellschaften, die den Aufwand jedoch nicht scheuen, ihr Produkt auf dunkelgrün zu trimmen, wurden in den vergangenen Monaten belohnt. Während Anleger im zweiten Quartal 2022 aufgrund des negativen Marktumfelds mehr als 30 Mrd. Euro aus hellgrünen Artikel-8-Fonds abzogen, verzeichneten Impact-Fonds auch in diesem schwierigen Marktumfeld Nettozuflüsse von fast 6 Mrd. Euro.

EU verdeutlicht Regulatorik

Die wenigen Herabstufungen entfallen sämtlich auf Wechsel von Artikel-9- zu Artikel-8-Fonds. Sie sind laut Morningstar allesamt das Ergebnis einer regulatorischen Klarstellung der Europäischen Kommission, auf die die Fondsgesellschaften reagiert haben.

Rasant zunehmende Zahl von Impact-ETFs

Noch immer dominieren aktive Fonds die Produktlandschaft an Artikel-8- und Artikel-9-Fonds. Insbesondere bei den Impact-Fonds holen ETFs und Indexfonds jedoch auf. Sie machen mittlerweile 23% aller Artikel-9-Produkte am Markt aus. Vor einem halben Jahr waren es noch lediglich 17%. Die wachsende Zahl geht laut Morningstar auf die größer werdende Produktpalette an passiven Produkten zurück, die sich an EU-Klima-Benchmarks orientieren – diese sind häufig an dem Zusatz „Paris-aligned“ zu erkennen. (tku)

Bild: © artifirsov – stock.adobe.com