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19. Januar 2024
Fünf Reputationsrisiken bereiten Unternehmen besondere Sorge

Fünf Reputationsrisiken bereiten Unternehmen besondere Sorge

Reputationsschäden können für Unternehmen schwere Folgen haben – viele treffen daher Vorbereitungen für den Ernstfall. Doch welche rufschädigenden Risiken fürchten sie eigentlich am meisten? Eine WTW-Studie zeigt: In den Vordergrund rückt hier unter anderem das Thema ESG.

Der Makler und Risikoberater WTW hat für den „Reputational Risk Readiness Survey“ 375 Führungskräfte und Risikoverantwortliche aus 20 Ländern befragt. Unternehmen nehmen ihre Reputationsrisiken immer mehr wahr und werden sich der potenziellen Kosten eines Imageschadens bewusster. Zudem gibt es auch weniger Vertrauen in die eigenen Risikomanagementsysteme im Vergleich zu 2021. Vielerorts fehlen adäquate Vorsorge- und Versicherungsmaßnahmen, so einige Ergebnisse aus der Studie.

Relevanz von ESG-Pflichten steigt

Immer relevanter werden beispielsweise ESG-Pflichten. Reiner Schwinger, Head of Central Europe, sagt dazu: „ESG ist ein sehr breites Feld und rückt insgesamt zunehmend nach oben auf der Unternehmensagenda. Umweltverschmutzung, Diskriminierung oder Menschenrechtsverstöße können einen schwerwiegenden Reputationsschaden nach sich ziehen, nicht nur in den Augen der Öffentlichkeit, sondern auch wichtiger Investoren oder Versicherer, die die Einhaltung von ESG-Kriterien vorschreiben.“ Zudem betont er, Unternehmen müssten sich dieser weitreichenden Folgen bewusst sein und sich ausreichend absichern.

Diese fünf Reputationsrisiken fürchten Unternehmen am meisten

Fünf Reputationsrisiken bereiten Unternehmen besondere Sorge

Grafik: Wo ordnen Sie Reputationsrisiken ein?

In Zahlen zeigt der „Reputational Risk Readiness Survey“ Folgendes: Reputationsrisiken befinden sich nun für 26% der Teilnehmer unter den Top-3-Risiken (2021: 18%). 55% würden sie immerhin unter den Top-5-Risiken verorten (2021: 65%). Als drei der fünf wichtigsten Reputationsrisiken werden von den Befragten Umwelt- (30%), Sozial- (29%) und Governance-Risiken (33%) gesehen. 35% sehen Fehler im Umgang mit Kunden als das Top-Risiko. Die Bedrohung durch Attentäter landet mit 31% ebenfalls in den Top 5. Im Vergleich zu 2021 ist der Wert sogar um 11 Prozentpunkte gestiegen. Lediglich 15% sagen, ihr Ruf könnte durch potenzielle Cyberattacken gefährdet werden.

Fünf Reputationsrisiken bereiten Unternehmen besondere Sorge

Grafik: Welche Reputationsrisiken bereiten Ihrem Unternehmen die meisten Sorgen?

„Während einige Unternehmen Reputationsrisiken eine höhere Priorität einräumen, stufen andere diese als weniger relevant ein“, so Olga Losing-Malota, Head of Broking DACH. Trotzdem zeige die wachsende Anzahl an Teilnehmern, die Imageschäden unter den Top-3-Risiken einordnen, dass Reputation aus Unternehmenssicht als eines der wesentlichen Risiken erachtet werde, so Losing-Malota weiter.

Finanzabteilungen öfter im Krisenteam

Unternehmen sehen auch mehr und mehr das finanzielle Risiko von Reputationsschäden im Angesicht dessen, dass der Anspruch wächst, ESG-Verpflichtungen zu erfüllen. So werden laut WTW Finanzabteilungen beim Reputationsmanagement immer wichtiger. In drei von fünf der befragten Unternehmen ist die Abteilung „Financial Controlling“ jetzt Teil des Krisenteams – eine Steigerung um fast 50% gegenüber 2021. Fast alle Befragten (95%) haben ein spezielles Budget für Reputationsmaßnahmen eingeführt.

Vertrauen ins Risikomanagement sinkt

Das Vertrauen ins Risikomanagement fällt allerdings derweil, wie die Studie herausgefunden hat. Waren es 2021 noch 23%, so halten aktuell nur noch 13% ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Reputationsrisiken für sehr gut. Dazu meint Losing-Malota: „Diese negative Selbsteinschätzung ist fatal, denn besonders der finanzielle Schaden kann existenzbedrohend sein. Unternehmen haben demnach noch viel Handlungsbedarf.“ Nur wer sein Risikoprofil kenne, könne entsprechende Maßnahmen ergreifen, um die Bedrohungen zu minimieren.

„Mit Makler und Versicherern zur Risikolage austauschen“

Jedoch versuchen die meisten Unternehmen, sich auf den Fall der Fälle – den „Worst Case“ – vorzubereiten. Über 90% führen jährlich Übungen durch, um ihr Krisenmanagementteam zu testen. Bei 95% liegen vorgefertigte Pressevorlagen für die meisten Krisenszenarien bereit. Das Management von Reputationsrisiken liegt allerdings nur bei 14% (2021: 23%) der Unternehmen in den KPIs auf Vorstandsebene. Darüber hinaus findet nur bei 10% ein monatlicher Austausch mit Stakeholdern über Reputationsfragen statt (2021:37%). „Führungskräfte sollten mehr in Krisenmanagement und -bewältigung involviert sein und sich besonders mit ihrem Makler und den Versicherern transparent zur Risikolage ihres Unternehmens austauschen. Nur so lässt sich eine ausreichende Absicherung im Schadenfall garantieren“, so Schwinger. (lg)

Bild: © Martin – stock.adobe.com; Grafiken: © WTW