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22. Oktober 2018
Gewerbe-Cyberrating von Franke und Bornberg konstatiert Luft nach oben

Gewerbe-Cyberrating von Franke und Bornberg konstatiert Luft nach oben

Die Ratingagentur Franke und Bornberg hat gewerbliche Cyberpolicen im deutschen Markt unter die Lupe genommen. Kein Produkt hat das Höchstrating FFF+ erreicht. Die zweitbeste Note FFF wurde von den stärksten Produkten denkbar knapp verpasst. Die mit FF+ stärksten Policen liefern AIG, HDI, Hiscox und Markel.

Am deutschen Markt sind Cyberversicherungen für Unternehmen seit gut acht Jahren präsent, zunächst für Industrie-Risiken und auf Basis anglo-amerikanischer Deckungskonzepte. Spätestens mit den Cyberattacken auf den Deutschen Bundestag und militärische Einrichtungen im Jahr 2015 ist das Risikobewusstsein deutlich gestiegen. In diesem Jahr brachten gleich mehrere Versicherer zeitgleich neue Produkte an den Start.

Vor diesem Hintergrund hat die Ratingagentur Franke und Bornberg das erste Rating für gewerbliche Cyberpolicen im deutschen Markt veröffentlicht. Untersucht wurden 35 Tarife und Bausteinlösungen von 28 Anbietern. Konzepte von Deckungskonzeptanbietern und Maklerpools sind derzeit noch nicht öffentlich zugänglich. Herangezogen wurden exakt 115 Ratingkriterien in 21 Bereichen.

Demnach sind die Leistungsunterschiede groß und es gibt nur wenige Top-Tarife. Vermittler und generell Finanzdienstleister, die sich gegen Cyberrisiken absichern wollen, haben allerdings schlechte Karten. Sie gelten offenbar als gefahrenträchtig und nur wenige Versicherer sind bereit, ihnen Schutz zu bieten, was der Gewinnung von Vermittlern für den Vertrieb von Cyberprodukten nicht gerade dienlich ist. Ansonsten gibt es dem Rating zufolge kaum Einschränkungen: 1 Mio. Euro Versicherungsschutz ist, je nach Branche und Geschäftsmodell, schon für weniger als 1.000 Euro Jahresprämie erhältlich. Allerdings kennt die Assekuranz bei Cyber, wie auch in anderen Sparten, kein einheitliches Verständnis von KMU. Die Grenzlinie zwischen Gewerbe- und Industriebetrieben verläuft zwischen 5 und 50 Mio. Euro Jahresumsatz.

Orientierung dringend gesucht

Der Deckungsumfang unterscheidet sich von Versicherer zu Versicherer erheblich, konstatiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Franke und Bornberg Research GmbH: „Vom großen Komplettpaket über Baukastensysteme bis hin zu eng gefassten Kern-Deckungen ist alles vertreten. Was der eine Versicherer über eine Rechtsschutzversicherung löst, die an den Cyberhauptvertrag angedockt wird, webt der andere in Cyberdrittschadendeckung und Krisendienstleistungen ein. Die Konsequenzen für Versicherungsfall, Entschädigung und das Verhältnis zu anderen Versicherungsverträgen können gravierend sein.“ Noch kann von Standards keine Rede sein, wie Franke am Beispiel der „versicherten Gefahren“ zeigt. Es herrsche eine fast babylonische Sprachverwirrung. Versicherer verwenden unterschiedlichste Begriffe, die sie mehr oder weniger klar definieren.

Eine Besonderheit im Gewerbegeschäft ist, dass auf Nachfrage so gut wie alle Positionen verhandelbar sind. Das Cyberrating von Franke und Bornberg bewertet, was Versicherer standardmäßig bieten. Die Basis bilden die Haus-Wordings der Versicherer, inklusive standardisierter Klauselbögen und Sideletter. Untersucht wurden Kompaktprodukte, einzeln wählbare Leistungsbausteine sowie Zwischenformen inklusive aller angebotenen Bausteine/Optionen.

Kein Produkt erreicht das Höchstrating

Während viele Tarife im durchaus positiv zu bewertenden Mittelfeld landen, ist die Leistungsspitze noch dünn – kein Produkt hat das Höchstrating FFF+ erreicht. Die zweitbeste Note FFF wurde von den stärksten Produkten denkbar knapp verpasst. Die mit FF+ stärksten Policen liefern AIG CyberEdge 3.0, Stand 06.2018; HDI Cyberversicherung für Firmen und Freie Berufe, Stand 10.2018; Hiscox CyberClear, Stand 01.2018; Markel Pro Cyber, Stand 01.2018. Die nächsten folgenden Unternehmen und Tarife (FF) sind (Auswahl, in alphabetischer Reihenfolge): Allianz CyberSchutz, Stand 04.2017; AXA ByteProtect, Stand 07.2017; Basler Cyber-Police, Stand 06.2017; ERGO Cyber-Versicherung, Stand 01.2018; Gothaer Cyber-Versicherung für Gewerbekunden, Stand 10.2018; HDI Global SE Cyber+ Smart, Stand 01.2017; Provinzial NordWest Cyber-Versicherung, Stand 01.2017; R+V CyberRisk-Versicherung, Stand 09.2017; SIGNAL IDUNA Cyberrisiko-Versicherung, Stand 01.2017; VHV CyberProtect, Stand 02.2018; Württembergische Cyber-Police, Stand 01.2018.

Und das muss ein Top-Tarif aus Sicht von Franke und Bornberg unter anderem können: Betriebsunterbrechung: Deckung von Ertragsausfällen; Drittschäden: Deckung für auch für immaterielle Schäden; Mehrere Versicherungsverträge: keine Subsidiarität der Cyberdeckung; Rückwärtsdeckung: Deckungsausschluss nur für vor Abschluss bekannte Ursachen/Schäden (nicht für solche, die hätten bekannt sein müssen); Wiederherstellung von IT-Systemen: Zeitliche Befristung der Wiederherstellung auf nicht weniger als zwölf Monate nach Schadenfeststellung.

Alle Ratingergebnisse sowie die Bewertungsrichtlinien stehen auf der Internetseite http://www.franke-bornberg.de/ratings/ kostenlos bereit. (ad)