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7. Juli 2021
Große Wissenslücken zu Maklergebühren in Deutschland

Große Wissenslücken zu Maklergebühren in Deutschland

Beim Verkauf von Immobilien über einen Makler fallen Gebühren an. Doch wer zahlt diese? Und wie hoch fallen sie aus? Dazu herrscht in Deutschland großes Unwissen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage von Civey und Homeday. Auch die Top-Gründe für die Wahl des Maklers deckt sie auf.

Die Deutschen zeigen beim Thema Maklerprovision bei Immobilienverkäufen beträchtliche Wissenslücken. Das betrifft auch die Zielgruppe der Immobilieneigentümer. Gefragt, wer den Makler beim privaten Immobilienverkauf bezahlt, geben nur 29% die korrekte Antwort an: Beide zahlen gleich viel. Unter den Immobilieneigentümer sind es zwar mehr, aber auch nur etwa ein Drittel mit 34%. Von den Immobilieneigentümern, die in den kommenden 24 Monaten einen Verkauf planen, geben 52% die richtige Antwort. Allerdings liegt damit selbst dann noch fast jeder zweite von ihnen daneben. Das sind Ergebnisse einer aktuellen und repräsentativen Untersuchung des bundesweiten Maklerunternehmens Homeday und den Marktforschern von Civey.

Aufklärungsbedarf in der Bevölkerung

„Es besteht Aufklärungsbedarf. Wer die Regeln nicht kennt, läuft Gefahr eine schlechte Entscheidung zu treffen“, sagt Steffen Wicker, CEO von Homeday. Seit Dezember 2020 gilt für den privaten Wohnimmobilienverkauf, dass die Provision hälftig zwischen Käufer und Verkäufer geteilt wird. Der Käufer darf nie mehr bezahlen als der Verkäufer.

Unter dem Strich bleiben die Gebühren relativ gleich

Infolge der Neuregelung haben die Käuferprovisionen auf durchschnittlich 3,5% nachgegeben, wie jüngst das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) aufgezeigt hat. Auf Basis dieser Daten sei davon auszugehen, dass die durchschnittliche Gesamtprovision nach wie vor bei rund 7% liegt und damit kaum unter dem gesetzlichen Maximum von 7,14%. Unter dem Strich hat sich Homeday zufolge also fast nichts getan.

Verhandlungsspielraum wird zu selten genutzt

„Seit der Provisionsteilung gibt es einen höheren Anreiz zu vergleichen oder zu verhandeln. Dieser Spielraum wird zu selten genutzt, sonst würden die Provisionen auch sinken“, führt Wicker aus. Homeday verweist auf die Situation in anderen europäischen Ländern. In Schweden, den Niederlanden und Großbritannien liege die Gesamtprovision bei unter 2%. Wären die Gebühren hierzulande ähnlich niedrig, würde ein Käufer bei einem Immobilienwert von 400.000 Euro rund 20.000 Euro sparen.

Konsens vs. Kenntnisse

Die Homeday-Zahlen zeigen, dass auch in der Bevölkerung ein breiter Konsens herrscht, dass die Gebühren beim Immobilienverkauf zu hoch sind. 68% der Gesamtbevölkerung stimmen dem zu. Unter den Immobilieneigentümern liegt der Wert noch höher. Wird allerdings gefragt, wie hoch die Gebühr denn ist, offenbart die deutsche Bevölkerung dann wieder Lücken. Den richtigen Wert von 6 bis 8% des Kaufpreises, können nur die wenigsten nennen. Laut Homeday erklären diese Zahlen, warum derzeit immer mehr Menschen auf den Verkauf ohne Makler setzen. Dem IW zufolge ist der Anteil in den vergangenen Monaten von 35 auf 43% gestiegen.

Makler müssen besser erklären und günstiger werden

Als entscheidende Kriterien bei der Auswahl des Maklers werden „Guter Ruf“, „Empfehlung von Dritten“ und „Gute Rezensionen“ am häufigsten genannt. Bei allen drei Aspekten geht es um Vertrauen. Das Merkmal „Günstiger als andere” ist ebenfalls relevant, aber etwas weniger wichtig. Nur am Preis liegt die Entscheidung für einen Immobilienmakler somit nicht. „Makler müssen ihre Dienstleistung besser erklären, transparenter und günstiger werden“, fasst Wicker seine Einschätzung zur Studie zusammen. „Immobilienmakler, die eine sehr gute Leistung zu einem günstigen Preis bieten, werden in Zukunft Marktanteile gewinnen.“ Homeday selbst habe daher die Provision auf jeweils 1,95% für Verkäufer und Käufer gesenkt. (mh)

Bild: © pathdoc – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Carlo Anell (545042) am 07. Juli 2021 - 13:39

Das stimmt aber nicht. Seit Dezember bezahlt der Käufer (vor allem die in Berlin, Hamburg, Hessen etc) nur noch die Hälfte. In den meisten Bundesländer gab es schon vorher die Provisionsteilung 3% und 3%. Das bedeutet jetzt bei 400.000 € nur noch 3% + MwSt. = 12.000 € für den Käufer. Vor dem Dezember 2020 musste er 6%  in diesen Bundesländer bezahlen = 24.000 €. Also spart er jetzt bereits 12.000 %. Also immer bei den Fakten bleiben Hr. Wicker. Natürlich werden auch jetzt bei Häuser über 400.000 € günstigere Provisionen ausgehandelt. 2,5% oder 2 % je Verkäufer und Käufer.

 

Gespeichert von Thomas Seibold… am 07. Juli 2021 - 15:04

Schlecht recherchiert! "gesetzliches Maximum von 7,14%" gibt es schlicht und ergreifen nicht! Es ist, auch bei Gericht, die ortsübliche Courtage anzusetzen, wer deutlich darüber verlangt oder vereinbart kann dies begründen. Ist diese Begründung nicht ausreichend wird im Rahmen der Sittenwidrigkeit gekürzt. 7,14% ist in der Republik durchschnittlich üblich! 

Klar, wenn ich jemanden frage ob er den Preis für eine Dienstleistung angemessen empfindet, werde ich immer als Antwort bekommen. "ist zu hoch", das liegt doch in der Natur der Sache. Die Frage mus lauten: Zu hoch im Vergleich zu was?

Einen Anreiz zu verhandeln gab es schon immer, das hat nicht mit der neuen Regelung zu tun.

Wenn wir ehrlich sind, bleibt im Endeffekt doch alles beim Alten, lediglich die Notar- und Gundbuchgebühren sowie die Grunderwerbsteuer steigen weil die Verkäuferprovision in den Kaufpreis eingearbeitet wird. Lediglich die finanzierende Bank tut sich bei der Beleihung damit schwerer, es wird mehr Eigenkapital notwendig. Wir diskutieren 3,45 bis 7,14 % übersehen dabei aber, dass andere Güter mit 50% bis 300% Vertriebskosten im Kaufpreis belegt sind und darauf aber auch noch 19% Umsatzsteuer bezahlen. Oder haben Sie schon einmal beim Neuwagenkauf des Händlers durchschnittliche 20 % versucht zu verhandeln? 

 

 

 

 

Gespeichert von Sylvia Pieroth… am 07. Juli 2021 - 17:32

"Homeday verweist auf die Situation in anderen europäischen Ländern. In Schweden, den Niederlanden und Großbritannien liege die Gesamtprovision bei unter 2%"

ABER: Welche Leistung bekommt man dafür?

Mein Aufgaben-Spektrum als Maklerin hat sich in den 26 Jahren meiner Selbstständigkeit ver-x-facht!

Früher hat man ein einseitiges Exposé mit 1 aufgeklebten Foto erstellt und 3-zeilige Zeitungs-Annoncen für die Immobilie geschaltet. Das wars und Käufer und Verkäufer waren damit zufrieden, gab ja auch nichts anderes.

Heutzutage muss man auf X Immobilien-Portalen für sehr viel Geld annoncieren, braucht eine Homepage und Social-Media-Accounts, macht 20 und mehr Fotos, beschreibt die Immobilie bis auf den letzten Nagel, erstellt neue Grundrisspläne, fertigt aufwendige 360° Video-Rundgänge an, besorgt alle für den Verkauf nötige Unterlagen für Käufer und Verkäufer, macht professionelle Wertermittlungen und Energieausweise (für die es jeweils eine teure Ausbildung braucht), man hat jedes Jahr mit neuen politischen Ideen zu kämpfen (Widerrufsbelehrung die keiner der Käufer versteht, Geldwäsche-Formularen, Melde-Bescheinigungen, Datenschutzgrundgesetz, Energieausweise, etc. etc. etc..

Für jeden Sch... braucht man eine spezielle Software, die auch Geld kostet, nicht nur in der Anschaffung, sondern auch für Wartung und Schulung dafür.

Hinzu kommt die durchaus vernünftige Fortbildungsverpflichtung, die ebenfalls weitere Arbeitszeit und jede Menge Geld kostet.

Im Vergleich zu früher verdiene ich sehr viel weniger bei sehr viel mehr Arbeit und kann viel weniger Objekte betreuen als früher. Wer also möchte mir erzählen, das mein Honorar zu hoch ist?

Die Leute vergessen gerne, dass die Vermarktung einer Immobilien auch sehr viel Geld kostet, denn all die oben genannten Kosten zzgl. Büromieten, Versicherungen, Personal- Telefon- Energie und KFZ-Kosten gehen von meinem Honorar ab. Je weniger Immobilien ich verkaufen oder vermieten kann, desto höher ist der Kostenanteil je Objekt. Und am Ende will dann auch noch das Finanzamt die Hälfte von meinem Gewinn.

Hinzu kommt, dass dort wo es wenig Immobilien für Käufer gibt es auch ebenso wenig Immobilien für Makler zum vermarkten gibt und dies bei steigender Maklerflut, weil sich leider immer noch jeder einfach Immobilienmakler nennen darf, ohne entsprechende Qualifikationen nachweisen zu müssen. Dies zu ändern wäre eine sinnvolle Aufgabe der Politik um dem Markt zu regulieren und die Spreu vom Weizen zu trennen. Leider konnten sich die Maklerverbände seit Jahrzehnten in diesem Punkt kein Gehör verschaffen.

Im übrigen gibt es auch Länder bei denen der Markt völlig anders funktioniert mit höheren Maklerprovisionen als hierzulande. In Spanien zum Beispiel zahlt die volle Maklerprovision immer der Verkäufer, dort sind 5 % + 21% MwSt. üblich. Nur leisten tun die Spanischen Makler dafür so gut wie nix. Trotzdem werden ca. 95% aller Immobilien nur über Makler angeboten. Bei spanischen Maklern bekommt man ein schlechtes Exposé mit wenig und oft falschen Eckdaten, in 99% der Fälle bekommt man keinen Grundrissplan, wenige und oft schlechte Fotos, neuerdings in selten Fällen (Corona sei Dank) mal ein Objekt-Video. Da es dort nur wenige Makler schaffen Alleinaufträge durchzusetzten, findet man ein und das selbe Objekt teilweise 10 mal und mehr in den Immobilienportalen von unterschiedlichen Maklern, mit unterschiedlichen Objektangaben und variierenden Preisen. Für Kaufinteressenten ein sehr ärgerliches Unterfangen und für die Verkäufer schlecht, wenn die Immobilie wie Massenware und falschen/fehlenden Angaben verramscht wird.

Da in Spanien die Notare die Kaufverträge lediglich verlesen und beurkunden und diese weder erstellen oder gar auf Vor- und Nachteile für Käufer und Verkäufer prüfen und hinweisen, müssen beide Parteien sich jeweils noch einen Anwalt zu Rate ziehen, der den Kaufvertrag erstellt und das Objekt auf Eintragungen im Grundbuch überprüft. Die Anwälte verlangen in der Regel 1% vom Kaufpreis. Energieausweise muss man von Architekten erstellen lassen, das kostet nochmal 250 bis 300 Euro. Zusätzlich Gebühren für Bewohnbarkeitsbescheinigungen etc. Also muss man als Verkäufer mindestens 7,5% Verkaufskosten rechnen, die natürlich wie bei allem in den Verkaufspreis eingerechnet wird. Der Käufer zahlt ungefähr 2,5% für Anwalt und Notar und Kataster-Gebühren

Übrigens zahlt man als Käufer an der Costa Blanca zusätzlich 10% Grunderwerbsteuer und trotzdem leben mindestens 85 % aller Spanier in Eigentum.

Fazit: Man sollte keine Äpfel mit Birnen vergleichen und wenn man solche Berichte wie "Billigmakler" Homeday verfasst auch genauer recherchieren und Propaganda in eigener Sache nicht als seriöse Berichterstattung verkaufen. Gute Dienstleistung kostet eben Geld! Wer denkt er kann es selbst besser als ein Profi, der soll es eben selbst machen und ggf. auf die Nase fallen. Aber lasst uns gut ausgebildeten und hoch dienstleistungsorientierten Makler endlich in Ruhe arbeiten und unsere hart erarbeiteten Honorare verdienen!!!

Gespeichert von Volker Theo Fl… am 09. Juli 2021 - 14:05

nach 30 Jahren Baufinanzierungsvermittlung kann ich sagen, das seit Gesetzesänderung bei den meisten Maklern die Provision gestiegen ist. Waren es im Rhein-Main-Gebiet vorher 5,95%, sind es jetzt in den meisten Fällen 3,57%, also eine Steigerung von 20%. Das extreme Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage wird von vielen Maklern, ob klein oder groß, massiv ausgenutzt, ohne das es zu einer Verbesserung für die Kunden führt. Beispiele dafür habe ich jede Woche auf dem Schreibtisch.