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4. März 2024
Höhenflug am Dax: Wie lange noch?
September 10, 2022 : Icarus statue in Ayia Napa park, tourist resort on the coast of Cyprus.

Höhenflug am Dax: Wie lange noch?

An der Börse geht es derzeit nahezu pausenlos steil bergauf – auch am Dax jagt ein Rekord den nächsten. Doch wie lange geht das so weiter? Eine Handelsblatt-Umfrage hat die Prognosen einiger der namhaftesten deutschen Banken abgefragt und zusammengefasst.

Die Aktienrally kennt derzeit auch in der Bundesrepublik Deutschland kaum Grenzen. Schlafen muss man bei den aktuellen Börsenkursen nicht oft, bis ein neuer Rekord aufgestellt wird – am Deutschen Aktienindex teilweise sogar nur einmal. Anfang Februar knackte er erstmals die 17.000er-Marke und stellte dann regelmäßig neue Spitzenwerte auf. Am vergangenen Freitag, den 01.03.2024, erreichte er kurzzeitig seine aktuelle Bestmarke von 17.816 Punkten – mal schauen, wie lange diese noch gilt. Am Montagnachmittag notiert er immerhin bei rund 17.700 Punkten.

Die ständigen Berichte und Prognosen zu einer drohenden Rezession scheinen die Aktienmärkte kaum zu interessieren. Rückenwind gibt es derweil von der Hoffnung auf Zinssenkungen seitens der Europäischen Zentralbank. Doch kann es mit dieser Rallye so weitergehen? Wie lange? Was sagen die Experten dazu? Dieses Themas hat sich das Handelsblatt mit der Überschrift „Die Luft wird dünner“ angenommen und zehn der namhaftesten Banken Deutschlands zu ihrer Einschätzung befragt. Der Tenor variiert zwar in den Details, aber dennoch sind sich die meisten der Befragten einig: Allzu viel geht nicht mehr.

Deutsche Bank und DZ Bank optimistisch

Die optimistischste Erwartung hat laut Handelsblatt wohl Maximilian Uleer von der Deutschen Bank, der schon an Anfang des Jahres 18.500 Punkte für den Dax zum Jahresende vorhersagte – und dabei auch jetzt bleibt. Grund dafür ist die Internationalität der am Dax gelisteten Unternehmen. Rund 80% ihres Umsatzes machen diese außerhalb Deutschlands, weswegen die globale Wirtschaftsleistung für die Dax-Entwicklung sogar wichtiger sei als das deutsche Bruttoinlandsprodukt. Und mit einer Rezession rechnet Uleer derzeit weder in Deutschland noch in den USA.

Nur knapp darunter sieht Sven Streibel, Chef-Aktienstratege bei der DZ Bank, den Dax. Er rechnet mit 18.200 Punkten zum Jahresende (ursprünglich hatte er 17.500 Punkte vermutet, diese Prognose aber bereits im Januar angehoben). Grund dafür ist seiner Ansicht nach u. a. das viele Geld auf Konten und in Geldmarktfonds, was bei sinkenden Zinsen dann wieder in die Märkte fließen dürfte. 2023 seien laut Streibel rund 4 Mrd. Euro in Geldmarktfonds geflossen, die aber weniger Rendite erwirtschaften, wenn die Zinsen sinken.

Wenig Luft nach oben

Mit lediglich 18.000 Punkten am Dax rechnen die Baader Bank, die Deka Bank und die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Joachim Schallmayer von der Deka Bank betont zwar, dass die Kurse „kurzfristig“ über diese Marke klettern könnten, getrieben durch die guten Quartalsergebnisse vieler Firmen, aber im späteren Verlauf des Jahres werde dann eine „normale“ Korrektur mit Verlusten von bis zu 10%, also auf bis zu 15.900 Punkte, einsetzen, zitiert das Handelsblatt den Deka-Bank-Experten.

Uwe Streich von der LBBW sieht auf die Aktienmärkte eine Konsolidierung zukommen, bevor es wieder aufwärts gehen könne. Denn in dem Aufschwung fehle es an Marktbreite – die gute Stimmung am Aktienmarkt ist, nicht zu vergessen, stark angetrieben durch die Tech-Konzerne, allen voran der bislang hauptsächlich in der Gaming-Branche bekannte und aktive Tech-Gigant Nvidia.

17.400 Punkte sagte zu Beginn des Jahres noch Robert Halver, Kapitalmarkt-Experte bei der Baader Bank voraus. Doch auch er geht laut Handelsblatt mittlerweile von 18.000 Punkten aus, da auch bei einer zwischenzeitlichen Korrektur der Markt optimistisch bleiben dürfte. Vor allem sehe deutliches Nachholpotenzial bei deutschen und europäischen Aktien gegenüber US-Werten, nicht zuletzt aufgrund der „ordentlichen Gewinnentwicklung“ europäischer und deutscher Unternehmen.

Geopolitische Risiken prominent

Doch es gibt bei den Erwartungen auch die Gegenrichtung, so z. B. bei der Société Générale, die ihre ohnehin schon niedrige Prognose von 16.000 Punkten weiterhin nicht anhebt. Ursprünglich basierte diese auf der Vermutung einer Rezession in den USA. Davon gehen die Experten der Société zwar nicht mehr aus, so das Handelsblatt, dafür kalkulieren sie nun eine Eskalation des Nahost-Konflikts und daraus folgende höhere Energiepreise ein. Auch eine hartnäckige Inflation und ein Überschwappen der Gewerbeimmobilienkrise auf die Finanzmärkte sind für die Analysten der Société beachtenswert.

Ohnehin seien für alle Analysten die anhaltenden Kriege in der Ukraine und in Israel das größte Risiko für die Kapitalmärkte, so z. B. Carsten Mumm von Donner & Reuschel, der eine Eskalation der Lage um den Persischen Golf für möglich hält. Abreißende Lieferketten und steigende Ölpreise und Inflation wären die Folge. Nach seiner Einschätzung würde das nicht nur die Weltkonjunktur lähmen, sondern auch den Notenbanken weniger Luft beim Thema Zinssenkung lassen. (mki)

Bild: © runny1975 – stock.adobe.com

 

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 05. März 2024 - 08:51

Der DAX 30 war zu 85% im Auslandsbesitz und realisiert das Geschäft überwiegend im Ausland. Da im DAX auch noch die Dividenden mit kalkuliert werden, sagt das nicht allzu viel über die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland aus....