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25. August 2022
Immobilienfinanzierer: Die Stimmung ist im Keller

Immobilienfinanzierer: Die Stimmung ist im Keller

Die Stimmung der Immobilienfinanzierer erreicht ein neues Rekordtief. Das geht aus dem aktuellen BF.Quartalsbarometer hervor. Nicht einmal während des Corona-Schocks war die Stimmungslage unter den Finanzierern so schlecht wie im Augenblick. Ursächlich sind wohl konjunkturelle Sorgen.

Mit dem BF.Quartalsbarometer ermittelt die BF.direkt AG quartalsweise die Stimmung unter den deutschen Immobilienfinanzieren – und die ist derzeit mies. Im dritten Quartal stürzt der Barometerwert von zuvor −12,01 auf −16,91 weiter ab. Damit wird der bisherige Tiefstwert von −15,24 aus dem zweiten Quartal 2020 (Corona-Schock) noch einmal deutlich unterboten.

Restriktivere Finanzierungsbedingungen

Zur Verschlechterung des Stimmungsindexes tragen zahlreiche Faktoren bei. Allen voran treibt die Immobilienfinanzierer um, dass 82% von ihnen restriktivere Bedingungen bei der Finanzierung auf sich zukommen sehen. Im Vorquartal waren das noch (nur) 68%.

Konjunkturelle Sorgen schlagen durch

„Der erneute Einbruch des Barometerwerts hat uns überrascht, denn die Zinsentwicklung hat sich seit dem zweiten Quartal nicht weiter verschärft“, konstatiert Manuel Köppel, CFO der BF.direkt AG. „Aber offenbar machen sich nun konjunkturelle Sorgen stärker bemerkbar, etwa wegen der sich zuspitzenden Energiekrise. Hinzu kommen die Faktoren, die schon im zweiten Quartal die Rahmenbedingungen verschlechtert haben, etwa die steigenden Baukosten und die hohe Inflation.“

37% konstatieren abnehmendes Neugeschäft

Bei der Einschätzung des Neugeschäfts setzt sich unter den Befragten der Trend des Vorquartals fort. Inzwischen beobachten 37% der Immobilienfinanzierer ein abnehmendes Neugeschäft (+22 Prozentpunkte), während nur noch 22% einen Anstieg verzeichnen (−7,6 Prozentpunkte).

Risikoabteilungen stärker beteiligt

Bei der Frage, wer in den Unternehmen die Kreditentscheidungen durchsetzt, gibt es deutliche Veränderungen im Vergleich zum Vorquartal. 43% der Experten beobachten, dass die Kreditentscheidungen eher von der Risikoabteilung beeinflusst werden (+19 Prozentpunkte). Niemand hält mehr die Neugeschäftsabteilung allein für ausschlaggebend (−15 Prozentpunkte).

Markt funktioniert weiterhin

„Die gute Nachricht ist, dass der Finanzierungsmarkt per se weiterhin funktioniert“, meint Köppel. „Banken und alternative Kreditgeber sind durchaus finanzierungsbereit, haben aber das Risiko im Blick und gehen selektiver vor.“

Margen im Vergleich zu 2019 immer noch deutlich im Plus

Im Vergleich zum noch nicht von der Corona-Krise beeinflussten vierten Quartal 2019 sind die Margen deutlich gestiegen: Bei den Bestandsfinanzierungen von 127 auf nun 172 Basispunkte und bei den Projektentwicklungsfinanzierungen von 201 auf 291 Basispunkte. Während die Margen bei den Projektentwicklungen im Vergleich zum Vorquartal nochmals leicht zulegen konnten, sind sie bei den Bestandsfinanzierungen bereits um 19 Basispunkte gesunken.

Zum BF.Quartalsbarometer

Das Quartalsbarometer wird im Auftrag der BF.direkt AG durch das Analyseunternehmen bulwiengesa AG erarbeitet. Für den Index, der die Stimmung und das Geschäftsklima der Immobilienfinanzierer in Deutschland widerspiegeln soll, werden vierteljährlich ca. 110 Experten befragt, die größtenteils direkt mit der Vergabe von Krediten an Immobilienunternehmen betraut sind. Das Panel besteht aus Vertretern unterschiedlicher Kreditinstitute und anderer Finanzierer. (tku)

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