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15. November 2023
Immobilienpreise: Wie stark verhandeln Verkäufer und Käufer?

Immobilienpreise: Wie stark verhandeln Verkäufer und Käufer?

VON POLL IMMOBILIEN hat bei Immobilienverkäufern und -käufern nachgefragt, wie sehr sie angesichts der Zinslage über Preise verhandeln. Fast drei Viertel der Kaufinteressenten nutzen die gestiegenen Zinsen für Verhandlungen. Derweil hält mehr als jeder fünfte Verkäufer an seinen Preisvorstellungen fest.

Die Zinsentwicklung ist auf dem Immobilienmarkt nach wie vor präsent und beschäftigt sowohl Kaufinteressenten als auch Immobilieneigentümer. „Die Entwicklung der Baufinanzierungszinsen bleibt das zentrale Thema auf dem Immobilienmarkt. Zuletzt bewegte sich die Zinskurve wieder recht deutlich nach oben. Erstmalig liegt der Baufinanzierungszins nun auch für Finanzierungen mit einem hohen Eigenkapitalanteil und einer Laufzeit von zehn Jahren knapp unterhalb der Vier-Prozent-Marke. Damit scheint sich zu bewahrheiten, was wir zu Jahresbeginn vermutet haben: Die Vier vor dem Komma ist das neue Normal“, sagt Dr. Lucie Lotzkat, geschäftsführende Gesellschafterin bei VON POLL FINANCE und Geschäftsstellenleiterin bei VON POLL IMMOBILIEN Vechta.

Die VON POLL IMMOBILIEN-Experten haben im Rahmen einer Online-Umfrage beleuchtet, ob sich Immobilienverkäufer und Kaufinteressenten inzwischen an das neue Niveau der Baufinanzierungszinsen gewöhnt haben und wie stark sie über den Angebotspreis verhandeln. „Inzwischen scheinen sich aber sowohl Kaufinteressenten als auch Immobilieneigentümer immer mehr auf die neue Situation eingestellt zu haben. Das zeigt sich einerseits in der langsam steigenden Akzeptanz hinsichtlich des höheren Zinsniveaus, vor allem aber auch in den Preisverhandlungen, die nun verstärkt geführt werden“, so Lotzkat weiter.

Mehrheit der Suchkunden noch unentschlossen: Lieber noch abwarten?

Der Umfrage zufolge hat sich gut ein Viertel der Kaufinteressenten (25,7%) mittlerweile an das gestiegene Zinsniveau gewöhnt und kalkuliert die eigenen Finanzierungsmöglichkeiten neu. Weitere 18,5% der Suchenden akzeptieren die neue Zinssituation hingegen nicht, was sich laut VON POLL IMMOBILIEN in den meisten Fällen in einer vorläufigen Kaufzurückhaltung äußern dürfte. Mehr als die Hälfte der Suchkunden (55,9%) ist allerdings unentschlossen und überlegen, ob sie das aktuelle Zinsniveau akzeptieren oder lieber auf eine mögliche Zinssenkung warten sollen.

Fast 75% der Kaufinteressenten setzen auf Preisverhandlungen

Wie die Erhebung weiter zeigt, nutzen fast drei Viertel der Kaufinteressenten den gestiegenen Zins gezielt für Preisverhandlungen mit den Immobilieneigentümern. Lediglich 6,8% der potenziellen Käufer führen das höhere Zinsniveau gar nicht an, um den Angebotspreis der Immobilie nachträglich zu drücken. In 18,5 Prozent der Fälle ist die neue Zinslage teilweise ein Grund, um den Verkaufspreis der Immobilie zu verhandeln.

„Zwar stehen Kaufinteressenten bei der Immobilienfinanzierung aktuell vor neuen Herausforderungen, allerdings ist sich die überwiegende Mehrheit der Interessenten sehr wohl darüber im Klaren, dass sie sich aufgrund des gestiegenen Zinsniveaus derzeit in einer besseren Verhandlungsposition befindet als noch während der Niedrigzinsphase. Schließlich wirken sich die Zinserhöhungen nicht nur auf eine geminderte Kaufkraft der Interessenten aus, sondern letztlich auch auf sinkende Immobilienpreise. Der Markt reguliert sich“, sagt die Immobilien- und Finanzierungsexpertin Lotzkat weiter.

Wie verhandlungsbereit sind die Immobilienverkäufer?

Die VON POLL IMMOBILIEN-Experten haben auch bei den Verkäufern nachgehakt, ob sie an ihren alten Preisvorstellungen festhalten. In 21,6% der Fälle sind Immobilieneigentümer derzeit noch nicht bereit, von ihrem ursprünglich anvisierten Angebotspreis abzurücken. Lediglich 7,2% der Verkäufer verabschieden sich von ihren alten Preiswünschen und geben beim Angebotspreis nach. Mit 71,2% ist die Mehrheit der Eigentümer jedoch noch unentschlossen, was Preisanpassungen angeht. Hier sind Preisverhandlungen mit Interessenten sehr wahrscheinlich.

Zu diesen Nachlässen sind Verkäufer bereit

Von den Immobilieneigentümern, die bereit sind, den Preis nach unten anzupassen, verringern ihn etwa 35,1% davon um bis zu 10%. Etwas mehr als ein Viertel der Verkäufer (26,4%) ist mit einer Preissenkung von bis zu 15% einverstanden, gefolgt von 19%, in denen Verkäufer den Preis um bis zu 20% reduzieren. 9,8% der Verkäufer senken den Immobilienpreis um bis zu 30%, wohingegen 5,2% zu einer Preiskorrektur von bis zu 25% bereit sind. Mit einem Nachlass von mehr als 30% des ursprünglichen Angebotspreises sind nur noch 2,9% der Eigentümer bereit. Lediglich 1,7% der Verkäufer sind zu Preisnachlässen von weniger als 5% bereit.

„Der Immobilienmarkt unterlag zuletzt einem starken Wandel. Es ist nur natürlich, dass es eine Weile dauert, bis sich alle Marktteilnehmer an die neuen Gegebenheiten gewöhnt haben. Dennoch sehen wir eine steigende Bereitschaft bei Eigentümern, ihre Preisvorstellungen – zumindest in einem gewissen Maße – an die neue Zinssituation anzupassen und damit Kaufinteressenten entgegenzukommen“, betont Dr. Lucie Lotzkat. Wichtig für Kaufinteressenten bleibe in der volatilen Situation nach wie vor ein umfassender Zinsvergleich, so die Finanzierungsexperten. (tk)

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