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28. November 2022
Inflation bringt „Käuferstreik“ bei Lebensversicherungen
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Inflation bringt „Käuferstreik“ bei Lebensversicherungen

Laut einer Umfrage der Unternehmensberatung Simon-Kucher sorgt die derzeitige Inflation für Zurückhaltung beim Abschluss von Lebensversicherungen. Die Zahlungsbereitschaft bei Sachversicherungen gehe jedoch nach oben.

Die Inflation hält in Deutschland merklich Einzug. Das wirkt sich auch auf die deutschen Versicherer und deren Kunden aus, wie die Unternehmensberatung Simon-Kucher & Partner mitteilt. Eine Umfrage zeigt, dass gerade die Bereiche Lebensversicherungen und Sachversicherungen betroffen seien – allerdings in unterschiedlichen Gesichtspunkten.

Bei den Lebensversicherungen komme es zu einem „regelrechten Käuferstreik“. 74,3% der Befragten gaben an, dass aufgrund der Inflation der Abschluss einer Lebensversicherung nun für sie unwahrscheinlicher geworden sei, so heißt es bei Simon-Kucher. Bei der Sachversicherung ist das Gegenteil der Fall. 51,9% der Bestandskunden und 55,4% der potenziellen Neukunden würden bei gleichen Leistungen auch einen höheren Beitrag bezahlen.

Weniger Marktzuspruch für Lebensversicherungen

Laut Dr. Dirk Schmidt-Gallas, Senior-Partner und Leiter der globalen Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher, erhalten kurzfristige Ausgaben und der Konsum aktuell mehr Zuspruch als die langfristige Vorsorge und Absicherung. 55,7% der Befragten gaben an, lieber beim Letztgenannten sparen zu wollen. Zusätzlich teilten mehr als drei Viertel der Befragten mit, sich durch die Inflation nun weniger mit Lebensversicherungen zu befassen. Einerseits verständlich, aber „aufgrund der meist immer noch großen Lücke bei der privaten Altersvorsorge dramatisch“, so Schmidt-Gallas.

Wechselbereitschaft bei Sachversicherungen

Bei den Sachversicherungen gibt es laut der Umfrage aktuell eine erhöhte Zahlungsbereitschaft. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten sei, vor dem Hintergrund steigender Kosten in vielen Facetten des Lebens, dazu bereit, einen höheren Beitrag für die gleiche Leistung zu bezahlen. Aber auch ein Risikofaktor tut sich demgegenüber auf: Denn die Treue zum aktuellen Versicherer sei gesunken. 51,4% der Befragten gaben an, dass die Wechselbereitschaft aufgrund der Inflation gestiegen ist.

Drei Faktoren für attraktive Lebensversicherung

Beim Thema Lebensversicherungen sollten die Versicherer, so teilt es Dirk Schmidt-Gallas mit, jetzt genau die Gründe adressieren, die Kunden auch in der aktuellen Situation noch dazu bewegen, sich mit Lebensversicherungen zu befassen. 31,8% gaben an, dass sie bei veränderten Lebensumständen eine Lebensversicherung trotz Inflation in Erwägung ziehen (Hochzeit, Geburt eines Kindes, Hauskauf, Jobwechsel). 20% wiederum sorgen sich stark um die Gefahr der Armut ihrer Familie und 19,1% um den Verlust des eigenen Vermögens.

Bei potenziellen Kunden stehen primär drei Faktoren im Vordergrund, die trotz Inflation bei einem guten Angebot den Abschluss einer Lebensversicherung hervorbringen könnten: 32,2% der Befragten nannten den Faktor Preis, 23,8% legten besonderen Wert auf gute langfristige Konditionen und 17,8% auf ein individuelles, auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnittenes Angebot. Die Versicherer hätten nur durch eine „sehr spitze Ansprache der Kunden“ und mit „scharfen Produktprofilen“ noch eine Chance, die verbleibenden Potenziale zu heben.

Zusatzleistungen bei Sachversicherungen

Gegen die erhöhte Wechselbereitschaft bei Sachversicherungen könnten die Versicherer z. B. durch Zusatzleistungen steuern, sagt Dr. Bastian Walter, Director in der globalen Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher. 58,2% sind laut Umfrage bereit, bei zusätzlichen Leistungen und Services höhere Beiträge zu bezahlen und wegen des gestiegenen Leistungsanspruchs könnten sich auch zwei Drittel der Kunden vorstellen, sich mit höherwertigen Versicherungsprodukten zu beschäftigen. Die Versicherer sollten hier das „richtige Segment“ treffen, da die Initiative sonst verpuffe. Auch sollten Produkte „entgoldet“ werden, damit die Versicherer in passenden Segmenten Kosten reduzieren können. Denn für sechs von zehn Befragten gebe es Leistungen in den Produkten, die sie entweder nicht wertschätzen oder die sie nach ihrer Einschätzung gar nicht benötigen.

Schlussendlich, so Schmidt-Gallas, müssen Versicherer die aktuellen Sorgen der Kunden adressieren, ihr Produktportfolio im Hinblick auf Preis und Leistung schärfen und dabei „im besten Fall“ auch noch einen Mehrwert für die Kunden generieren. Dann hätten sie gute Chancen, gestärkt aus der aktuell herausfordernden Situation hervorzugehen. (mki)

Bild: © Looker_Studio – stock.adobe.com