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2. März 2022
Inflation steigt rasant – Wohin steuert die Teuerung?
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Inflation steigt rasant – Wohin steuert die Teuerung?

Die Teuerungsrate in Deutschland hat im Februar angesichts steigender Energiepreise wieder an Fahrt aufgenommen. Verstärkt der Ukraine-Krieg diesen Trend? Immerhin kommen aus Russland mehr als 9% aller global gehandelten Rohstoffe.

Die Verbraucherpreise in Deutschland haben im Februar weiter zugelegt. Nach vorläufigen Schätzungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) kletterte die Teuerungsrate im Vorjahresvergleich auf 5,1%. Auch gegenüber dem Vormonat zogen die Preise mit einem Anstieg von 0,9% deutlich an. Obwohl die Basiseffekte infolge der temporären Mehrwertsteuersenkung und des Preisverfalls der Mineralölprodukte im Jahr 2020 seit Januar 2022 entfallen, bleibt die Inflationsrate also dennoch hoch, beurteilt Destatis die Situation. Einen Einfluss haben hier weiterhin coronabedingte Effekte, wie Lieferengpässe und deutliche Preisanstiege auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen sowie bei den Energieprodukten. Allein für Haushaltsenergie und Sprit mussten die Verbraucherinnen und Verbraucher im Februar Preissteigerungen von 22,5% hinnehmen. Diese Effekte werden mittlerweile aber durch die Unsicherheiten infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine überlagert, so Destatis.

Ukraine-Krieg als weiterer Beschleuniger

Durch den von Russland begonnenen Krieg in der Ukraine kommen also neue Risiken für die weitere Entwicklung der Teuerungsrate hinzu. Bereits gleich zu Kriegsbeginn am 24.02.2022 schossen die Preise für Erdöl und Erdgas deutlich in die Höhe, wie auch AssCompact berichtete. Am Mittag des 02.03.2022 kostete ein Barrel Erdöl der Sorte Brent knapp 114 US-Dollar – ein Plus gegenüber dem Vortag um 8%. Und auch bei Erdgas ist eine beschleunigte Entwicklung zu erkennen: An der niederländischen TTF-Börse kostete eine Megawattstunde (MWh) Erdgas am späten Nachmittag des 02.03.2022 knapp 169 Euro; ein Anstieg im Vergleich zum Vortag um über 38%. Russland gilt als einer der größten Rohstofflieferanten der Welt. Nach Angaben des Jahresberichts „World Mining Data“ kommen derzeit etwa 9,2% aller gehandelten Rohstoffe aus Russland, insbesondere Erdgas und Erdöl, aber auch Eisenerz, Seltene Erden, Palladium und Weizen. So kletterte der Bloomberg-Rohstoffindex (Bloomberg Commodity Index) als Maß der globalen Preisentwicklung bei den 20 wichtigsten Rohstoffen allein seit Kriegsbeginn um über 8%; seit Jahresbeginn verteuerten sich Rohstoffe insgesamt sogar um 22%. Nach Ansicht des Commerzbank-Chefvolkswirts Jörg Krämer gegenüber tagesschau.de werde es bei der starken Teuerung „in den kommenden Monaten bleiben, weil sich der Anstieg der vorgelagerten Produzentenpreise wegen der Materialengpässe bis zuletzt beschleunigt hat“. Der Vorsitzende des Bundesverbandes deutscher Banken, Christian Sewing, kann sich daher angesichts der Geschehnisse sogar eine Jahresinflationsrate von um die 5% vorstellen. Damit würde wohl ein neuer Höchststand seit der Wiedervereinigung erreicht werden. (as)

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