Hohe Zinsen, eine hohe Inflation, Rezessionsängste. Als Privatanleger hat man es derzeit nicht leicht – wo also hingehen? Welcher Anlageklasse sein Geld anvertrauen? Die Börse ist gebeutelt, und das sorgt für Unsicherheit. Und auch wenn es am Ende zwar sicher ist, dass sich der Markt irgendwie weiterdreht, würde man sich doch freuen, wenn man den richtigen Kurs fahren würde.
Um den Weg zu ebnen für einen erfolgreichen Kongress Investment auf der DKM in Dortmund, war der erste Programmpunkt hier die Diskussionsrunde „Inside the Market“ über die aktuelle Lage am Kapitalmarkt. Teilgenommen haben Charles Neus, Head of Retirement Solutions beim German Branch von Schroders Investment Management, Martin Stenger, Director of Sales bei Franklin Templeton in Deutschland, Jan Strobel, Business Development Manager Germany bei Setanta Asset Management, und, als Vertreter der Versicherer, Thomas Buchholz, Leiter Partnervertrieb bei der LV 1871. Die Diskussionsrunde lief unter der Moderation von Frank O. Milewski, Chefredakteur der Cash. Media Group GmbH.
Aktiv statt passiv und Multi-Asset?
Die vier Diskutanten waren sich recht einig: Jetzt ist die Zeit für aktives Anlegen. Denn die Lage sei sehr angespannt und die Märkte volatil. Jan Strobel ließ anklingen, dass es vielleicht eine sinnvolle Strategie sei, sich in den nächsten Monaten und Jahren wieder auf aktives Portfoliomanagement zu konzentrieren und nicht nur passiv Märkte zu kaufen. Auch Martin Stenger sieht, gerade aufgrund der geopolitischen Lage, aktive Anlagen derzeit eher als Kerninvestments und passiv mehr als Zusatzanlagen. Außerdem sei eine breite, globale Aufstellung wichtiger als je zuvor.
Charles Neus betonte allerdings, dass die grundsätzliche Frage bei der Beratung sein sollte, wer einem gegenüber sitzt. Vor allem aber, wenn sich jemand noch nicht so gut mit den Märkten auskennen sollte und auch aufgrund der derzeitigen Volatilität, bei der sich die Situation jeden Monat ändern könnte, sei Multi-Asset „das A und O“.
Aktien „klar vorne“
Bei der Analyse der Asset-Klassen seien Aktien derzeit ganz vorne, meldete Strobel. Die Bond- und Immobilien-Komponente sei dagegen unter Druck geraten. Neben den Aktien gebe es höchstens auf der Rohstoffseite eine positive Entwicklung.
Beim Thema Zinsen waren sich die Diskutanten insgesamt einig, dass dieser langfristig nicht ausreiche, um die Inflation auszugleichen. Strobel betonte klar, dass es nicht um Kapitalerhalt, sondern um Kapitalaufbau im Sinne der Altersvorsorge gehe. Hier müsse man die Inflation „vom Norden“ anschauen. Laut Stenger gelinge dies mit den Zinsen derzeit noch nicht, hier schaue man immer noch „von unten“ drauf. Thomas Buchholz von der LV 1871 sieht in diesem Zusammenhang ebenfalls die Aktien als zielführendstes Mittel, denn man müsse den positiven Realzins im Auge behalten, und das schaffe man eben auf der Aktienseite. Die Aufgabe der Versicherer sei dabei, so Buchholz, den Kunden die Angst vor der Aktienanlage zu nehmen.
Digitale Rentenübersicht: Man ist gespannt
Auch die digitale Rentenübersicht fand einen Platz in der Diskussionsrunde – und traf auf vorsichtigen Optimismus, denn, so Stenger, wenn die Rentenübersicht es möglich macht, zu sichten, was ich für meine Rente schon gemacht habe, dann wäre diese Übersicht durch den Bundesadler abgedeckt. „Was will man denn mehr?“
Neus begrüßt grundsätzlich das Vorhaben der digitalen Rentenübersicht, gab aber zu Bedenken, dass man erst abwarten müsse, ob sie in Deutschland auch so gut funktioniert und dargestellt wird, wie sie dies in anderen angelsächsischen Ländern tue.
Ähnlich halten es die beiden mit der Fokusgruppe private Altersvorsorge. Für Stenger, der stellvertretende Vorsitzende des BVI-Ausschusses Altersvorsorge, ist das Ziel der Fokusgruppe vorerst erfüllt – die Frage sei nun allerdings, was im Gesetz ankommt. Und auch Neus setzt Hoffnung auf die weiteren Entwicklungen. Denn Tatsache sei, dass es ohne Hilfe des Gesetzgebers nie funktioniert habe, aus dem Deutschen jemanden zu machen, der fürs Sparen auch zum Kapitalmarkt greift. Dass Altersvorsorge mit diesem nun kombiniert werden soll, könnten „wir alle nur begrüßen“. (mki)
Bild: © DKM
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