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6. Dezember 2017
InsurTechs – alle wollen sie

InsurTechs – alle wollen sie

Wirtschaftsstandorte wie München, Köln, Frankfurt und Berlin schaffen Ökosysteme für Start-ups, teilweise unterstützt von der Digital Hub Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums. Im Zuge dessen werden auch „Knotenpunkte“ für InsurTechs geschaffen, so etwa in Köln das InsurLab Germany und in München das InsurTech Hub Munich. Beide haben vor Kurzem ihre Pläne weiter konkretisiert.

Silicon Valley ist das große Vorbild für die noch jungen Digital Hubs in Deutschland. Wie dort sollen sich etablierte Unternehmen mit Neugründern vernetzen und die digitale Transformation der Wirtschaft im Allgemeinen und einzelner Branchen im Besonderen vorantreiben. Das Bundeswirtschaftsministerium hat dazu eine Digital Hub Initiative gestartet. In Frankfurt und Berlin sind im Zuge dieser Initiative beispielsweise FinTech Hubs, in Köln und in München InsurTech Hubs entstanden. Die Städte wollen damit gleichermaßen ihre Wirtschaftsstandorte stärken und sich für Start-ups interessant machen. In der Regel werden in den Hubs Infrastrukturen, Co-Arbeitsplätze und Eventräume für Neugründer geschaffen. Die etablierten Unternehmen wiederum suchen die Vernetzung mit den Start-ups und zahlen dafür in der Regel Mitgliedsbeiträge.

Im November traten der InsurTech Hub München und das InsurLab Germany Köln im Zusammenhang mit zwei großen Veranstaltungen in Erscheinung. Während in München die Digital Insurance Agenda (DIA) stattfand, hatte in Köln die EXECinsurtech eingeladen. Beide Events fanden bezeichnenderweise in derselben Woche statt und in beiden Fällen nutzten die InsurTech-Netzwerke Köln und München, um sich der Öffentlichkeit näher vorzustellen.

Cashwalk-Event beim InsurTech Hub Munich

Der InsurTech Hub Munich e. V. wurde im Juli 2017 gegründet und wird von zwölf Versicherungsgesellschaften aus Bayern getragen. Zu den Versicherern gehören Allianz, ADAC, ARAG, die Bayerische, Generali, HUK-Coburg, LV1871, Munich Re, NÜRNBERGER, Swiss Re, Versicherungskammer Bayern und WWK. Erster Vorsitzender des Vereins ist im ersten Turnus Tom Van den Brulle von Munich Re. Basis des Hubs ist das Gründerzentrum WERK 1.

Auf der Fachkonferenz DIA 2018 stellte der Verein nun seine Pläne für 2018 vor. So will der InsurTech Hub gemeinsam mit dem ebenfalls in München ansässigen Mobility Hub eine bessere Vernetzung von Start-ups, Investoren, Versicherern und Wissenschaftlern schaffen. Hierfür steht im Frühjahr ein Cashwalk-Event an, bei dem 25 InsurTech-Start-ups ihre Ideen 50 Investoren präsentieren. Des Weiteren sollen im nächsten Jahr einerseits Neugründer mit frischen Ideen direkt von der Universität angesprochen werden, aber auch Jungunternehmen, die sich bereits in einem späteren Entwicklungsstadium befinden. Vorsitzende Tom Van den Brulle betont, dass man 2018 die Vorreiterstellung der bayerischen Landeshauptstadt bei der Digitalisierung der Assekuranz weiter ausbauen wolle. München kann sich darauf berufen, mit rund 62.000 Mitarbeitern Deutschlands größter Versicherungsstandort zu sein. Bayernweit sind es rund 107.000 Mitarbeiter.

Bewerbung für Förderprogramm beim InsurLab Germany Köln

Die feierliche Eröffnung des InsurLab Germany e. V. in Köln fand im November im Rahmen der Fachkonferenz EXECinsurtech statt. Diese Initiative wird aktuell von über 20 Versicherungsunternehmen getragen. Zusammen mit Start-ups und Dienstleistern zählt die Initiative rund 35 Mitglieder im Trägerverein. Zu den Versicherern gehören unter anderem Barmenia, Zurich, ALTE LEIPZIGER, VOLKSWOHL BUND, INTER, R+V, ROLAND, IDEAL, AXA, VHV, RheinLand, Gothaer, LVM, Concordia, GenRe, Debeka, ÖRAG, Provinzial, VGH, Scor, DEVK, und ARAG, die als bisher einzige Gesellschaft auch in München Mitglied ist.

30.000 Euro kostet die Mitgliedschaft für Gesellschaften, Start-ups zahlen mit rund 1.000 bis 2.000 Euro deutlich weniger. Auf seinem Campus im Carlswerk in Köln-Mülheim bietet das InsurLab jungen Start-ups Arbeitsplätze und -räume an.

Für junge Start-ups hat das InsurLab Germany ein Förderprogramm ausgeschrieben. Die Gründer erhalten dort eine intensive Betreuung durch das Mentoren-Netzwerk der Initiative, Zugang zu Business Angels und Investoren sowie über sechs Monate kostenlose Arbeitsplätze auf dem Campus des InsurLabs. Die Bewerbungsphase für das Programm hat am 27.11.2017 begonnen und dauert noch bis zum 20.01.2018. Programmstart ist Anfang April 2018. Gleichzeitig lädt der Verein zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Die nächste Veranstaltung ist eine Blockchain-Konferenz am 12.12.2017 in Köln.

Vorübergehend wurde das Team des InsurLab Germany von Dr. Torsten Oletzky, ehemals Vorstandsvorsitzender der ERGO Versicherungsgruppe, koordiniert. Die Besetzung mit einem Geschäftsführer soll in diesen Tagen passieren. Mit Blick auf den Hub in München erklärte Oletzky im November vor Journalisten, dass man den gegenseitigen Austausch pflege und er sich sicher sei, dass man eine gute Kooperation hinbekomme.

Vernetzung im Insurance Innovation Lab in Leipzig

Auch außerhalb dieser Hubs gibt es Initiativen und Netzwerke, die die Digitalisierung in der Versicherungswirtschaft mitgestalten wollen. So etwa das Insurance Innovation Lab in Leipzig. Die Idee dazu stammt von den Versicherungsforen Leipzig. Gemeinsam mit Versicherungen und Tech-Start-ups will man Innovationen „outside the box‘‘ erschaffen. Dabei wird eng mit Universitäten, Forschungseinrichtungen und Instituten in den verschiedensten Fachbereichen zusammengearbeitet.

Hype ist noch nicht vorbei

Anders als mancherorts angenommen, scheint der InsurTech-Hype noch nicht vorbei zu sein. Der Trend hält nach Ansicht von Digitalisierungsexperten an. In der Versicherungswirtschaft gebe es noch einen hohen Nachholbedarf was die Digitalisierung angehe, da sind sich die InsurTech-Initiativen einig. Im Vordergrund stehe aber immer weniger die Disruption, sondern immer öfter die Kooperation. Die Symbiose zwischen etablierten Versicherern und InsurTechs wächst demnach weiter. Die Geschäftsmodelle verlagern sich aber immer mehr weg von der Kundenschnittstelle hin zu Gesundheitsleistungen, Prävention und Schadenprozessen. Anders ausgedrückt: Digitale Makler waren der Hype von gestern. Heute machen digitale Versicherer von sich reden. Der Zukunft gehören Technologien, die das Verhalten der Menschen optimieren, Entscheidungshilfen für Gesundheit und Sicherheit, On-Demand-Leistungen und künstliche Intelligenz, etwa bei Schadenlösungen und Betrugsbekämpfung. (bh)