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16. Dezember 2021
Internationale Geldpolitik: Zeichen stehen auf Veränderung

Internationale Geldpolitik: Zeichen stehen auf Veränderung

Steigende Inflationsraten dies- und jenseits des Atlantiks haben den Druck auf die jeweiligen Notenbanken erhöht, ihre gegenwärtige Geldpolitik anzupassen. Nun haben sowohl die EZB als auch die Fed den Ausstieg aus ihrer ultralockeren Strategie beschlossen.

Die Teuerung im Euroraum erreichte im November 2021 mit 4,9% einen neuen Rekordwert. Auch in den USA kletterte die Preisentwicklung mit 6,8% auf einen vieljährigen Spitzenwert. Steigende Inflationsraten haben daher den Druck auf die Währungshüter und ihre Geldpolitik in der Eurozone und in den USA erhöht. Immer drängender werden Forderungen nach einem Ende der seit mehreren Jahren anhaltenden Geldflut. Nun haben sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Federal Reserve (Fed) den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik beschlossen. Während Zinserhöhungen in den USA nächstes Jahr sogar wahrscheinlich werden, sind diese im Euroraum allerdings weiterhin nicht in Sicht.

EZB lässt Pandemie-Anleihekaufprogramm auslaufen

Die EZB hat nun in ihrer Ratssitzung am 16.12.2021 entschieden, ihr in der Pandemie aufgelegtes Kaufprogramm (PEPP) Ende März 2022 auslaufen zu lassen. Das ältere Anleihekaufprogramm namens APP soll hingegen ab April 2022 von aktuell 20 auf dann 40 Mrd. Euro monatlich aufgestockt werden, um einen abrupten Abriss der Käufe infolge der Beendigung von PEPP zu verhindern. Ab Juli 2022 werden diese Käufe dann schrittweise bis Oktober 2022 auf 20 Mrd. Euro reduziert und sollen in der Höhe so lange beibehalten werden, wie es zur Förderung der Konjunktur notwendig ist. Allerdings: Ein Ende des APP-Programms stellt die EZB damit nicht in Aussicht. Da dies aber als Voraussetzung für Zinserhöhungen gilt, erscheinen höhere Zinsen im kommenden Jahr also recht unwahrscheinlich.

Fed gibt Weg für Zinserhöhungen grundsätzlich frei

Die US-Notenbank Fed hat in ihrer Direktoriumssitzung vom 15.12.2021 nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Handelsblatt beschlossen, schneller als bisher geplant aus der lockeren Geldpolitik auszusteigen. Dazu drosselt sie ihre Anleihekäufe noch stärker als zuletzt um monatlich 30 Mrd. US-Dollar und ebnet damit den Weg für mehrere Zinserhöhungen im Jahr 2022. Beim bislang geplanten Tempo wäre das Ankaufvolumen von ursprünglich 120 Mrd. US-Dollar monatlich erst im Juni 2022 bis auf null abgeschmolzen. Jetzt könnte es also schon im Frühjahr soweit sein. Der Abschluss des als „Tapering“ bezeichneten Prozesses gilt als Voraussetzung für eine Zinserhöhung. Die abrupte Änderung des Tapering-Tempos spiegelt „die Inflationsentwicklung und die weitere Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt“ wider, erklärte die Fed. Sie sei „bereit, das Tempo der Käufe anzupassen, wenn Änderungen der wirtschaftlichen Aussichten dies rechtfertigen“. Zum ersten Mal seit Langem benutzte die Fed nicht mehr das Wort „vorübergehend“ im Zusammenhang mit der Inflation.

Britische Notenbank erhöhte bereits ihren Leitzins

Unterdessen machte die britische Notenbank (Bank of England) bereits ernst. Sie erhöhte als erste der großen Zentralbanken weltweit die Zinsen seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Der Leitzinssatz wurde auf 0,25% von zuvor 0,1% angehoben. (as)

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