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26. September 2025
Junge Kunden interessieren sich nicht für Lebensversicherungen
Junge Menschen interessieren sich nicht für Lebensversicherungen

Junge Kunden interessieren sich nicht für Lebensversicherungen

Verbraucher unter 40 Jahren lehnen traditionelle Lebensversicherungen ab. Das zeigt der gemeinsam vom Capgemini Research Institute und der Life Insurance Marketing and Research Association erstellte World Life Insurance Report 2026. Leistungen, die zu Lebzeiten greifen, stehen höher im Kurs.

Der gemeinsam vom Capgemini Research Institute und der Life Insurance Marketing and Research Association (LIMRA) erstellte World Life Insurance Report 2026 zeigt, dass 68% der unter 40-Jährigen eine Lebensversicherung als entscheidend für eine sichere, finanzielle Zukunft betrachten. Allerdings passen die aktuellen Angebote nicht zu ihren finanziellen Prioritäten, weshalb solche Versicherungen selten abgeschlossen werden, so die Mitteilung zur Studie.

Die Studie stellt fest, dass junge Verbraucher einen kurzfristigen Mehrwert durch leicht zugängliche Leistungen erwarten, die in einer traditionellen Lebensversicherungspolice oft nicht enthalten sind. Obwohl einige Versicherer diese Vorteile bieten, lehnt jeder vierte Verbraucher Lebensversicherungen ab – wegen komplizierter Prozesse und Fachsprache, die das Verständnis und die Nutzung der Policen erschweren.

Neue Generation, neue Ansprüche

Die Lebensversicherungsbranche stehe laut LIMRA und Capgemini vor einer zentralen Herausforderung, da die nächste Generation ihrer Kunden Lebensmeilensteine neu definiere. Verbraucher unter 40 Jahren würden heute die traditionellen Faktoren für den Abschluss einer Lebensversicherung hinauszögern oder ganz überspringen: 64% der deutschen Befragten haben laut Studie keine unmittelbaren Heiratspläne und 84% der Singles und Verheirateten haben derzeitig keinen Kinderwunsch.

Ein Widerspruch, den die Studie aufdeckt: In den kommenden 15 bis 20 Jahren steht eine massive Vermögensübertragung bevor. Während Millennials und die Generation Z weltweit durchschnittlich 106.000 US-Dollar Erbschaft pro Person erhalten, bleiben Lebensversicherungen ein zentraler Baustein für die Verwendung dieser Mittel – 40% der unter 40-Jährigen sehen Lebensversicherungen und Rentenprodukte als drittwichtigste Säule ihrer Investmentstrategie für die Erbschaft direkt nach Aktien und Bargeldreserven.

Neuausrichtung des LV-Angebots

Lebensversicherer erkennen, so LIMRA und Capgemini, zunehmend, dass sich die Bedürfnisse und Erwartungen der unter 40-Jährigen deutlich von denen älterer Kundengruppen unterscheiden. Führungskräfte auf der Branche nennen für Deutschland Faktoren wie eine alternde Bevölkerung und steigende Lebenserwartung (40%), verzögerte Lebensmeilensteine (40%) sowie anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit (60%) als zentrale Treiber ihrer langfristigen Strategien.

Dennoch bleibt die Wahrnehmung von Lebensversicherungen eine Herausforderung für Anbieter. Auf die Frage nach Hürden beim Abschluss einer Police nennen jüngere deutsche Verbraucher vor allem, dass sie nicht zur aktuellen Lebensphase passen (45%), hohe Prämienkosten (29%) und das Fehlen unmittelbarer Vorteile (19%). Stattdessen fordern diese jungen Erwachsenen einen einfachen Zugang zu „Living Benefits“, also Leistungen, die sie aktiv auf ihrem Lebensweg begleiten – von Belohnungen für gesundheitsbewusstes Verhalten bis hin zur Kostenübernahme bei Fruchtbarkeitsbehandlungen.

Technologische Fähigkeiten entscheiden

Um die von jüngeren Verbrauchern geforderten „Living Benefits“ und nahtlosen Erlebnisse zu bieten, bedarf es ein erweitertes Leistungsversprechen, innovative Vertriebskanäle und eine umfassende technologische Transformation. Laut der Studie wünschen sich global 59% der unter 40-Jhrigen eine direkte digitale Interaktion, doch nur 31% der befragten Versicherer verfügen über entsprechende Plattformen. Noch gravierender ist der Rückstand bei fortschrittlichen Technologien: 77% der Verbraucher erwarten datenbasierte Empfehlungen, aber nur 16% der Versicherer können diese im großen Maßstab bereitstellen, hauptsächlich aufgrund veralteter IT-Systeme.

Um diese Lücke zu schließen und die nächste Generation als Kunden zu gewinnen, empfiehlt die Studie drei zentrale Transformationssäulen:

  • Innovative Produkte gestalten: Flexible Lösungen entwickeln, bei denen Leistungen zu Lebzeiten im Mittelpunkt stehen; die Risikoprüfung vereinfachen und durch spielerische Elemente die Kundenbindung zu fördern, um über alle Lebensphasen hinweg Mehrwert zu schaffen.
  • Berater stärken: Vermittler mit KI-gestützten Tools und Kundenanalysen für personalisierte Beratung ausstatten sowie hybride Vergütungsmodelle modernisieren, um die nächste Generation von Beratern zu gewinnen.
  • Strategische Ökosystempartnerschaften schließen: Lebensversicherungen über Kooperationen mit Finanzinstituten, Gesundheitsdienstleistern und HR-Plattformen nahtlos in den Alltag integrieren, um zeitgerechten und kontextbezogenen Mehrwert zu liefern.
Methodik der Studie

Der World Life Insurance Report 2026 stützt sich auf drei zentrale Quellen: die Global Voice of the Customer Survey 2025, die Global Insurance Executive Interviews 2025 sowie die Globalen makroökonomischen Prognosen 2025, die in Zusammenarbeit mit einem führenden Wirtschaftsforschungsinstitut entwickelt wurden. Die Primärforschung umfasst Erkenntnisse aus 22 Märkten: Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, China, Kolumbien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Hongkong, Indien, Italien, Japan, Mexiko, Niederlande, Portugal, Singapur, Spanien, Schweden, Vereinigtes Königreich und Vereinigte Staaten.

Die Ergebnisse basieren auf:

  • einer Umfrage unter 6.176 Personen im Alter von 18 bis 39 Jahren in 18 Märkten
  • Interviews mit 200 Führungskräften aus der Versicherungsbranche in denselben Märkten
  • makroökonomischen Prognosen, die in Zusammenarbeit mit Oxford Economics erstellt wurden
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