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20. Juli 2022
Kaum Eigenverantwortung beim Thema Finanzwissen

Kaum Eigenverantwortung beim Thema Finanzwissen

Bei erfahrenen Anlegern in Deutschland stoßen Vermittler auf taube Ohren. Unter ihnen glauben 81%, sich selbst ausreichend auszukennen. Das geht aus der Global Investor Study 2022 hervor. Gleichzeitig liegt beim Finanzwissen allgemein noch Einiges im Argen.

Der Vermögensverwalter Schroder Investment Management (Schroders) hat seine große Global Investor Study 2022 veröffentlicht. Zu diesem Zweck hat Schroders über 23.000 Anleger aus 33 Ländern befragt. Die folgenden Aussagen beziehen sich auf die Teilauswertung der Anleger in Deutschland.

Es kommt auf den Inhalt an

Die Studienergebnisse belegen beispielsweise deutlich, dass es für Anleger von großer Bedeutung ist, wie die Fonds strukturiert sind, in die investiert werden soll. Über alle Altersklassen hinweg und egal ob Experte oder Anfänger, stets ist es einer Mehrheit der Befragten wichtig bzw. sehr wichtig, dass der Fonds, in den investiert wird, den eigenen Werten und Prinzipien entsprechend zusammengestellt ist.

Prinzipien- und wertebasiertes Anlegen

Dieser Effekt nimmt mit steigendem Finanzwissen und höherem Alter noch deutlich zu. Unter den Anlegern, die sich selbst als Experten bezeichnen, finden sogar 79% wertebasiertes Investieren wichtig oder sehr wichtig. Bei älteren Anlegern ergibt sich ein ähnliches Bild. Ab einem Alter von 71 Jahren lassen sich 77% der Befragten von ihren Werten und Prinzipien leiten.

Investoren sollen mehr Einfluss erhalten

Doch das Umschichten von Anlagen soll nach dem Willen der Befragten nicht das einzige Instrument sein, um die eigenen Prinzipien und Werte zum Ausdruck zu bringen. Ganze 93% der erfahrenen und fortgeschrittenen Anleger sind der Meinung, sie sollten die Möglichkeit erhalten, Einfluss auf die in ihren Fonds gehaltenen Unternehmen auszuüben. Selbst bei den Anfängern sind 63% dieser Meinung. Gerade in puncto Klimafragen, wünschen sich die Investoren mehr Impact auf die Unternehmen.

Anfänger sind offener für Beratung

Ob Finanzdienstleister an dieser Stelle weiterhelfen können – beispielsweise indem sie den Anlegern Kapitalanlagen oder Versicherungsprodukte vermitteln, die ihren Werten entsprechen –, ist ebenfalls vom Finanzwissen der Verbraucher abhängig. Unter den Erfahrenen und Fortgeschrittenen glauben bereits 81%, dass sie über die erforderlichen Erkenntnisse verfügen, selbst die richtige Entscheidung für ihre finanzielle Zukunft treffen zu können. Bei den Anfängern ist deutlich mehr Potenzial für Financial Intermediaries vorhanden. Hier trauen sich nur 35% die erforderlichen Erkenntnisse zu.

Eigenverantwortung? Fehlanzeige

Wenn es jedoch darum geht, dieses Finanzwissen auszubilden, ist bei den Anlegern von Eigenverantwortung kaum die Rede. Nur 15% der Befragten finden, dass man selbst dafür verantwortlich ist, sich die erforderlichen Kenntnisse anzueignen, um die eigenen Finanzangelegenheiten zu regeln. Die meisten sehen Finanzdienstleister (48%) und die Schulen (34%) sowie die Familie (31%) in der Pflicht. Unabhängige Finanzberater werden als eigene Kategorie geführt. 29% der Befragten finden, dass sie für die Ausbildung von Anlagekompetenz zuständig sind. (tku)

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