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10. Januar 2024
Kein Ausblick ohne Rückblick

Kein Ausblick ohne Rückblick

Auch 2024 dürfte ein spannendes Jahr für die Investmentbranche werden. Welche Herausforderungen stehen den Asset-Managern und den Anlegern bevor? Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence GmbH, blickt für AssCompact zunächst zurück und dann nach vorne.

Ein Artikel von Klaus-Dieter Erdmann, Geschäftsführer der funds excellence GmbH

2023, das Folgejahr zum fatalen Jahr 2022, war alles andere als einfach für den breit diversifizierten Anleger. Getrieben von einer Handvoll Aktien, den „Magnificent Seven“, haben die Aktienmärkte eine positive Performance hingelegt. Rechnet man diese aus dem S&P 500 heraus, wäre die Performance des Index per Oktober 2023 leicht negativ.

Was heißt das für die Zukunft? Mehr Perlen suchen oder weiter an einem gut diversifizierten Depot festhalten? Die Antwort gibt das Jahr 2022. Die „Magnificent Seven“ wiesen ein Minus von 40% auf. Somit gilt auch in der Zukunft: Don’t put all your eggs in one basket.

Die Herausforderung für den Berater wird im Jahr 2024 darin bestehen, den Kunden die Performance ihrer Portfolios ins Verhältnis zu der Entwicklung der Märkte zu stellen. Es gilt bei den Jahresgesprächen, die Sonderbewegung der Apples, Metas, Nvidias dieser Welt herauszuarbeiten.

Neben diesen Themen lässt auch der Einfluss der Weltpolitik auf die Aktienmärkte nicht nach. Krisen wie im Nahen Osten und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine werden weiter auf die Stimmung drücken. Die wirtschaftliche Entwicklung Chinas ist derzeit geprägt von großen Problemen mit dem Immobilienmarkt. Auch scheint die kommunistische Partei weiter an ihrer eskalierenden Politik gegenüber Taiwan festzuhalten.

Der Name ist Bond

Besondere Aufmerksamkeit sollte 2024 wieder den Bondmärkten gelten. Zwar ist der Zins zurück, es scheinen sich aber andere Flanken zu öffnen. So steigen die Ausgaben für Zinszahlungen im Etat der USA erstmals über den des Verteidigungshaushaltes. Die hohe Verschuldung der Amerikaner, verstärkt durch die Aufwendungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, birgt die Gefahr, dass die US-Regierung von der Zinslast in ihrer Haushaltspolitik gefangen ist. Der Markt wird es sich mit höheren Zinsen bezahlen lassen. Ein zweiter Aspekt ist eine zurückgehende Nachfrage nach US-Staatsanleihen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Volksrepublik China aufgrund der politischen Spannungen mit den USA ihren Kauf von US-Anleihen weiter reduziert und es so zu einem Überangebot an US Government Bonds kommt. China hat seit dem „Allzeithoch“ im Jahr 2013 seinen Bestand an US-Bonds von 1,3 Bio. US-Dollar um 500 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 reduziert. Auch diese geringere Nachfrage kann zu steigenden Zinsen führen. Aber nicht nur die daraus resultierenden Kursverluste in Rentenportfolios stellen eine Gefahr dar. Auch die Verteuerung der Refinanzierungskosten, besonders für Small und Mid Caps, würde sich als schwierig darstellen. Es ist fraglich, wie ausreichend die Finanzkraft dieser Unternehmen dauerhaft ist – in einem von einer anhaltenden Rezession geprägten wirtschaftlichen Umfeld.

Langfristig und breit gestreut – für die Sicherheit

Es gilt daher , dem Kunden 2024 die Vorteile eines breit diversifizierten Portfolios zu vermitteln. Der Anteil an Bonds muss unbedingt über ein breites Laufzeitband gestreut werden. Es ist die Zeit des aktiven Managers, sich in diesen Märkten gegen die passiven ETFs und Robo-Advisors durchzusetzen. Hier wird es spannend werden, wie es den Vermögensverwaltern gelingt, den Vormarsch der künstlichen Intelligenz als Unterstützung in der Portfoliooptimierung zu nutzen und nicht als Gegner anzusehen.

Bei aller Unsicherheit, die uns das Jahr 2024 bringen mag, bleibt eines doch positiv anzumerken: Der Gesetzgeber macht eine Pause in seiner Regulierungssucht. Nach Protokollen, ESG-Abfragen und Diskussionen um Beratungsprovision scheint 2024 ohne gravierende Veränderungen zu starten – ein Lichtblick!

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © funds excellence

 
Ein Artikel von
Klaus-Dieter Erdmann