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16. September 2020
Kfz-Versicherung: Telematik und Autonomes Fahren als Megatrends

Kfz-Versicherung: Telematik und Autonomes Fahren als Megatrends

Die Corona-Pandemie hat der Digitalisierung Auftrieb verliehen. Das merkt auch die Kfz-Versicherungsbranche: Telematik und Autonomes Fahren werden laut einer MSK-Umfrage als Megatrends im Kfz-Versicherungsmarkt gesehen. Demnach könne die Telematik trotz Vorbehalten gegen die bisherigen technischen Lösungen zu einer Plattform für viele Zusatzdienste ausgebaut werden.

Durch Corona ist die Bedeutung von Telematik in Deutschland merklich angestiegen. Die Pandemie habe der Republik einen „Crashkurs in digitalen Anwendungen“ und vermehrte Investitionen in die IT beschert, sagt Onnen Siems, Geschäftsführer der aktuariellen Beratungsgesellschaft Meyerthole Siems Kohlruss (MSK).

Digitalisierung erlebt Sprung nach vorn durch Corona

Der Trend der Digitalisierung, der auch schon vor der Pandemie bestand, habe einen Sprung gemacht, der auch Auswirkungen auf die Versicherungsbranche habe. So seien Versicherte eher bereit, sich mit digitalen Lösungen wie etwa der Telematik zu befassen. Damit komme eine Entwicklung in Gang, die nicht bei dieser Technologie halt mache: „Das Fernziel des Autonomen Fahrens rückt näher. Intelligente Fahrzeuge, die wenig Unfallaufkommen verursachen (Vision Zero), stellen die Versicherer vor eine grundlegende Herausforderung. Versicherer müssen ausgetretene Pfade verlassen und mehr Innovation wagen“, bilanziert Siems im Zusammenhang mit einer Umfrage unter Kfz-Versicherern aus der DACH-Region. Die Umfrage wurde im Rahmen der K-Tagung durchgeführt. An der gemeinsamen Veranstaltung von SCOR Rückversicherung Deutschland und Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) nahmen Anfang September mehr als 200 Branchenprofis teil, die 98% des deutschen Kfz-Marktes repräsentieren.

Telematik: Technische Lösungen bisher wenig überzeugend

Telematik und Autonomes Fahren liegen in der Umfrage als die beiden größten „Megatrends“ mit jeweils 35% gleichauf. Das Telematik-Thema sei zwar schon seit Jahren im Markt präsent, sei aber vielfach noch skeptisch gesehen worden, da die technischen Lösungen bisher noch nicht überzeugt hätten, kommentiert MSK-Geschäftsführer Siems: „Weder ODB2-Stecker noch teure Stecker im Zigarettenanzünder erscheinen den Meisten als gangbarer Weg. Das gleiche gilt für reine App-Lösungen sowie oberflächliches und/oder intransparentes Telematikscoring. Hinzu kommen datenschutzrechtliche Vorbehalte.“

Telematikpolicen zu über 90% bei den Marktführern

Trotz dieser weit verbreiteten Vorbehalte erfahren Telematiklösungen im Management aktuell eine hohe Aufmerksamkeit, wie auch die Umfrage belegt. Der Marktdruck steige merklich an. Mittlerweile seien über 500.000 Telematikpolicen im Markt, davon über 90% bei den beiden Marktführern HUK und Allianz, so Siems. „Die Telematiktechnik hat einen hohen Reifegrad zu geringen Stückkosten erreicht. Auch stehen vereinfachte Vertriebsoptionen durch weniger Tarifmerkmale zur Verfügung – bei zugleich höherer Risikodifferenzierung.“ Damit könne Telematik zu einer Plattform für viele Zusatzdienste ausgebaut werden, so beispielsweise zur Parkplatzsuche, für Bonusprogramme oder situative Versicherungsofferten.

Als weitere Punkte hinter den „Megatrends“ Telematik und Autonomes Fahren nannten die Teilnehmer der K-Tagung in der Umfrage die Themenfelder Car-Sharing, Elektromobilität und Digitalisierung (jeweils 20%). Sonstige Nennungen waren neben der Mobilität die Bereiche Tarifierung und Schaden (mit jeweils 13%). Zentral sind hierbei – darauf deuten zusätzliche Anmerkungen der Befragten hin – die zunehmende Automatisierung in der Schadenauswertung und die wachsende Rolle der Versicherungsmathematik. (ad)

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