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10. Mai 2021
Kfz-Werkstatt-Branche: Risiken erkennen und versichern

Kfz-Werkstatt-Branche: Risiken erkennen und versichern

Kfz-Werkstätten sehen sich vielen Risiken gegenüber, die je nach Spezialisierung und Kunden­segment stark variieren. Entsprechend komplex ist ihr Versicherungsbedarf. Durch Multi-Risk-Deckungen lässt sich eine Vielzahl an Risiken abfangen und zusätzlich das Haftungsrisiko des Vermittlers reduzieren.

Ein Beitrag von Mathias Kloth, Leiter Firmenkunden-MultiRisk der Helvetia Versicherungen

Im Jahr 2020 gab es laut DAT-Report 2021 in Deutschland 21.570 freie Werkstätten ohne Markenbindung und rund 15.030 Werkstätten mit mindestens einer Herstellerautorisierung. In diesem knapp 37.000 Betriebe umfassenden Segment sind Kfz-Werkstätten unterschiedlichster Ausrichtungen enthalten: kleine Einmann­-­betriebe, Werkstätten mit mehreren Standorten, auf Oldtimer oder Lkw spezialisierte Betriebe, Fahrzeugaufbereiter und Mischbetriebe mit breit gefächertem Leistungskatalog.

Umfangreicher Versicherungsbedarf

Ebenso vielfältig wie die Tätigkeitsfelder der einzelnen Werkstätten sind die Gefahren, denen sich letztendlich alle Kfz-Betriebe gegenüber­sehen. Sachwerte wie Gebäude und Inventar, aber auch speziell Bargeld und beispielsweise Kundenreifen müssen vollumfänglich abgesichert sein.

Zudem ist auch der beste Kfz-Reparatur­betrieb nicht vor Haftungsansprüchen von Dritten gefeit. Aus Nachlässigkeit bei der Verkehrssicherungspflicht des Betriebsgrundstückes oder auch wegen Reparaturfehlern an Kundenfahrzeugen können oft hohe Haftungsansprüche resultieren.

Fast jedes Unternehmen betreibt heutzutage eine Website zur Kundenansprache und ein firmeninternes Netzwerk für die Verwaltung des Geschäftsbetriebes. In dieser zunehmend digitalisierten Welt sind auch Kfz-Werkstätten von Cyberangriffen bedroht. Die Kosten für zum Beispiel die Datenwiederherstellung, Kundenansprache und Ertragseinbußen können eine Werkstatt schnell in finanzielle Bedrängnis bringen.

Nicht zuletzt ist es das zentrale Element eines Werkstattbetriebes, das Fahrzeug zu berücksichtigen. So ist eine lückenlose Absicherung der Firmen-, Unfall-/Werkstattersatz- und Kundenfahrzeuge essenziell für vollumfänglichen Versicherungsschutz. Denn im Schadenfall geht es nicht nur um Sachwerte: Eine mangelhafte oder gar fehlende Deckung der Obhutsfahrzeuge kann das Vertrauen des Kunden in die Kfz-Werkstatt nachhaltig schädigen.

Herausforderungen für Vermittler und Kunden

Der umfangreiche Versicherungsbedarf einer Kfz-Werkstatt erfordert ein modernes, allgemeine und branchentypische Risiken abdeckendes Versicherungskonzept. Typische Fragen seitens des Maklers sind: Welches Produkt bietet meinem Kunden das beste Preis-Leistungs-Verhältnis? Wie kann ich mein Haftungsrisiko minimieren, Deckungslücken erkennen und vermeiden? Welche technischen Prozesse unterstützen mich und meinen Kunden am besten?

Aus Kundensicht steht die Frage nach der richtigen Absicherung im Vordergrund: Welche Versicherung greift im Schadenfall und welcher Versicherungsschutz wurde wo abgeschlossen? Die am Markt üblichen, oft bei verschiedenen Risikoträgern platzierten Einzelvertragslösungen, bedeuten sowohl für Kunden als auch für Vermittler hohe Komplexität.

Durch mehrere Policen und Bedingungswerke kann es leicht zu Deckungslücken im Versicherungsschutz kommen. Dieses Risiko kann im Interesse des Kunden und vor dem Hintergrund der Maklerhaftung mit einer Multi-Risk-Versicherung minimiert werden.

Multi-Risk-Konzepte: Umfangreiche Deckung in einer Police

Multi-Risk-Versicherungen sind auf die jeweilige Branche zugeschnittene, verbundene Policen mit durchgeschriebenem Bedingungswerk und einheitlichen Haftungslimits und Selbstbehalten für die versicherten Sparten. Die Tarifierung erfolgt meist auf nur einer Bemessungsgrund­lage, zum Beispiel dem Umsatz. Gegenüber konventionellen Einzelverträgen bietet eine Multi-Risk-Police insbesondere für die Zielgruppe der Kfz-Werkstätten folgende Vorteile:

  • ein Antrag, eine Police, ein Bedingungswerk und somit einfache Vertragsverwaltung für alle Vertragsparteien
  • einheitliche Selbstbehalte und Berechnungsgrundlage, einheitliche Vertragslaufzeit und Fälligkeiten aller Sparten
  • ein Versicherer bedeutet ein Ansprechpartner sowie eingespielte Bearbeitungsprozesse
  • branchenspezifisches Wording reduziert Gefahr von Deckungslücken und Maklerhaftung
  • günstigere Prämie durch reduzierte Verwaltungskosten

Eine vertraglich vereinbarte Update-Garantie hält zudem den Versicherungsschutz des Kunden stets aktuell und minimiert gleichzeitig das Haftungsrisiko des Vermittlers.

Die Multi-Risk-Versicherungslösung für Kfz-Werkstattbetriebe

Das optimale Versicherungsprodukt für Kfz-Werkstattbetriebe stellt eine Multi-Risk-Police inklusive Haftpflicht-, Sach-, Kraftfahrt- und Cyberversicherungsbaustein dar.

Der Haftpflichtbaustein sollte Betriebshaftpflicht-, Umwelthaftpflicht-, Umweltschaden- und Privathaftpflichtversicherung für Inhaber bzw. Geschäftsführer beinhalten und marktgerechte Versicherungssummen von 10 Mio. Euro bereitstellen. Ebenfalls ist der Einschluss der Kfz-Zusatzhaftpflichtversicherung für Tätigkeitsschäden am Kundenfahrzeug, die Absicherung des Abwasseranlagenrisikos sowie die Deckung für Tankstellen und Waschanlagen für eigene betriebliche Zwecke unbedingt zu empfehlen.

Zur Sachversicherung gehören die Geschäftsgebäude-, Geschäftsinhalts-, Ertragsausfall-, Glas- und Elektronikversicherung, für die eine kombinierte Höchstersatzleistung von mindestens 5 Mio. Euro vereinbart werden sollte. Zudem sollten Deckungen für eingelagerte Kundenreifen, E-Ladestationen sowie Kfz-Prüftechnik im Rahmen der Elektronikversicherung enthalten sein. Auch darf der generelle Neuwertersatz für die Betriebseinrichtung („Goldene Regel“) nicht fehlen.

Der Kraftfahrtbaustein beinhaltet neben der Kfz-Haftpflicht- und Kaskoversicherung auch die Kfz-Handel- und Handwerkdeckung, die Versicherungsschutz für Kundenfahrzeuge in Werkstattobhut bietet. Ebenso gehören die roten Kennzeichen zum Leistungsumfang. Die Vergabe einer dauerhaften elektronischen Versicherungsbestätigung ermöglicht es dem Kunden, Fahrzeuge ohne separaten Antragsprozess zuzulassen. Kunde und Vermittler sparen so Zeit und Aufwand, auf Versichererseite entfällt die Antragsbearbeitung und die Prozesskette wird verschlankt.

Der Cyberbaustein deckt bei Informations­sicherheitsverletzungen die Service- und Beratungskosten, Drittschäden, Eigenschäden und daraus resultierende Ertragsausfälle ab. Als Versicherungssumme sollten marktgerechte 250.000 Euro vereinbart sein. Weitere, wichtige Deckungsinhalte sind in diesem Zusammenhang Kosten für Krisenkommunikation, PR-Maßnahmen, die gesetzliche Haftpflicht wegen Vermögensschäden Dritter oder die Mehrkostenversicherung.

Fazit: Weniger Aufwand, umfangreichere Deckung

Eine Multi-Risk-Police für Kfz-Werkstätten bringt für alle Vertragsparteien signifikante Vorteile. Sowohl Kunde als auch Vermittler profitieren von der schlanken Administration, dem in nur einem Vertrag abgebildeten abgestimmten Ver­sicherungsumfang und der einheitlichen Prämie. Deckungslücken und Doppelversicherungen werden hierbei vermieden, was gleichzeitig das Haftungsrisiko des Vermittlers minimiert.

Diesen Artikel lesen Sie auch in der AssCompact Sonderedition „Gewerbeversicherung“ und in unserem ePaper.

Bild: © nosorogua – stock.adobe.com