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15. Juni 2025
KMU und Auslandsmärkte: Allianz setzt auf regionale Lösungen
KMU und Auslandsmärkte: Allianz setzt auf regionale Lösungen

KMU und Auslandsmärkte: Allianz setzt auf regionale Lösungen

Der Mittelstand in Deutschland steht unter Wettbewerbsdruck. Die Unternehmen setzen auf Internationalisierung, doch das birgt Risiken. Wie unterstützt die Allianz dabei Kunden und Makler? Firmenvorstand Ulrich Stephan gibt Auskunft.

Interview mit Ulrich Stephan, Firmenvorstand der Allianz Versicherungs-AG
Herr Stephan, zuletzt sanken die Prämien für Sachversicherungen weltweit, insbesondere bei Financial Lines und Cyber. Wie schneidet die Allianz Versicherungs-AG aktuell bzw. rückblickend auf 2024 ab?

Tatsächlich sind die Prämien weltweit leicht rückläufig. Trotzdem konnte die Allianz im Firmengeschäft in Deutschland 2024 wachsen, und wir möchten auch zukünftig unsere Marktposition in beiden Bereichen weiter ausbauen. Denn insbesondere Financial Lines haben wir als klares Zielsegment definiert und entsprechend unsere Produkte überarbeitet und die Prozesse verbessert. Cyber ist als Markt weitaus kompetitiver, was man auch an den günstigen Prämien sehen kann. Wir als Allianz positionieren uns hier vor allem mit unseren Services im Schadenfall und unterstützen Kundinnen und Kunden bei der Schadenprävention.

Und wie stark hat Sie die Inflation auf der Schadenseite getroffen?

Inflation, Fachkräftemangel, neue Gebührenordnungen und steigende Versicherungswerte beeinflussen unsere Schadenaufwendungen maßgeblich – wenn auch nicht alle Produkte und Sparten gleichermaßen betroffen sind. Gebäude-, Flotten- oder Transportversicherungen sind eher von Werterhöhungen und steigenden Schadenkosten betroffen, während im Rechtsschutz Gebührenordnungen und Prozesskosten eine Rolle spielen. Vor allem sind wir von politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen, Unsicherheiten und Handelskriegen betroffen, die die Inflation weltweit und in einzelnen Ländern hochtreiben.

Wie bewerten Sie aktuell die Herausforderungen für mittelständische Unternehmen, die international agieren?

Der Mittelstand in Deutschland steht unter hohem Wettbewerbsdruck: Bürokratie, Lohnkosten, steigende Immobilienpreise sowie Lager- und Transportkosten erfordern Maßnahmen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit. Viele mittelständische Unternehmen verlagern Standorte ins Ausland und setzen auf die Internationalisierung von Lieferketten und multinationale Geschäftsbeziehungen, was wiederum Risiken im Bereich Sicherheit und politische Rahmenbedingungen mit sich bringt.

Wo sehen Sie die größten Risiken?

Die Risiken in Deutschland unterscheiden sich nicht wesentlich von internationalen Risiken: Elementarschäden, Maschinenzerstörung, Cyberattacken oder Lieferkettenunterbrechungen sind global. Je intensiver ein Unternehmen international agiert, desto relevanter werden Risiken wie Verzögerungen bei der Abfertigung, neue Einfuhrbeschränkungen oder internationale rechtliche Rahmenbedingungen und Haftungsrisiken. Die Allianz Versicherungs-AG begegnet diesen Herausforderungen einerseits mit einer internationalen Aufstellung mit lokalen Ansprechpartnern sowie einfachen und übersichtlichen Versicherungslösungen, die komplexe Konstellationen und regionale Gegebenheiten abbilden und passenden Schutz, Services und Leistungen bieten. So gewährleisten wir die optimale Absicherung entsprechend regionalen Gegebenheiten wie zum Beispiel die Einhaltung lokaler Pflichtbestandteile oder die Steuerung entlang lokaler Regularien.

Ob Cyber, geopolitische Unsicherheiten oder Naturgefahren: Welche Folgen haben diese Entwicklungen für die Deckungskapazitäten und das Underwriting?

Es ist immer so: Unsicherheiten führen grundsätzlich dazu, dass Bewertung und Zeichnung von Risiken restriktiver oder zurückhaltender gehandhabt werden. Allerdings sind die Betroffenheiten und Herausforderungen in den Branchen sehr unterschiedlich. Wir beobachten diese Entwicklungen genau und verhalten uns dann auch entsprechend differenziert.

Da uns das gelingt, zeigt das sehr gute Ergebnis, das wir dieses Jahr für Firmen verzeichnen konnten. Unsere Solvency II Ratio stieg 2024 auf 242%. Damit zeigen wir bei diesen beiden wichtigen Kriterien hohe Kontinuität und Verlässlichkeit.

Wurde auch eine Verschärfung der Underwriting-Richtlinien erwogen?

Aktuell sehen wir keine Notwendigkeit, unsere Underwriting-Richtlinien zu verschärfen oder anderweitig grundsätzlich zu ändern. Dadurch, dass wir aktuelle Entwicklungen laufend genau im Blick haben, können wir auch entsprechend rasch und fokussiert reagieren und müssen eben nicht grundlegend unsere Policy ändern.

Die Internationalisierung der Wertschöpfungsketten erfordert maßgeschneiderte Versicherungslösungen. Welche besonderen Anforderungen stellen mittelständische Unternehmen an einen Versicherer, wenn sie grenzüberschreitend tätig sind?

Unsere Kundinnen und Kunden benötigen einfache Versicherungskonstrukte, idealerweise über einen Ansprechpartner organisiert. Die Anforderung an uns ist, eine gesamthafte Lösung und den Versicherungsschutz aus einer Hand anzubieten. International tätige Unternehmen benötigen eine adäquate Grunddeckung für ihr in Deutschland beheimatetes Unternehmen, O die als „Mastercover-Abdeckung“ über die lokalen Auslandspolicen gelegt wird. Unternehmen haben einen gleichbleibenden Ansprechpartner und können in Schadenangelegenheiten oder komplizierten Sachfragen in der Heimatsprache und im Heimatkontext agieren. Sie können sich darauf verlassen, dass ihre Auslandspolicen berücksichtigt werden, und auf die Allianz vertrauen.

Mit Niederlassungen in mehr als 70 Ländern bietet die Allianz Gruppe eine breite internationale Präsenz. Wie gewährleisten Sie dabei eine effiziente Schadenregulierung über Ländergrenzen hinweg?

Auslandsschäden werden nach lokalem Recht vor Ort abgewickelt. Über eine Rückversicherung innerhalb der Allianz werden diese lokal abgewickelten Schäden im deutschen Vertrag „sichtbar“. Der Unternehmer erhält Kenntnis und Transparenz und kann darauf vertrauen, dass die im Ausland angefallenen Schäden nach lokalen Gegebenheiten reguliert werden. Allianz Commercial bietet mit seinem breiten Netzwerk und einer durchgängigen IT-Infrastruktur ideale Voraussetzungen dafür.

Der Maklervertrieb spielt eine zentrale Rolle in der Beratung mittelständischer Unternehmen. Wie unterstützt Allianz Commercial Versicherungsmakler dabei, ihren Kunden maßgeschneiderte internationale Versicherungslösungen anzubieten? Gibt es spezielle digitale Tools für den Maklervertrieb?

Unsere Underwriter begleiten den Maklervertrieb und unsere Maklerhäuser individuell entlang ihrer Produkt- und Beratungsbedürfnisse. Sie verfügen über breite Expertise im deutschen Versicherungsgeschäft, um grundlegende Unterstützung zu bieten. Digitale Tools ermöglichen den Austausch unserer Underwriter mit internationalen Standorten, um rasch passende Lösungen für Unternehmen anzubieten. Mit ihrer Hilfe können wir eine allumfassende, internationale Kommunikation zwischen allen Beteiligten sicherstellen – von der Vertragsabstimmung über die Policenerstellung bis hin zum Schadenmanagement. Außerdem sind lokale Gegebenheiten wie Gesetze, Verordnungen oder Steuern immer zentral und aktuell abrufbar und werden ebenfalls über die gesamte Vertragsbeziehung hinweg berücksichtigt.

Internationale Versicherungs­lösungen sind oft komplex und erklärungsbedürftig. Wie erleichtert Allianz Commercial Maklern den Zugang zu diesen Produkten und sorgt somit für eine reibungslose Vermittlung an ihre mittelständischen Kunden?

Bei Allianz Commercial arbeiten wir eng zusammen: Gemeinsam mit der AGCS haben wir unsere Prozesse, Bedingungen und Informationen optimiert und an lokale Gegebenheiten wie Regularien oder das Abführen von Steuern angepasst, um tatsächlich bedarfsorientierte Lösungen für unsere mittelständischen Kunden anbieten zu können. Unsere Maklerhäuser und deren Kunden profitieren also von einer breiten Expertise in einem speziellen Geschäftsfeld.

Blick in die Zukunft: Welche Entwicklungen erwarten Sie im Bereich internationale Firmen­versicherungen in den nächsten fünf Jahren?

Die zunehmende Internationalisierung unserer Kundinnen und Kunden bleibt ein Trend für die kommenden Jahre. Sie wird das internationale Firmengeschäft wachsen lassen, darum ist es wichtig, sich gut aufzustellen. Das haben wir mit Allianz Commercial und seinem großen Netzwerk getan. Wir erwarten kontinuierliches Wachstum in diesem Bereich, zumal es wenige Versicherer gibt, die so breit präsent sind.

Seit Jahresbeginn leiten Sie übergangsweise den Maklervertrieb Sach für den deutschen Markt. Erklärtes Ziel ist die Stärkung des Maklervertriebs angesichts der veränderten Rahmenbedingungen. Was meint die Allianz damit konkret?

Gerade das internationale Firmengeschäft ist komplex und hat seine eigenen Spielregeln. Hierfür muss man also entsprechend aufgestellt sein. Wir versuchen bei der Allianz, diejenigen Rahmenbedingungen zu gestalten und zu verbessern, die wir auch selbst beeinflussen können. Es geht schließlich darum, profitabel zu wachsen, und das schaffen wir, indem wir Prozesse optimieren, die Produktivität im Vertrieb sicherstellen, und vor allem investieren wir in die persönliche und fachliche Weiterentwicklung unserer Mitarbeitenden. All das ist unser Rahmen, um erfolgreich zu sein.

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Diesen Beitrag lesen Sie auch in AssCompact 06/2025 und in unserem ePaper.

 
Ein Interview mit
Ulrich Stephan