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27. November 2022
Kommentar: Arbeiterlosigkeit
Young man sitting at chair in the waiting room with a folder in hand before an interview

Kommentar: Arbeiterlosigkeit

Deutschland schlittert in die Rezession. Eine wirtschaftliche Krise, die auch Chancen birgt. Denn in einer Gesellschaft, der die Arbeiter ausgehen, müssen Produktionsfaktoren umverteilt werden – und zwar schleunigst. Ein Kommentar über schöpferische Zerstörung in Zeiten des demografischen Wandels.

Ein Kommentar von Tom Kufner, AssCompact

Deutschland schlittert in die Rezession. Wie tief wird sie ausfallen? Das ist aktuell noch umstritten und von vielen Faktoren abhängig: Wie geht es im Ukraine-Krieg weiter? Wie kalt wird dieser Winter? Wie geht es mit Corona und den Lieferketten in Ostasien weiter? Die Antworten auf diese und unzählige weitere Fragen bestimmen die Konjunkturaussichten der deutschen Wirtschaft. Eine derartige Zeit der Unsicherheit sehen die meisten Unternehmer in der Regel nicht als passenden Moment an, um umfangreiche Neueinstellungen anzugehen. Aber vielleicht sollten sie.

Schöpferische Zerstörung

Der 1883 geborene Ökonom Joseph Alois Schumpeter prägte den Begriff der schöpferischen Zerstörung. Der Kerngedanke: Wirtschaftliche Zerstörung überkommener Strukturen ist nötig, um im Anschluss eine ökonomische Neuordnung zu ermöglichen. Schließlich stehen die Produktionsfaktoren des gescheiterten Unternehmens nach dessen Niedergang aussichtsreicheren Unternehmungen wieder zur Verfügung. Der Fall Galeria Karstadt Kaufhof lässt grüßen.

Arbeiterlosigkeit ist gravierenderes Problem

Die demografische Struktur Deutschlands macht die Arbeitsleistung von Fachkräften derweil zu einem der gefragtesten Produktionsfaktoren überhaupt. Zum diesjährigen Jungmakler Award – dem Nachwuchswettbewerb der Branche – traten denn auch mehrere Kandidaten mit Konzepten an, bei denen es in erster Linie um die Gewinnung und Bindung von Fachkräften geht. Die soliden und die zukunftsweisenden Unternehmen können sich derartige Konzepte leisten – sie müssen es sogar, wenn sie nicht das Opfer von Schumpeters schöpferischer Zerstörung werden wollen. Deutschland schlittert also in die Rezession. Diesmal starrt jedoch kaum jemand – wie in früheren Krisen – auf die Zahl der Arbeitslosen. Die Arbeiterlosigkeit ist mittlerweile das viel gravierendere Problem.

Diesen Kommentar lesen Sie auch in AssCompact 11/2022, S. 64, und in unserem ePaper.

Bild: © BGStock72 – stock.adobe.com