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30. August 2022
Krankenkassen: Wechselwille hoch, Einsparpotenzial gering

Krankenkassen: Wechselwille hoch, Einsparpotenzial gering

Der GKV-Zusatzbeitrag soll ab 2023 erhöht werden. Viele Bundesbürger denken deshalb derzeit über einen Krankenkassenwechsel nach. Das Profil der Wechselwilligen hat sich jedoch im Gegensatz zu früheren Jahren stark verändert, zeigt eine Studie der Managementberatung Horváth.

Die Bundesregierung plant, den Zusatzbeitrag in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) ab 2023 von 1,3 auf 1,6% zu erhöhen. Vor diesem Hintergrund denkt aktuell mehr als die Hälfte der Bevölkerung über einen Krankenkassenwechsel nach. Unter den gesetzlich Krankenversicherten sind es sogar knapp zwei Drittel, die aus Anlass der bevorstehenden Beitragserhöhung einen Wechsel ins Auge fassen – Der Großteil davon zu einer anderen GKV, einige aber auch in die private Krankenversicherung. Das ergibt die Studie „Beitragserhöhung und Wechselbereitschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung 2022“ der Managementberatung Horváth. Demzufolge legen vor allem Familien, die unter den inflationsgetriebenen Kostenerhöhungen besonders leiden, eine erhöhte Wechselbereitschaft an den Tag.

Wechselwillige: Früher Singles, heute Familien mit Kindern

Damit habe sich das Blatt gewendet, denn in früheren Befragungen seien es vor allem die Singles gewesen, die ihre Krankenkasse regelmäßig in puncto Preis-Leistungs-Verhältnis auf den Prüfstand gestellt hätten, kommentiert Simon Arne Manner, Studienleiter und Partner bei der Managementberatung Horváth. In Single-Haushalten liegt die Wechselbereitschaft laut der aktuellen Studie allerdings knapp unter 50%, bei Haushalten mit Kindern seien es über 70%.

Auf der Suche nach der besten Versorgung

Allerdings ergibt die Horváth-Studie auch: Die geplante Beitragsanpassung mag zwar für viele Befragte der Wechselanlass sein – daraus folgt aber nicht automatisch, dass zur Krankenkasse mit dem günstigsten Gesamtbeitrag gewechselt wird. Über alle Befragten hinweg liegt das Kriterium „niedrige Kosten“ zwar leicht vor „bessere Versorgungsangebote“, bei Familien ist es jedoch genau umgekehrt: Hier liegt die Versorgung knapp vor den niedrigen Kosten, denn man möchte infolge des Wechsels keine Abstriche bei der Versorgungsqualität machen müssen.

Guter und schneller Kundenservice landet aktuell mit Abstand sowohl bei den Singles als auch den Familien als Wechselgrund an dritter Stelle. Digitale Angebote und Nachhaltigkeit folgen auf Platz vier und fünf.

Potenzial zum Kostensenken eher niedrig

Was die Gründe rund um den Krankenkassenwechsel angeht, lässt Horváth-Experte Manner sowieso durchblicken, dass das Potenzial zur Kostensenkung bei Krankenkassenwechsel häufig überschätzt werde. „Verglichen mit Sparmaßnahmen bei Energie- oder Mobilitätskosten hat ein Wechsel zu einer Krankenkasse mit geringfügig niedrigerem Beitrag auch in einer mehrköpfigen Familie keinen sehr großen Effekt. Die Beiträge unterscheiden sich bei genauem Blick auf die Leistungen und Zusatzangebote nur minimal“, so Manner. Und wie die Studie zeige, wollten die Versicherten bei den Versorgungsleistungen ja keine Abstriche machen. „Der Kostendruck führt in der Bevölkerung und gerade bei Familien, deren Lebenshaltungskosten enorm gestiegen sind, aber zu großem Handlungsdruck, an jeder möglichen Stelle sparen zu müssen.“

Die Versicherungen sollten die angespannte Stimmung laut den Studienautoren der Managementberatung Horváth daher nicht auf die leichte Schulter nehmen, zumal eine Beitragsveränderung den Versicherten, wie beim Stromanbieter, ein Sonderkündigungsrecht ermögliche. Auch der Wechselvorgang selbst sei inzwischen ähnlich einfach.

„Die Kassen können sich auf die bevorstehenden Wechselbewegungen vorbereiten, indem sie ihre Vertriebsaktivitäten hochfahren und in den Kampagnen gezielt ihre Kernleistungen und handfesten Mehrwerte bewerben. So lassen sich Neukunden gewinnen und Bestandskunden halten“, rät Horváth-Experte Simon Arne Manner.

Über die Studie

Für die Horváth-Studie „Beitragserhöhung und Wechselbereitschaft in der gesetzlichen Krankenversicherung 2022” wurden im August 2022 insgesamt 1.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger repräsentativ nach Alter, Region, Geschlecht und Haushaltsgröße nach ihren Krankenkassen-Wechselabsichten im Zuge geplanter Beitragserhöhungen befragt. (ad)

Bild: © Matthias Stolt – stock.adobe.com