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5. Februar 2023
Kunst: Im Schadenfall geht es um mehr als Sachschaden

Kunst: Im Schadenfall geht es um mehr als Sachschaden

Kunstversicherung: Wie ersetzt man etwas Unersetzliches, das einen hohen emotionalen Wert hat? Die Antwort ist hart: Der finanzielle Wert eines Kunstwerkes kann abgesichert werden, den emotionalen Wert bekommt man nicht wieder zurück. Für Versicherungsmakler ergeben sich daraus besondere Anforderungen.

Ein Artikel von Jennifer Donath, Kundenberaterin Fine Art bei der ARTUS GRUPPE

Der Kunstversicherungsmarkt ist seit Jahren stabil, und dennoch blicken nur wenige Makler und Versicherer auf eine langjährige Erfahrung in der Kunstversicherung zurück. Know-how in der Kunst ist vielseitig und wird über lange Zeit gewonnen. Der Versicherungsgegenstand unterscheidet sich stark von den klassischen Sparten wie Sach- oder Haftpflicht. Zum einen ist Kunst im Versicherungskontext ein weiter Begriff, der neben Gemälden auch Skulpturen, Schmuck und alte Bücher fasst. Zum anderen ist jedes Kunstwerk ein Unikat. Um Deckungssummen richtig kalkulieren zu können und auch, um einschätzen zu können, ob Versicherer die Werteermittlung im Sinne des Kunden vornehmen, gehört neben Fachkenntnis auch Leidenschaft. Dazu kommt: Nicht jeder Versicherer bietet auch Kunstversicherungen an. Als Makler kommt es darauf an, die Versicherungen und ihre Unterschiede zu kennen. Im Idealfall hat man eine gute Beziehung zu den Kunstversicherern aufgebaut.

Große Unterschiede auf Kundenseite

Beim Versicherungsgegenstand wird es knifflig, die Versicherung selbst unterscheidet sich schon auf Kundenseite – man muss besonders darauf achten, ob es sich um private Sammlungen handelt oder beispielsweise um Restauratoren oder Museen – jeder Kunde hat spezielle Anforderungen, die ein Makler kennen und verstehen sollte. „Bei ARTUS haben wir zum Beispiel eigene Wordings mit Deckungs­erweiterungen und vereinfachten Obliegenheiten verhandelt. Bei einigen Versicherern arbeiten wir mit Zeichnungsvollmachten, damit wir den Kunden einen Versicherungsabschluss anbieten können, wenn es mal schnell gehen muss“, erklärt Geschäftsführerin der ARTUS Berlin, Annett Luth. Bei privaten Sammlungen werden sogenannte „defective titles“ mitversichert. Kauft der Kunde ein vermeintlich gestohlenes Kunstwerk oder Kunstwerk unbekannten Ursprungs und muss es an den rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden, bekommt er eine vereinbarte Entschädigungsgrenze zuzüglich der anfallenden Rechtskosten erstattet. Ohne Versicherung würde der Käufer völlig leer ausgehen.

Bei Kunstwerken gilt meist eine Allgefahrendeckung. Versichert sind in diesem Rahmen zum Beispiel auch der Verlust sowie die einfache Beschädigung. Ein Kunstwerk ist gerade für Sammler in den meisten Fällen mit emotionalen Werten verbunden, die mit Geld so leicht nicht ersetzt werden können. Wo es vor einiger Zeit noch häufig zu Kunstdiebstählen kam, wirkt heute die Digitalisierung entgegen. Vor allem durch das Art-Loss-Register nehmen Diebstähle ab – hier erfolgen Eintragungen gestohlener Werke nach Bekanntwerden des Diebstahles, gleichzeitig sinkt die Wahrscheinlichkeit eines Wiederverkaufs. Dadurch konnten bereits viele verschwundene Exponate wieder ausfindig gemacht werden.

Netzwerk und Kooperations­verträge mit Maklern

Als Makler ist man nicht nur in Fragen zur Versicherungspolice erster Ansprechpartner, sondern auch wenn es um Instandsetzungs- oder Restaurierungsvorhaben geht. Vor allem im Schadenfall ist ein vertrauensvolles Verhältnis von Vorteil, da Schäden auch vor Ort begutachtet werden. Zum Repertoire gehört aber auch die Bewertung von Einbruchdiebstahlsicherungen, die für einige Kunstwerke durchaus wichtig sind – ob sie notwendig sind oder nicht, kann ein Makler nach einer Analyse vor Ort beurteilen. Grundsätzlich ist ein Netzwerk außerhalb der Versicherungsbranche von Vorteil. Hierzu zählen zum Beispiel Restauratoren für Kunst jeder Art und Sachverständige, die wissen, wie ein bestimmtes Kunstwerk instand gesetzt werden muss, damit es nur einen geringen oder möglichst keinen Wertverlust erleidet.

„Auch Kooperationsverträge zwischen Maklerhäusern kommen durchaus infrage“, erklärt Annett Luth. In solchen Verträgen sind die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Entgelt, Wettbewerbsverbote und Tätigkeitsfelder geregelt. Durch eine Kooperation profitiert der Kunde daher am meisten, denn nicht jeder Makler kann sich auch in Nebensparten perfekt auskennen und ein Netzwerk mitbringen. Fachmakler im Bereich Kunst arbeiten oft mit Rahmenverträgen und erhalten andere, bessere Konditionen, als wenn Risiken einzeln ver­sichert werden. Ein Vorteil, der bei Kooperationen erst dem Makler, letztendlich aber auch den Kunden zugutekommt. Gleichzeitig können durch Kooperationen bestehende Ansprechpartner gleich bleiben und das Vertrauensverhältnis von Makler und Kunde bleibt unangetastet.

Maklerhäuser haben so die Möglichkeit, einen Kunden komplett abzubilden. Das ist auch dann von Vorteil, wenn nur ein bis zwei Bilder im Büro versichert werden sollen oder wenn es um das Aufstellen einer hochwertigen Skulptur geht. Ein gutes Netzwerk – das auch andere Makler beinhaltet – wirkt sich positiv auf das Image, aber auch auf die Zufriedenheit der Kunden sowie deren Erhalt aus.

Professionell, aber auch sehr emotional

Bei einer Kunstversicherung geht es aber um viel mehr als die Versicherung selbst. Die Beziehung zu Kunden ist daher eine ganz besondere – vor allem wenn es Privatkunden sind. Neben der Beratung, welche Deckungssumme angebracht ist, geht es auch darum, Standorte der Kunstwerke zu sichten und Risiken zu minimieren. Kunst ist nicht nur stationär – oft reisen besondere Stücke auf Ausstellungen oder Messen, dann gilt es, einen vollwertigen Versicherungsschutz für den Transport zu finden.

Der private Bereich ist emotionaler. ARTUS hat einige Sammler im Kundenstamm, die ihre Kunst bereits seit den 50ern besitzen. Da herrscht eine andere Verbundenheit. Wenn ein Teil einer großen Sammlung verloren geht, macht das etwas mit den Menschen. Und gerade das macht die Kunstver­sicherung zu einer besonderen Sparte: Nicht jeder ist kunstverbunden, aber wer es ist, der fühlt eine Verbundenheit zu den Kunstwerken oder Schmuckstücken, die kein Zweiter empfindet. Etwas, auf das man sich als Makler einlassen muss. Denn im Schadenfall geht es um mehr als einen Sachschaden. Es geht um Emotionen und Gefühle, die durch Geld nicht ersetzbar sind. Das Unersetzbare kann daher keiner wiederbringen – der Makler kann aber dabei helfen, die Risiken für Schäden zu minimieren.

Über die ARTUS GRUPPE

Die ARTUS GRUPPE betreut vorwiegend Kunden aus der Industrie. In der Sparte der Kunstversicherung zählen neben Privatpersonen auch Antiquare, Galerien und Auktionshäuser zu den Kunden, die beispielsweise einzelne Bilder oder große Sammlungen gut versichert wissen möchten. Die ARTUS GRUPPE ist seit 1981 ein unabhängiger Makler mit 14 Unternehmen in Deutschland und der Schweiz. Das Maklerhaus deckt alle Sparten ab und hat sich an einzelnen Standorten spezialisiert – am Standort Berlin mit der ARTUS Berlin Versicherungsmakler GmbH auf Kunst, Immobilien und Industrie.

Über die Autorin

Die Versicherungskauffrau Jennifer Donath hat sich auf die Sparte Kunst als Teil der Transportversicherung spezialisiert. Sie betreut Kunden im Bereich Fine Art, verhandelt Wordings und unterstützt ihre Klienten dabei, diverse Kunstgegenstände umfassend zu versichern.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 36 f., und in unserem ePaper.

Bild: © mariesacha – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Jennifer Donath