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15. Juli 2019
Lebensversicherung: Gute und schlechtere Zahlen – und eine Forderung

Lebensversicherung: Gute und schlechtere Zahlen – und eine Forderung

Laut der gerade veröffentlichten GDV-Broschüre haben sich die Auszahlungen der Lebensversicherer im Jahr 2018 erhöht, ebenso die gebuchten Bruttobeiträge. Die Zahl der LV-Neuverträge ist dagegen gesunken. Die Stornoquote bleibt niedrig. Policen Direkt verweist aber darauf, dass die Deutschen bei einer LV-Kündigung im Vergleich zu einem Verkauf rund 80 Mio. Euro verschenken würden. Zudem kauft der LV-Aufkäufer nun auch Verträge der Neuen Klassik.

Man kann es so oder so sehen: Die soeben veröffentlichte GDV-Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2019“ lässt Interpretationsspielräume. Zunächst verweist der GDV darauf, dass die Lebensversicherer im vergangenen Jahr fast 79 Mrd. Euro an Kunden ausgezahlt hätten. Das seien rund 2,5% mehr Leistungen als im Vorjahr.

Leistungsverpflichtungen erstmals über 1 Bio. Euro

Die Leistungsverpflichtungen – der GDV spricht auch vom Geldvermögen der Lebensversicherten – stiegen im Vorjahresvergleich um rund 18 Mrd. Euro und übertrafen damit erstmals die Marke von 1 Bio. Euro.

Die Beitragseinnahmen der Lebensversicherungen, Pensionskassen und Pensionsfonds stiegen auf eine Höhe von 92 Mrd. Euro (plus 1,5%). Dazu haben erneut die Einmalbeiträge mit 27,8 Mrd. Euro beigetragen (plus 4,9%) – der dritthöchste Wert, der bislang gemessen werden konnte. Der laufende Beitrag erhöhte sich leicht um 0,1%.

Neugeschäft geht dagegen zurück

Die schlechten Nachrichten: Die Zahl der Neuverträge ist dagegen gesunken: 5 Mio. Verträge wurden neu abgeschlossen. Dies entspricht einem Rückgang um 0,7% zum Vorjahr.

Sieht man sich die Struktur des Neuzugangs an, zeigt sich, dass die Renten- und Pensionsversicherungen im Neuzugang 2018 weiterhin das größte Gewicht haben: Renten- und Pensionsversicherungen haben einen Anteil von fast 70%, darunter haben Mischprodukte mit Garantien einem Anteil von knapp 48%.

Stornoquote geht leicht zurück

Die Veröffentlichung der Zahlen nimmt der Vertragsaufkäufer Policen Direkt zum Anlass, auch das Stornogeschehen zu betrachten. Das Stornovolumen ist im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2017 um 2,6% zurückgegangen und beträgt in der Lebensversicherung 2018 somit 12,3 Mrd. Euro. Die Stornoquote, gemessen an der Zahl der Verträge, ist mit 2,64% nahezu konstant geblieben, 2017 lag sie bei 2,65%.

„Die Deutschen verschenkten 2018 knapp 80 Mio. Euro, weil sie ihre Lebensversicherung stornierten, statt diese auf dem Zweitmarkt zu verkaufen“, erklärt Max Ahlers, Gründer und Geschäftsführer von Policen Direkt. „Führt man sich vor Augen, dass vorsichtig geschätzt rund 20% der stornierten Verträge zweitmarktfähig gewesen wären und bei Verkauf etwa 3% mehr als bei der Kündigung erzielen würden, kommt man zu diesem Ergebnis. Tatsächlich im Zweitmarkt landen nämlich nur 2,2% gemessen am Stornovolumen.“

Ahlers wiederholt deshalb auch die Forderung nach einer Hinweispflicht zum Zweitmarkt. Der Gesetzgeber solle diese im LVRG, das sich weiterhin im Gesetzgebungsverfahren befindet, verankern. Einige Versicherer nehmen den Hinweis aber auch schon heute ohne gesetzliche Pflicht auf.

Zudem verweist Policen Direkt darauf, dass das Unternehmen mittlerweile auch Verträge der Neuen Klassik aufkauft. Man prüfe alle sicherheitsorientierten Verträge auf einen möglichen Ankauf – auch solche mit Fondsanteil. (bh)

Zur GDV-Broschüre „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2019“ geht es hier.

Bild: © Warakorn – stock.adobe.com