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24. November 2021
LV-Bilanzen: Beitragseinnahmen stabil, Neugeschäft leidet

LV-Bilanzen: Beitragseinnahmen stabil, Neugeschäft leidet

Das „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2020“ des map-report vergibt an neun von insgesamt 78 untersuchten Versicherern die Höchstnote „exzellent“, an sechs geht die Auszeichnung „hervorragend“. Die Analysten konstatieren zudem unerwartet stabile Beitragseinnahmen, jedoch ein schwächeres Neugeschäft.

Wie es aktuell um die Bilanzkennzahlen der deutschen Lebensversicherer bestellt ist, hat der map-report in einer umfassenden Analyse untersucht. Die Neuauflage des „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2020“ nimmt die Bilanzkennzahlen aus den Jahresabschlüssen deutscher Lebensversicherer unter die Lupe und bietet einen Überblick zu aktuellen Entwicklungen.

Dass sich die deutsche Versicherungswirtschaft während der Corona-Krise als weitgehend robust erwiesen hat, wurde in den vergangenen Monaten schon mehrfach betont. Der aktuelle map-report geht für die Branche davon aus, dass die Versicherungsgesellschaften, die jetzt bilanziell gut aufgestellt sind, auch am ehesten gut durch die derzeitige Ausnahmesituation kommen, deren Ende noch nicht absehbar ist.

Kennzahlen spiegeln vier Segmente wider

Die Bewertung im Bilanz-Rating stützen die map-report-Analysten auf ein Dutzend Kennzahlen, die öffentlich zugänglich sind und vier Segmente widerspiegeln: Die Solvabilität (SCR-Bedeckung), sowie die Gesamtreserve- und Sicherheitsmittelquote bilden die Sicherheit und Finanzierbarkeit der Lebensversicherer ab. Als „Erfolgskennzahlen“ werden die Ertragsquote, die Rechnungszinsbelastungs- und Rechnungszinsanforderungsquote sowie die beiden Größen zur Kapitalanlagerendite (Nettoverzinsung, laufende Durchschnittsverzinsung) berücksichtigt. Betriebsaufwendungen werden über die Verwaltungs- und Abschlusskostenquoten ins Rating einbezogen. Und über die Größen Storno und RfB-Zuführung wird auch das Wohl der Kunden beachtet. Eindeutig voneinander abgrenzen lassen sich die vier einzelnen Kennzahlenkomplexe jedoch nicht immer.

Neun Versicherer mit Höchstwertung „exzellent“

Die beste Bewertung im Rating bekam die Allianz, mit 365 Punkten (91,25% der maximal erzielbaren Punkte). Dies ergibt in der Bewertung des map-reports ein „mmm+“ für exzellente Leistungen. Diese höchste Bewertungsklasse wird ab 80% bzw. 320 Punkten vergeben. Hinter der Allianz wurde die Höchstwertung noch an acht weitere Gesellschaften vergeben. Es sind: Hannoversche (352 Punkte, 88%), EUROPA (347 Punkte, 86,75%), LV 1871 (344, 86%), Condor (341 Punkte, 85,25%), IDEAL (332 Punkte, 83%), ERGO Vorsorge (328 Punkte, 82%), AXA (325 Punkte, 81,25%) und Dialog (323 Punkte, 80,75%).

Das Feld der mit „mmm“ für hervorragende Leistungen bewerteten Versicherer – diese Wertung wird ab 75% der erreichbaren Punktzahl vergeben – führt die Swiss Life an, die mit 318 Punkten bzw. 79,50% die Höchstbewertung exzellent nur knapp verfehlt hat. Neben der Swiss Life erzielten fünf weitere Versicherer ein hervorragendes Ergebnis im Bilanzrating von map-report.

Beitragseinnahmen stabil

Trotz der Corona-Pandemie und der Tatsache, dass die Lebensversicherer seit Jahren unter medialem Beschuss stehen (Stichworte: schlechte Nachrichten über niedrige Zinsen und fallende Rendite, Verlust der vollständigen Beitragsgarantie, hohe Lasten aus Altverträgen, Diskussionen über Provisionsdeckel oder unvermindert heftige Kritik seitens der Verbraucherschützer), ist es den deutschen Lebensversicherern gelungen, die Rekordeinnahmen des Vorjahres noch einmal zu übertreffen. „Allen Unkenrufen zum Trotz gilt die Lebensversicherung für viele Bundesbürger noch immer als sicherer Hafen für ihr Geld“ kommentiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report das unerwartet erfolgreiche Geschäftsjahr.

Allerdings variieren die Ergebnisse über die gesamte Branche hinweg sehr stark, so die Analysten des map-reports. Insgesamt beliefen sich die verdienten Bruttobeiträge im Jahr 2020 auf 98,61 Mrd. Euro (Vorjahr: 98,27 Mrd. Euro). Das entspricht einem Zuwachs von 0,35%. 31 Gesellschaften (Vorjahr: 23) gelang es nicht, die Beitragseinnahmen zu steigern, sechs Anbieter lagen mit bis zu 2% knapp über dem Vorjahresniveau und 40 Versicherer bauten die Beitragseinnahmen zwischen +3% und über 80% aus. Relativ betrachtet konnte die HanseMerkur laut map-report ihre Beitragseinnahmen um 83,4% auf 651,3 Mio. Euro am deutlichsten steigern. Dahinter folgen die noch junge und deshalb von niedrigem Ausgangsniveau startende Dortmunder mit einem Wachstum von 45,2% auf 19,1 Mio. Euro, die myLife mit einen Plus von 29,1% auf 219,6 Mio. Euro sowie die Bayerische mit einem Zugang von 22,9% auf 337,8 Mio. Euro. In absoluten Zahlen baute dem map-report zufolge die R+V die Beitragseinnahmen um 998,7 Mio. Euro am stärksten aus. Der massive Anstieg basiere vor allem auf Einmalbeiträgen, die um 35,8% auf 3,717 Mrd. Euro zulegten.

Neugeschäft leidet

Am Neugeschäft ging das erste Jahr der Corona-Pandemie dem map-report zufolge hingegen nicht spurlos vorbei: Mit 4,61 Millionen verkauften Verträgen in der Hauptversicherung wurden 436.164 Policen weniger als im Vorjahr abgesetzt. Das entspricht einem Minus von 8,6% (Vorjahr –1,0%). War das Annual Premium Equivalent (APE) im Jahr 2019 trotz des relativ schwachen Neugeschäfts noch positiv, zeigte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr ein anderes Bild. Im Berichtsjahr fiel diese Größe von 9,37 auf 9,30 Mrd. € (-0,8%). Die deutlichsten Zugänge gab es laut map-report bei HanseMerkur (75,4%), Dialog (65,9%), Condor (42,7%), myLife (26,2%) und Bayern-Versicherung (19,9%). Angetrieben wurde das APE dabei einmal mehr vor allem durch die teils massiv gestiegenen Einmalbeiträge

Verkaufsargument geht verloren

Mit der Senkung des Höchstrechnungszinses auf 0,25% falle fast zwangsläufig auf breiter Front die Beitragsgarantie von 100% und damit gehe auch ein über Jahrzehnte beliebtes Verkaufsargument verloren. Hier gilt es den Analysten zufolge, die Verbraucher davon zu überzeugen, dass abgesenkte Garantien auch eine positive Seite haben können: Anders als bei Gebühren oder Kosten gingen durch reduzierte Garantien keine Beitragsteile verloren, erläutert Reinhard Klages, Chefredakteur des map-report dazu. Der Anteil, der zur Sicherung der abgesenkten Garantie aufgewendet werden müsse, sinke und dadurch könnten mehr Beitragsanteile in renditestärkere Anlagen investiert werden. Michael Franke ergänzt: „Ob dadurch letztendlich auch eine höhere Rendite erzielt wird, hängt vom Geschick der Kapitalanleger ab und steht somit auf einem anderen Blatt“. (ad)

Weitere Informationen zum map-report Nr. 922 „Bilanzrating deutscher Lebensversicherer 2020“ gibt es hier.

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