AssCompact suche
Home
Vertrieb
12. Januar 2023
Maklerkonsolidierung: Wie geht es weiter?

Maklerkonsolidierung: Wie geht es weiter?

Die Maklerkonsolidierung wird sich 2023 fortsetzen und sogar an Dynamik gewinnen, ist sich die GGW sicher. Welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? AssCompact hat nachgefragt und eine Einschätzung aus der GGW Gruppe von Dr. Tobias Warweg und Nadja Benz erhalten.

Ein Artikel von Dr. Tobias Warweg, Gründer und CEO der GGW Group GmbH, und Nadja Benz, Kommunikation bei der GGW Group GmbH

Die Maklerkonsolidierung insbesondere mittelständischer Unternehmen, die bereits in den vergangenen beiden Jahren zu beobachten war, wird sich 2023 fortsetzen. Aus unserer Sicht wird sie sogar an Dynamik gewinnen. Dabei sind folgende Faktoren von Relevanz:

Druck der Versicherer

Die aktuellen geopolitischen Spannungen, die durch den Klimawandel beförderten Naturkatastrophen und die deutlich gestiegene Inflationsquote gehen nicht spurlos an den Versicherern vorüber. Im Gegenteil führen die genannten Entwicklungen zu teils erheblich gestiegenen Versicherungsbeiträgen, die an die Makler weitergegeben werden und ihren Kunden erläutert werden müssen. Trotz eines eher gestiegenen Bedürfnisses nach Sicherheit und kompetenter Beratung der Industrie- und Privatkunden wird es bei mancher Steigerung der Prämien nicht leicht sein, diese der Höhe nach zu vermitteln. Zieht man weiterhin mit in die Betrachtung ein, dass jüngst die BaFin angesichts der steigenden Inflation die Versicherer dazu angehalten hat, diese in die Prämien einzu­preisen, wird deutlich, dass es für die einzelnen Maklerhäuser nur von Vorteil sein kann, sich zusammen­zuschließen, um mit gebündelter Verhandlungsmacht ihre Position gegenüber den Versicherern zu festigen.

Krisenfestigkeit

Trotz der beschriebenen Entwicklungen hat sich die Versicherungsbranche insgesamt wie auch die Versicherungsmaklerbranche im Speziellen in der Vergangenheit als krisenfest erwiesen. So hatte sich beispielsweise durch den Ausbruch der Covid-19-Pandemie das Neugeschäft der Maklerunternehmen deutlich verschlechtert, allerdings fielen die Umsatzeinbußen nicht so hoch aus wie zunächst erwartet. Die Versicherungsmaklerbranche zeigte sich robust und nach wie vor profitabel. Der Umsatz der Branche, der im Jahr 2019 1.652 Mio. Euro betrug, reduzierte sich im Jahr 2020 auf 1.583 Mio. Euro, erholte sich aber bereits im Jahr 2021 mit 1.608 Mio. Euro nahezu vollständig.

Ihre Widerstandsfähigkeit in Verbindung mit zuverlässigen Gewinnmargen macht die Versicherungsbranche und damit auch die Maklerunternehmen für brancheneigene Investoren sowie Private-Equity-­Gesellschaften interessant und wird die aktuelle und zukünftige Marktkonsolidierung vorantreiben.

Wettbewerbsrechtliche Hindernisse

Dass dabei der Fokus auf kleineren und mittelständischen Maklerunternehmen liegen wird, erklärt sich durch eine Marktsättigung, die Fusionen zwischen großen Branchenteilnehmern aufgrund einer drohenden marktbeherrschenden Stellung erschwert. Wie der gescheiterte Zusammenschluss zwischen AON und Willis Tower Watson im Sommer 2021 gezeigt hat, werden Transaktionen dieser Größenordnung wettbewerbsrechtlich als problematisch, wenn nicht gar als unmöglich eingestuft. Umso interessanter und in unterschiedlichster Hinsicht vielversprechender ist demgegenüber die Zusammenführung erfolgreicher, im Markt etablierter mittelständischer Makler zu einer großen, mit enormen Synergiepotenzialen ausgestatteten Einheit.

Nachfolge und Nachwuchs

Ein weiterer Faktor, der aus unserer Sicht die Konzentration in der Maklerbranche befördern wird, ist die in vielen Unternehmen nicht geregelte Nachfolge. So hatten beispielsweise im Jahr 2020 65% der über 65-jährigen Unternehmer der Branche keine konkreten Pläne zur Übergabe und Fortführung ihres Unternehmens. Die meisten von ihnen bevorzugten aber die Übergabe des Unternehmens an einen Wettbewerber, um durch die Bündelung der Betriebe und der Erweiterung des Kundenstamms eine bessere Marktpositionierung zu erreichen. Eine größere Einheit kann dabei auch die Suche nach neuen oder erfahrenen Mitarbeitern erleichtern, um die seit Jahren ein Kampf in der Branche tobt.

Digitalisierung

Letztlich fördert auch das allzeit gegenwärtige Thema Digitalisierung nicht nur von Verarbeitungs- und Schadenbearbeitungsprozessen, sondern auch im Vertrieb der Maklerhäuser die Idee des Zusammenschlusses unter den Versicherungsmaklern. Gemeinsam können Strategien entwickelt und Maßnahmen finanziert werden, um der Konkurrenz durch Vergleichsportale, Online-Plattformen und digitale Vermarktungsstrategien der Versicherer erfolgreich zu begegnen.

Aus unserer Sicht wird sich die Zahl der eigenständigen Makler­unternehmen Ende 2023, dem seit Jahren anhaltenden Trend der Branche folgend, weiter reduzieren. Die erfolgreichen Gründer und Unternehmer aber bleiben dem Markt mit ihrer Erfahrung, ihrer Kompetenz und Kundennähe und nicht zuletzt ihrem Herzblut erhalten, wenn sie sich entscheiden, als größere Einheiten und im Verbund mit anderen Maklern den zukünftigen Herausforderungen der Branche zu begegnen.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2023, S. 75, und in unserem ePaper.

Weitere Ausblicke von Versicherern, Pools, Asset-Managern und Maklern lesen Sie hier.

Bild: © Dr. Tobias Warweg und Nadja Benz (heikefischer-fotografie.de), GGW Group GmbH bzw. © vejaa – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
Dr. Tobias Warweg
Nadja Benz