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7. November 2022
map-report ermittelt die bilanzstärksten Lebensversicherer
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map-report ermittelt die bilanzstärksten Lebensversicherer

Wie es um die Bilanzkennzahlen der deutschen Lebensversicherer im Geschäftsjahr 2021 bestellt ist, hat Franke und Bornberg untersucht. 76 Gesellschaften wurden im Rahmen des aktuellen map-report beleuchtet und dabei unter anderem auch deren Neugeschäft unter die Lupe genommen.

Wer zeichnet noch Neugeschäft und kann Wachstum verbuchen? Bei wem laufen die Kosten aus dem Ruder? Welche Anbieter verfügen über ausreichende Reserven und Eigenmittel? Wie sieht es in Sachen Kapitalerträge aus? Der map-report 926, herausgegeben vom Analysehaus Franke und Bornberg, hat die Kennzahlen von 76 Lebensversicherern unter die Lupe genommen.

Diese Kennzahlen werden herangezogen

Die Basis für die Auswertung bilden zwölf Kennzahlen wie etwa Solvabilität, Gesamtreserve oder Abschluss- bzw. Verwaltungskosten. Die Kennzahlen beruhen ausschließlich auf öffentlich zugänglichen Daten. Daraus ermittelt Franke und Bornberg einen prozentualen Index, der für die Gesamtwertung das Verhältnis von der maximal erzielbaren Punktzahl zur insgesamt erreichten Gesamtpunktzahl zeigt. Dabei werden die Ergebnisse der Bilanzkennzahlen gewichtet und zu einem Ergebnis verdichtet.

Vier Versicherer für hervorragende Leistungen ausgezeichnet

Ganz vorn im Rating landet die Allianz mit 368 Punkten bzw. 92% der maximal erzielbaren Punkte. Für die Bewertungskategorie „mmm+“ sind ab dieser Ausgabe wegen der Anpassung an die erreichten Höchstwerte erstmals 85% statt wie bisher 80% erforderlich, wie Franke und Bornberg mitteilt. Die Bewertung „mmm+“ wurde insgesamt vier Mal vergeben. Neben der Allianz haben es außerdem die Hannoversche, die LV 1871 sowie die IDEAL in die Spitzengruppe geschafft.

Zwölf Gesellschaften mit sehr guten Leistungen

Insgesamt zwölf Versicherern bescheinigt Franke und Bornberg mit „mmm“ sehr gute Leistungen, allen voran der EUROPA, die die höchste Bewertung nur knapp verfehlt. Neben der EUROPA schnitten noch elf weitere Gesellschaften mit einem sehr guten Ergebnis ab: AXA, ERGO Vorsorge, Condor, Deutsche Ärzte, LVM, INTER, Dialog, Swiss Life, UniVersa, VGH und Öffentliche Braunschweig.

Die R+V, der VOLKSWOHL BUND und die NÜRNBERGER verfehlten laut Franke und Bornberg die sehr gute Bewertung um weniger als einen Prozentpunkt und führen die Gruppe der Unternehmen an, die mit „mm“ für gute Leistungen bewertet wurden.

Beitragseinnahmen niedriger

Die verdienten Bruttobeiträge betrugen im Jahr 2021 insgesamt 98,28 Mrd. Euro. Gegenüber dem Vorjahreswert von 98,61 Mrd. Euro entspricht dies einem Rückgang von 0,34% bzw. 330,61 Mio. Euro. Den Ausschlag für die rückläufigen Beitragseinnahmen gab laut Franke und Bornberg die Allianz, deren verdiente Bruttobeiträge um 4,42 Mrd. Euro oder 16% unter dem Vorjahreswert lagen.

23 Gesellschaften schafften es nicht, die Beitragseinnahmen zu steigern, wovon sich neun Anbieter im Run-off befinden oder kein Neugeschäft mehr zeichnen. 13 Anbieter landeten mit bis zu 3% knapp über dem Vorjahresniveau. 40 Versicherer konnten ihre Beitragseinnahmen wie im Vorjahr zwischen +3% und über 90% ausbauen.

Neugeschäft legt wieder zu – Fondspolicen als Zugpferd

Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie war im Neugeschäft wieder ein Aufschwung zu verzeichnen. Wurden im Vorjahr noch 8,6% weniger Policen als im Jahr 2019 verkauft, konnten die Versicherer den Absatz jetzt um +4,21% steigern.

Auf Rentenversicherungen entfiel 2021 mit 17,8% und 853.560 Verträgen abermals der höchste Neugeschäftsanteil. Im Vergleich wurden rund 132.000 Policen weniger als im Vorjahr verkauft. Im Bereich Risikolebensversicherung belief sich der Neugeschäftsanteil mit 791.319 verkauften Policen auf 16,5% – das ist der niedrigste Wert seit dem Jahr 2014.

Sonstige Lebensversicherungen, darunter insbesondere auch fondsgebundene Verträge, waren laut Franke und Bornberg erneut das Zugpferd im Verkauf. Mit 1.675.544 eingelösten Versicherungsscheinen sei diese Produktlinie die mit Abstand erfolgreichste gewesen. Der Neugeschäftsanteil konnte von 29% auf 34,8% gesteigert werden.

Herausfordernde Zeiten

Mit Blick auf die aktuelle Krise und die Herausforderungen für die Branche sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg und Herausgeber des map-report: „In der Regel wird in Krisenzeiten auch die langfristige Vorsorge und private Absicherung in die Zukunft verschoben, Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft inklusive.“ Ob aus der Wende am Kapitalmarkt Konsequenzen für die Tariflandschaft resultieren werden, sei kaum prognostizierbar. Das gestiegene Zinsniveau sorge zwar für Erleichterungen bei der Zinszusatzreserve. Aber dieser knapp 100 Mrd. Euro schwere Klotz liege vorerst wie Blei in den Bilanzen der Versicherer. „Somit ist nicht davon auszugehen, dass die Lebensversicherer in absehbarer Zeit noch einmal das Risiko hoher Zinsverpflichtungen eingehen und wieder verstärkt auf klassische Garantieprodukte setzen“, vermutet Reinhard Klages, Chefredakteur des map-report.

„Wenn die Lebensversicherer sich auf ihre Stärken konzentrieren und innovative Produkte gepaart mit fairer Kalkulation bei hoher Tarifqualität anbieten, wäre das die Basis für eine gute Ausgangsposition. Denn hochwertige und zuverlässige Altersvorsorge ist kein Selbstläufer, in Krisenzeiten erst recht nicht“, ergänzt Michael Franke. (tk)

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