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13. Juli 2022
Marktausblick: Europa wird abgehängt

Marktausblick: Europa wird abgehängt

Die anstehenden Berichtssaison dürfte für europäische Unternehmen problematisch werden, prognostiziert der Vermögensverwalter BlackRock. Und das, obwohl der Abstand zum US-Aktienmarkt aktuell bereits stattliche 17 Prozentpunkte beträgt. Die Schwäche Europas wäre demnach noch nicht voll eingepreist.

Die Gräben zwischen dem alten Kontinent und den USA werden tiefer. Nicht bezogen auf die Bewertung des Ukraine-Kriegs sondern vielmehr im Hinblick auf die Bewertung des Aktienmarkts. Seit Jahresanfang ist der Performance-Unterschied zwischen den USA und dem Euroraum auf 7 Prozentpunkte angewachsen. Das gibt Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie bei BlackRock zu bedenken.

Abstand zu den USA wächst weiter

Doch für den Euroraum kommt es noch härter. Rechnet man zusätzlich die aktuelle Schwäche des Euros mit ein, der am Dienstagvormittag die Parität zum US-Dollar erreicht hatte, beträgt der Abstand des europäischen zum US-Aktienmarkt sogar 17,5 Prozentpunkte.

Europa birgt mehr Risiken

Verantwortlich für die Euro-Schwäche ist laut Lück neben der zögerlichen EZB-Reaktion zur Eindämmung der Inflation auch die Sicht auf die jeweilige Konjunkturentwicklung. In den USA seien die Sorgen vor einer Rezession hauptsächlich durch das Handeln der Notenbank getrieben, während in Europa der Ukraine-Krieg und die damit einhergehenden Sanktionen und Gegenmaßnahmen die Wirtschaft bremsten. Dementsprechend gehe man in den USA eher von einer kurzen, flachen Rezession aus – in Europa könne sie hingegen drastischer ausfallen.

Noch nicht vollständig eingepreist

Lück prognostiziert des Weiteren, dass diese Konjunktursorgen – gerade auch die Gewinnerwartung der europäischen Unternehmen betreffend – noch nicht in den Marktpreisen enthalten sind. Die Berichtssaison könnte für Anleger, die in europäischen Titeln investiert sind, dementsprechend noch schlechte Nachrichten bereithalten.

Goldpreis leidet unter anziehenden Zinsen

Und auch der Goldpreis steht unter Druck. Ebenso wie der Euro, ist das Edelmetall ein Kollateralschaden des starken US-Dollars. Eigentlich dürfe man ja erwarten, dass Gold in Zeiten hoher Inflation und großer Verunsicherung an den Finanzmärkten als Stabilisator gefragt sei. Eine entsprechende Outperformance des Edelmetalls hätten in diesem Jahr aber der stärker werdende US-Dollar sowie die Zinsentwicklung verhindert. Immerhin hatten die Negativzinsen im Euroraum die Opportunitätskosten der Goldhaltung sogar über lange Zeit hinweg in einem Opportunitätsgewinn verwandelt. Der Anstieg bei der Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe um 147 Basispunkte seit Jahresbeginn bedeute nun jedoch ein Ende dieses Regimes.

Zeit der Goldanleger könnte bald kommen

Lück ist für Gold deshalb keinesfalls pessimistisch. Sofern später im Jahr noch der Punkt komme, an dem die Fed den Fuß von der Bremse nimmt, brächen für Goldanleger erfreulichere Zeiten an. Zumindest dann, wenn damit auch die Aufwertung des Dollars ein Ende fände. Denn es sieht so aus, meint Lück, dass sich weder die Inflation noch die hohe Volatilität auf absehbare Zeit abschütteln ließen. (tku)

Bild: © Tada Images – stock.adobe.com