Im Rahmen des Europa-Wohnimmobilien-Trendreports wollte das Immobilienmaklernetzwerk Remax Germany wissen, welche Einschränkungen die Menschen für den Klimaschutz akzeptieren würden. Befragt wurden 16.000 Menschen in 22 europäischen Ländern. Demnach ist eine Mehrheit von zwei Dritteln der Europäer wie auch der Deutschen beim Thema Klimaschutz und Immobilien kompromissbereit. Ein Drittel dagegen würde keinerlei Zugeständnisse für die Umwelt machen.
Konkret würden 68,3% der Europäer für nachhaltiges Wohnen Abstriche machen. So wäre ein Drittel aller Befragten bereit, sich mit weniger Wohnruam zu begnügen. Ein Viertel wäre mit einem kleineren Garten zufrieden. Einen weiteren Weg zur Arbeit würden fast 18% akzeptieren, einen weniger attraktiven Standort 16%. Den Kompromiss einer weniger schönen Immobilie würden 10% eingehen. Lediglich etwa 6% der Befragten würden Zugeständnisse machen beim Thema schlechtere Bildungschancen.
„Es muss nicht immer das als allein selig machend propagierte Einfamilienhaus sein, viele Menschen wären auch mit einer kleineren Immobilie zufrieden“, erklärt Samina Julevic, CEO des Maklernetzwerks Remax Germany. „Ein Garten zahlt zwar auf die Umwelt ein, die Pflege ist jedoch mitunter energie-, arbeits- und kostenintensiv“, so Julevic weiter.
Bundesbürger bei Standort weniger kompromissbereit
In Deutschland ergibt sich ein ähnliches Bild. Auch hierzulande sind fast zwei Drittel der Umfrageteilnehmer (63,2%) bereit, Einschränkungen für ein umweltfreundlicheres Haus in Kauf zu nehmen. Bei der Frage, wie die Abstriche konkret aussehen, zeigen die Umfrageergebnisse nur geringfügige Unterschiede zu den europäischen Nachbarn. So geben „weniger Wohnraum“ etwa 30% der Befragten an, gefolgt von einem „kleineren Garten“ mit rund 28%, einem „weiteren Weg zur Arbeit“ mit über 16%. Eine weniger schöne Immobilie würden nur rund 9% zugunsten des Klimas hinnehmen, schlechtere Bildungschancen etwas über 6%.
Eine Abweichung gegenüber den europäischen Nachbarn zeigt sich bei den Deutschen aber bei dem Thema Standortattraktivität. Hier sind die Bundesbürger mit 10,6% deutlich weniger kompromissbereit als die Bewohner ihrer Nachbarländer.
Es braucht einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr
Ansatzpunkte für mehr Kompromissbereitschaft in Sachen Standort sieht Samina Julevic beim Thema öffentlicher Nahverkehr: „Einen weiteren Weg zur Arbeit kann man sich nur leisten, wenn eine gute Verkehrsinfrastruktur und ein gut ausgebauter öffentlicher Personennahverkehr vorhanden sind. Andernfalls verschlechtert ein langer Arbeitsweg durch Individualverkehr die Ökobilanz sogar deutlich.“ Ein gut ausgebautes ÖPNV-Netz sei in vielen Regionen Deutschlands jedoch noch Mangelware.
Erste Firmen folgen Mitarbeitern ins Umland
„Darüber hinaus könnten Anreize geschaffen werden, dass Unternehmen zu ihren Mitarbeitenden in die Peripherie ziehen – dann würde sich für viele die Frage eines längeren Arbeitswegs gar nicht erst stellen“, so Julevic weiter. Laut Forschern des Ifo-Instituts gebe es bereits erste Firmen, die mehr in Richtung der Wohnorte ihrer Mitarbeiter umsiedeln. Indem Arbeitsorte ihren Beschäftigten entgegenkommen, sparen sie teure Mieten in den Innenstädten, während sich für Fachkräfte vermehrt Pendelwege und -zeiten verringern. (tk)
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