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19. Juli 2022
Moderne Altersvorsorge für junge Menschen

Moderne Altersvorsorge für junge Menschen

Wer junge Menschen in Sachen Altersvorsorge beraten will, muss um deren Einstellungen und Unsicherheiten wissen. Lösungen finden sich dann in verschiedensten Produkten. Beim Thema Nachhaltigkeit gehen Kundenperspektive und Regulierung auseinander, meint das IVFP, das verschiedene Tools für die Beratung anbietet.

Interview mit Andreas Kick, Partner und Prokurist der Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH (IVFP)
Herr Kick, die junge Generation befindet sich im Dauerkrisenmodus: Krieg, Corona, Klimawandel. Muss sie sich auch finanzielle Sorgen machen?

In der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ fragte der Jugendforscher Simon Schnetzer, welche Sorgen junge Menschen zwischen 14 und 29 haben. Auf dem 1. Platz landete der Klimawandel und dessen Auswirkungen. Die beiden folgenden Themen sind Sorgen um die Stabilität unseres Rentensystems und Inflation. Man sieht hieran ganz klar, dass insbesondere Finanzthemen einhergehend mit Zukunftsängsten junge Menschen bewegen. Die Befragung hat übrigens vor dem russischen Angriff auf die Ukraine stattgefunden. Die genannten Sorgen dürften sich damit eher noch verstärkt haben.

In diesen Studien kommt auch öfter vor, dass sich die junge Generation mehr Finanzbildung wünscht. Nehmen Sie das auch so wahr?

Ja, das ist auch meine Wahrnehmung und die junge Generation informiert sich auch regelmäßig über diese Themen, wie die Erfolge von einschlägigen YouTube-Kanälen oder Influencern auf Instagram & Co. zeigen. Das Problem besteht hier meines Erachtens aber darin zu unterscheiden, welcher Kanal hochqualitative Informationen liefert und welcher nicht. Diese Einschätzung bleibt nämlich dem Zuschauer oder der Zuschauerin überlassen. Um diese überhaupt vornehmen zu können, ist eine grundlegende Finanzbildung unverzichtbar.

Nehmen Sie das Beispiel mit der Inflation. Die Bundesbank gibt in ihrem Monatsbericht eine Inflationsrate von 7,3% im März und 7,4% im April an. Nun ist es wichtig zu verstehen, dass diese Raten immer im Vergleich zum Vorjahresmonat zu betrachten sind. Je nachdem, woher ich meine Informationen beziehe, kann sich aber auch der Eindruck ergeben, dass die Preise im Monatsvergleich diese Werte angenommen haben.

Welche Auswirkungen hat diese unsichere Situation auf das Sparen oder auch auf die Altersvorsorge? Eigentlich müsste doch das Bedürfnis nach Sicherheit eher noch steigen, oder?

Ja und nein. Wenn Sie das Sicherheitsbedürfnis im Sinne von hohen Garantien meinen, glaube ich, dass die Nachfrage danach eher sinken wird. Das liegt daran, dass das Thema Inflation gerade sehr präsent ist und Garantieprodukte keinen guten Inflationsschutz bieten. Der Bedarf nach Geldanlagen, die zumindest die Inflation ausgleichen, der dürfte allerdings steigen.

Welche Altersvorsorge macht dann jetzt Sinn?

Grundsätzlich ist eine Altersvorsorge zu empfehlen, die in Sachwerte investiert. Das können Aktien, Infrastrukturprojekte, Immobilien, Windräder oder Ähnliches sein. Der Wert von Anlagen und Unternehmen bleibt von Geldentwertung größtenteils unberührt. Anders gesagt, eine Firma oder ein Gebäude hat einen bestimmten Wert, egal ob dieser in Euro, Dollar, Schweizer Franken oder Gold gemessen wird. Nur weil eine Währung nun abwertet, geht dieser Wert nicht gleich verloren.

Welche Altersvorsorgeprodukte bieten denn einen ausreichenden Inflationsschutz?
Moderne Altersvorsorge für junge Menschen

Grundlegend alle, die ihre Gelder in Sachwerten anlegen und gleichzeitig mit möglichst wenig Garantien auskommen. Das ist insbesondere bei Fondspolicen in Form von privaten Rentenversicherungen oder als Basisrente möglich. Letztere bezeichnet unser Geschäftsführer Professor Michael Hauer auch gerne als „staatlich geförderte Wertpapierinvestition“, da (im Jahr 2022) 94% der geleisteten Beiträge bis zu 25.639 Euro/51.278 Euro (ledig/verheiratet) steuerlich geltend gemacht werden können und gleichzeitig das Garantieniveau und die Geld­anlage frei gewählt werden können.

Die Verwendung dieses Kapitals unterliegt dabei allerdings insbesondere der Restriktion, dass es nur als Leibrente ausgezahlt werden darf. Wir empfehlen diesbezüglich den Abschluss der Basisrente und die Reinvestition der Steuerersparnis in eine private Rentenversicherung, bei der über das angesparte Kapital frei verfügt werden kann. Mit unserem neuen BasisrentenRECHNER, der bereits bei der Stuttgarter und der Swiss Life im Einsatz ist, kann diese Kombination berechnet und beraten werden.

Ebenfalls empfehlenswert ist eine betriebliche Altersversorgung, die eine freie Kapitalanlage mit niedrigen Garantien verbindet. Die steuerliche Förderung sowie die Zuschüsse des Arbeitgebers machen diese Art der Altersvorsorge nach wie vor hochinteressant.

Bei all den genannten Produkten ist bei der Beratung natürlich darauf zu achten, dass sich die konkrete Ausgestaltung am Kundenprofil orientiert.

Nachhaltigkeit ist ein weiteres Thema, das Einfluss auf die Versicherungswirtschaft hat. Sind nachhaltige Angebote tatsächlich ein Kundenbedürfnis? Ein Selbstläufer ist es ja anscheinend nicht.

Ich bin der Meinung, dass es sich dabei schon um ein Kundenbedürfnis handelt. Gerade auch die genannte Studie hat gezeigt, dass insbesondere junge Menschen das Thema Klimawandel umtreibt. Das ist insofern logisch, weil es auch diejenigen sind, die die Konsequenzen ausbaden müssen. Mit ihrer Anlagemacht ist die Versicherungswirtschaft in der Lage, durch die gezielte Investition in Projekte und Unternehmen den Transformationsprozess hin zu einem nachhaltigen Wirtschaftssystem zu beschleunigen. Daran besteht ein großes Interesse.

Gleichzeitig gibt es aus meiner Sicht kaum eine Branche, die das Denken in langen, generationenübergreifenden Zeiträumen so gut vertreten kann wie die Versicherungsbranche. Mit ihren Produkten kann sie maßgeblich dazu beitragen, die großen Sorgen junger Menschen zu adressieren.

Momentan treiben dennoch eher die Produktanbieter das Thema voran. Wie beurteilen Sie das Angebot?

Vor Kurzem haben wir unser runderneuertes Fondspolicen-Nachhaltigkeits-Rating veröffentlicht. Mit nunmehr 52 Kriterien hat sich der Umfang fast verdreifacht. Wir legen bei diesem Rating wieder ein besonderes Augenmerk auf die Fondspaletten der Anbieter. Folgende Fragen beschäftigen uns dabei: Wie nachhaltig sind die angebotenen Fonds? Wie gut sind die angebotenen Fonds? Welche Flexibilität haben Kunden und Kundinnen in der Auswahl der Anlagen? Wie kommuniziert der Anbieter sein Angebot gegenüber Beratern und Kunden? Wie positioniert sich der Anbieter im Bereich Nachhaltigkeit selbst?

Die Ergebnisse sind durchaus erfreulich. Das Angebot ist bereits sehr gut, jedoch ist auch noch ausreichend Potenzial für weitere Verbesserungen gegeben.

Im August kommt – eventuell auch erst mit Verzögerung – die Abfragepflicht der Nachhaltigkeitspräferenzen. Vermittler müssen diese berücksichtigen und dann auch das passende Produkt finden. Wird das reibungslos funktionieren?

Nein. Die Abfrage der Nachhaltigkeitspräferenzen, so wie sie die Regulatorik vorsieht, wird für alle eine große Umstellung werden. Kunden und Kundinnen haben beim Thema Nachhaltigkeit ein anderes Bild vor Augen, als sie durch die Neufassung der Delegierten Verordnung zur IDD definiert ist. Dazu kommt, dass die notwendigen Daten teils noch gar nicht vorhanden sind. Das führt zu der paradoxen Situation, dass Kunden zwar zu den Nachhaltigkeitspräferenzen befragt werden müssen, die konkrete Produktausgestaltung anhand dieser Präferenzen noch gar nicht möglich ist.

Auch diese Entwicklung verfolgen wir mit großem Interesse. Mit unserem AnlegerprofilFINDER versuchen wir den Spagat, einerseits der Regulatorik Genüge zu tun und andererseits Berater und Beraterinnen bei der Erstellung der Geeignetheitserklärung auf eine intuitive Art und Weise zu unterstützen, um diese möglichst wasserdicht zu bekommen. Die aktuellen Entwürfe sehen vielversprechend aus und wir sind zuversichtlich, eine hervorragende Lösung ab dem 02.08.2022 unter fairadvisor.net kostenfrei zur Verfügung stellen zu können, die das Potenzial hat, sich zum Standard in der Branche zu entwickeln.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 07/2022, S. 106 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Nuthawut – stock.adobe.com

Foto: © IVFP

 
Ein Interview mit
Andreas Kick

Leserkommentare

Comments

Gespeichert von Wilfried Stras… am 19. Juli 2022 - 10:29

Alle aktuellen Produkte am Markt bieten keine Chance, nach Kosten vorzusorgen, realisieren meistens sogar hohe Verluste.

Vereinfacht dargestellt. Ein 100% Aktienfonds in betrieblicher Altersversorgung-normalerweise das ideale Renditeangebot, erwirtschaftet nach Kosten folgende ca. Rendite:

Angenommene Rendite vor Kosten 8% abzgl. 3 % Kosten für das Fondsmanagement und den Versicherungsmantel, ca. 5% Abzug Kosten für Garantien ergibt ca. 0% Rendite.

Der Grund weshalb das Versorgungswerk der Steuerberater in Schleswig-Holstein insolvent wurde und Riester, vor allem behördlich zu verantworten, u.a. vom VBS und Bund der Vers., mit Betragsgarantie ab Beginn nicht rentabel sei kann.

 Danach folgt die Inflation von 5%, Tendenz stark steigend. Unsere Kunden kalkulieren, sicherer als mit Festgeld mit 9%.

Ein Beispiel bei einer Laufzeit von 40 Jahren monatlich € 200,00 erzielt mit 2% 146.535,21

Über uns und für Vorstände mit geringen Kosten erwerbbar 9% € 850.450,11.

Konkurrenzloser Alleinstellungsvorteil, danach Rettung der gesamten Branche, des Rentensystems und WEGFALL der EU-Garantiebestimmungen.

Sein oder NICHTSEIN…….Fair für alle Beteiligten!