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4. April 2023
Nachhaltigkeit ist mehr als Regulierung
Net Zero and Carbon Neutral Concepts Net Zero Emissions Goals Weather neutral long-term strategy.

Nachhaltigkeit ist mehr als Regulierung

Nachhaltigkeit in der Finanz- und Versicherungswirtschaft hat viel mit Regulierung zu tun. Allerdings gibt es zu viele und gleichzeitig zu wenig klare Regeln. Die Kunden wiederum scheinen – zumindest in der Theorie – bereit für nachhaltige Angebote zu sein.

Das Interesse von Versicherungskunden an nachhaltigen Versicherungsprodukten steigt, das hat gerade wieder eine Studie herausgefunden. EY Consulting hat dazu im Dezember 2022 eine für Deutschland repräsentative Gruppe von 2.000 Privatpersonen befragt. Allerdings klafft laut Untersuchung eine Lücke zwischen Nachfrage und Angebot: Während 90% derjenigen, die in den nächsten 12 Monaten ein neues Versicherungsprodukt abschließen möchten, sich für ein nachhaltiges Produkte entscheiden würden, gaben nur 18% der Befragten an, von einem Versicherer auf das Thema Nachhaltigkeit angesprochen worden zu sein.

„Viele Branchen haben die Bedeutung von Nachhaltigkeit schon lange erkannt und setzen losgelöst von regulatorischen Vorgaben darauf. Versicherungsunternehmen sind allerdings noch eher zurückhaltend und schätzen die Nachfrage gering ein“, erläutert Patrick Pfalzgraf, Partner bei EY EMEIA Financial Services. „Dabei ist Nachhaltigkeit mehr als eine regulatorische Pflicht und hat ein riesiges Potenzial für die Versicherungsbranche.“

Zahlungsbereitschaft ist allerdings gering

Betrachtet man die Bemühungen der Versicherer und auch Versicherungsmakler rund um das Thema Nachhaltigkeit, ist dies eine eher überraschende Einschätzung. In der Praxis ist wohl eher das anfängliche Engagement einem gewissen Realismus gewichen – und die Regulierung spielt dabei sicher eine Rolle. Auch auf Kundenseite kommt noch ein Aspekt hinzu. Die Bereitschaft, für nachhaltige Produkte mehr zu zahlen, ist recht gering: Nur 19% der für die Verbrauchstudie befragten wäre bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Versicherungsprodukte zu bezahlen.

Auf der Suche nach einem nachhaltigen Versicherer

Doch wie sieht es nun mit dem Potential aus? Für 84% der Befragten über alle Schichten und Altersgruppen hinweg sind Nachhaltigkeitsaspekte bei Versicherungsprodukten relevant und knapp jeder Zweite, der bereits eine Kapitalanlage besitzt, achtet dabei auf Nachhaltigkeitsaspekte. Allerdings würden 45% dieser Zielgruppe keine Versicherungsgesellschaft als besonders nachhaltig bezeichnen. Sie wissen also gar nicht, an wen sie sich mit ihrem Nachhaltigkeitsbedürfnis wenden können, folgern die Studienherausgeber.

Schuld daran sei laut Pfalzgraf, dass es an Ansprache und Beratung zu nachhaltigen Versicherungsprodukten fehle. Kunden würden oft nicht wissen, wie Versicherungen und das Thema Nachhaltigkeit überhaupt zusammenhängen. Eine gezielte, kompetente Beratung und Aufklärung vonseiten der Vermittler sei deshalb unabdingbar. Auf die Beratungspflichten und die Abfrage zu den Nachhaltigkeitspräferenzen der Kunden wird nicht eingegangen, aber die Befragung hat noch etwas anderes ergeben: 78% der Befragten ist es wichtig, dass ihr ‚Versicherungsberater‘ beim Abschluss eines nachhaltigen Produktes eine offizielle Zertifizierung hat, was wohl die Glaubwürdigkeit des Vermittlers stützen würde.

Unterschiedliche Ansprache für vier Kundentypen

Die EY-Studie zeigt zudem auf, wie wichtig eine individuelle Ansprache ist und hat aus der Befragung vier Kundentypen abgeleitet: die Enthusiasten, die Interessierten, die Zweifler und die Unbelehrbaren. Die Kundenansprache könnte sich entsprechend an den Einstellungen der jeweiligen Kundentypen orientieren. Mehr dazu samt Empfehlungen für die Kundenansprache findet sich hier.

Bild: © Naiyana – stock.adobe.com