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7. August 2023
Naturkatastrophen: bislang Schäden von 110 Mrd. US-Dollar

Naturkatastrophen: bislang Schäden von 110 Mrd. US-Dollar

Laut Munich Re haben Naturkatastrophen im ersten Halbjahr 2023 weltweit für Gesamtschäden in Höhe von 110 Mrd. US-Dollar gesorgt. Weniger als 40% davon waren versichert. Wie der Rückversicherer weiter mitteilt, liegen die Gesamtschäden deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt.

Erdbeben, Gewitterserien, Hochwasser: Nach Berechnungen von Munich Re reiht sich das erste Halbjahr 2023 ein in sehr schadenintensive vorhergehende Jahre. Der Gesamtschaden war mit 110 Mrd. US-Dollar (99,26 Mrd. Euro) zwar niedriger als in der ersten Hälfte 2022 – da waren es 120 Mrd. US-Dollar –, lag aber deutlich über dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre von 98 Mrd. US-Dollar (inflationsbereinigt). Überdurchschnittlich waren auch die versicherten Schäden in Höhe von 43 Mrd. US-Dollar. Zum Vergleich: Der Zehnjahresdurchschnitt der Halbjahre liegt bei 34 Mrd. US-Dollar. Im Jahr 2021 waren es 47 Mrd. US-Dollar.

Weniger als 40% der Schäden versichert

Wie der Rückversicherer weiter mitteilt, waren insgesamt nicht einmal 40% der Gesamtschäden des ersten Halbjahres versichert. Dies sei ein Hinweis auf die unverändert große Versicherungslücke in vielen Ländern, was Naturgefahren betrifft. Im Durchschnitt der ersten Halbjahre von 2013 bis 2022 trugen die Versicherer rund 35% der weltweiten Schäden.

Erdbeben in der Türkei und Syrien

Die größten Schäden verursachte das Erdbeben in der Türkei und Syrien im Februar. Rund 58.000 Menschen verloren dabei ihr Leben. Aus diesem Grund ist laut Munich Re auch die weltweite Zahl der Todesopfer durch Naturkatastrophen in der ersten Jahreshälfte mit rund 62.000 so hoch wie seit 2010 nicht mehr. Der Gesamtschaden infolge der Erdbeben in beiden Ländern wird auf rund 40 Mrd. US-Dollar geschätzt.

Schwere Gewitter in den USA

Für hohe Schäden sorgten auch sehr schwere Gewitter mit Tornados und Hagelschlägen in den USA. Der Gesamtschaden aus diesen Gewittern betrug mehr als 35 Mrd. US-Dollar. Wie der Rückversicherer weiter mitteilt, scheinen Schäden durch Schwergewitter in den USA in dieser Größenordnung normal und nicht mehr ein Ausreißer zu sein. Das bislang teuerste Einzelereignis mit einem Gesamtschaden von etwa 8,4 Mrd. US-Dollar war eine Gewitterserie Mitte Juni im US-Bundesstaat Texas.

Mehr Tornados und Hagelschläge infolge des Klimawandels

Laut Munich Re geht die Forschung überwiegend davon aus, dass der Klimawandel schwere Gewitter mit Tornados oder Hagelschlägen begünstigt. Infolge der fortschreitenden Erwärmung kommt es zu mehr Verdunstung und insbesondere in Bodennähe zu mehr Luftfeuchte. Das Potenzial für die Bildung von Gewittern ist somit höher. Im Trend würden auch die Gewitter-Schadenstatistiken in Nordamerika und Europa nach oben zeigen, auch wenn sie um den Wertezuwachs durch die wirtschaftliche Entwicklung bereinigt würden.

2023 könnte wärmstes Jahr werden

„Die Folgen des Klimawandels beeinflussen unser Leben immer stärker. Das Jahr 2023 war schon in der ersten Jahreshälfte geprägt von Rekordtemperaturen in vielen Regionen der Welt, sehr hohen Wassertemperaturen in verschiedenen Ozeanbecken, Dürren zum Beispiel in Teilen Europas oder extremen Waldbränden im Nordosten Kanadas“, erklärt Ernst Rauch, Chef-Klimatologe von Munich Re. Die weltweite Durchschnittstemperatur erreichte im Juni einen Rekord für diesen Monat: mehr als 1,2°C im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.

Auch 2023 habe das natürliche Klimaphänomen El Niño eine Rolle gespielt, bei dem eine Temperaturschaukel im Pazifik Wetterextreme in vielen Regionen der Welt beeinflusst und temporär zu zusätzlicher Erwärmung führt, wie Rauch weiter erläutert. „Allerdings ist der Forschungsstand zur weiteren globalen Temperaturentwicklung sehr klar: Der globale Trend zu höheren Wasser- und Lufttemperaturen wird überwiegend durch den Klimawandel bestimmt – mit zunehmenden Wetterkatastrophen und finanziellen Belastungen daraus als Folge“, so der Chef-Klimatologe des Rückversicherers weiter.

Weitere Informationen gibt es hier.

Bild: © bergjournalisten – stock.adobe.com