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2. Mai 2025
Neue DAV-Vorsitzende fordert „Mut“ zur Altersvorsorgereform
Neue DAV-Vorsitzende fordert „Mut“ zur Altersvorsorgereform

Neue DAV-Vorsitzende fordert „Mut“ zur Altersvorsorgereform

Die neue Vorsitzende der Deutschen Aktuarvereinigung hat sich kritisch zu den Reformansätzen in der Altersvorsorge der neuen Bundesregierung geäußert. Die frisch zur Vorsitzenden gewählte Susanna Adelhardt forderte mehr politischen Mut zu einem „großen Wurf“ bei der Altersvorsorge.

Die neue Vorsitzende der Deutsche Aktuarvereinigung e. V. (DAV), Susanna Adelhardt, hat sich im Rahmen der Jahrestagung des Berufsverbands am 29.04.2025 in Bonn kritisch zu den Plänen der neuen Bundesregierung im Bereich der Altersvorsorge geäußert.

Adelhardt war am gleichen Tag während der Mitgliederversammlung des DAV zur Vorsitzenden gewählt worden. Die ehemalige stellvertretende Vorsitzende übernimmt den Posten von Dr. Maximilian Happacher, der das Amt in den letzten zwei Jahre bekleidet hat. Happacher bleibt im engeren Vorstand des Verbandes. Neuer stellvertretender Vorsitzender ist Dr. Jürgen Bierbaum. Mit Adelhardt steht zudem erstmals eine Frau an der Spitze des Berufsverbandes.

Koalitionsvertrag behandelt Symptome statt eigentlicher Herausforderungen

Im Rahmen einer Podiumsdiskussion bezog Adelhardt Stellung zu den geplanten Reformansätzen beim Thema Alterssicherung der kommenden schwarz-roten Bundesregierung. Laut der neuen DAV-Vorsitzenden zeigt die Rentenpolitik der neuen Koalition zwar grundsätzlich den politischen Willen, um das bestehende System zu stabilisieren, doch die Ansätze, die im Koalitionsvertrag genannt sind, würden nur die Symptome, nicht aber die eigentlichen Herausforderungen behandeln.

Die neue Regierung müsse bei der Altersvorsorge einen „großen Wurf“ machen, um sie zukunftssicher zu gestalten. „Dieser Mut, sich auch den unbequemen Fragen zu stellen, fehlt im Koalitionsvertrag“, warnt Adelhardt.

Gute Ansätze, aber zu wenig konkrete Reformschritte

Aus aktuarieller Sicht seit es wichtig, verlässliche und aufeinander abgestimmte Lösungen in allen drei Säulen umzusetzen. Zwar enthalte der Koalitionsvertrag „durchaus einige gute Ansätze“, wie etwa die Bereitschaft, kapitalgedeckte Elemente in der Altersvorsorge weiterzuentwickeln, oder Bestrebungen, Riester zu reformieren. Doch laut der DAV fehlt es an „nennenswerten Impulsen“ zur Förderung und Verbreitung der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) sowie konkreten Reformschritten für eine Neuaufstellung der privaten geförderten Altersvorsorge.

Für die gesetzliche Rente vergrößere der Koalitionsvertrag das Problem ihrer Finanzierung, da einerseits der Status quo auf der Ausgabenseite durch die Festlegung des Rentenniveaus festgeschrieben wird. Zugleich entfällt jedoch die Haltelinie für die Höhe des Beitragssatzes. Ohne strukturelle Reform könnte dies in einer steigenden Belastung für Beitragszahlende enden, so die Versicherungsmathematiker.

Aktuare betonen Bedeutung lebenslanger Rentenzahlungen

Aus Sicht der Aktuare ist eine systematische Stärkung aller drei Säulen notwendig. Das erfordere den Mut alle Stellschrauben anzufassen. „In einem rein umlagefinanzierten System mitten im demografischen Wandel und keiner gesamtgesellschaftlichen Bereitschaft, Leistungen der Rentner anzutasten oder das Renteneintrittsalter zu erhöhen, bleiben nur zwei Stellschrauben übrig: Beitragserhöhungen, die neben den Arbeitgebern und damit dem Wirtschaftsstandort Deutschland speziell die jüngere Generation treffen, und höhere steuerlich finanzierte Zuschüsse, die den Staatshaushalt und damit die gesamte Bevölkerung extrem belasten“, so Adelhardt. „Umso wichtiger ist eine zusätzliche Absicherung, betrieblich wie privat.“

Im Vordergrund müsse eine faire, zielgerichtete staatliche Förderung stehen. Der DAV betont hier erneut die Bedeutung einer lebenslangen Rente. Fördert der Staat etwa private Vorsorge, könne es nicht das Ziel sein, später noch einmal über die Grundsicherung einspringen zu müssen – individuelle Auszahlpläne gingen aus Sicht der Aktuare dabei am Ziel vorbei. (js)