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17. September 2020
Neue Herausforderungen durch Corona-Produktionsumstellungen

Neue Herausforderungen durch Corona-Produktionsumstellungen

In der Corona-Pandemie haben etliche Unternehmen ihre Produktion an die neuen Anforderungen angepasst, um relevante Güter herzustellen. Neben Chancen beinhaltet das aber auch neue Risiken. Wie man diese schnell in den Griff bekommen kann, zeigt eine Case Study von FM Global und der HARTMANN GRUPPE.

Von William Slater, Operations Vice President und Account Engineering Group Manager bei FM Global in Deutschland

Die Pandemie ist für Unternehmen aus den verschiedensten Branchen eine enorme Herausforderung, die kreative Lösungen und Anpassungen erfordert. Sie zeigt aber auch, wie schnell unterschiedlichste Unternehmen auf die akute Notsituation reagieren und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen. So stellen etwa Messebauer Schutzwände aus Plexiglas her oder Modeunternehmen engagieren sich bei der Maskenproduktion. Spirituosenhersteller spenden Ausgangstoffe für Desinfektionsmittel, um Engpässen zu begegnen. Es ließen sich noch viele weitere Beispiele aufzählen. Auch Unternehmen aus der Gesundheitsbranche wie die Hartmann-Töchter Kneipp und CMC wollten einen Beitrag leisten und weiteten die Produktion auf Desinfektionsmittel und Flüssigkeiten zur Handsterilisation aus.

Neue Verfahren als Herausforderung

Die HARTMANN GRUPPE produziert schon lange Desinfektionsmitteln in Hamburg. Angesichts der starken Nachfrage bestand die Herausforderung nun aber darin, Produktionskapazitäten auch an Standorten zu schaffen, wo bisher andere Güter produziert wurden. Kneipp ist beispielsweise weltweit bekannt für Produkte für die Körperhygiene und -pflege sowie Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel. Im März begann am Standort Würzburg/Ochsenfurt allerdings die Umstellung, beziehungsweise Erweiterung der Produktion. Nun wird neben Badeölen auch Desinfektionsgel hergestellt. Für den Betrieb bedeutete diese Umstellung allerdings auch Anpassungen an die Risikoeinstufung. Bekanntermaßen bestehen Desinfektionsmittel zu großen Teilen aus Alkohol. Das heißt, dass am Standort nun große Mengen brennbarer Flüssigkeiten gelagert und verarbeitet werden mussten. Damit gehen natürlich neue Gefahren einher. Der Produktionsausstoß ist hoch. Das bedeutet auch, dass immer ausreichend Grundstoffe bevorratet werden müssen. Die Sicherheit, u.a. der Alkoholbehälter muss permanent gewährleistet sein, weiß Andrew Koegel, Head of Corporate Insurance Management, HARTMANN GROUP. Denn die brennbare Flüssigkeit darf sich nicht ausbreiten. Solche Veränderungen im Produktionsprozess müssen daher immer auch mit einer Überprüfung der bereits getroffenen Vorkehrungen im Risikomanagement einhergehen. Erfahrene und flexible Risikomanager und Versicherungspartner sind daher für Unternehmen von großer Bedeutung – nicht nur, um sich gegen Schäden abzusichern, sondern auch um Risiken zu minimieren.

Überprüfung aus der Ferne

Gerade beim Umgang mit brennbaren Flüssigkeiten sind die einzuhaltenden Vorschriften und zu treffenden Maßnahmen entsprechend streng. Versicherern obliegt daher die gewissenhafte Prüfung der Präventionsmaßnahmen wie etwa der sachgemäßen Lagerung. In der Regel schickt FM Global dazu geschulte Experten zu einer Begehung der Standorte, besichtigt die Maschinen und berät dabei, das Schadensrisiko im Vorfeld zu minimieren. Während des Lockdowns war die Prüfung der Produktionsanlagen vor Ort erschwert. FM Global und HARTMANN blicken aber bereits auf eine mehrjährige, vertrauensvolle Zusammenarbeit zurück. Durch das daraus resultierende Wissen der Consultant Engineers des Industriesachversicherers hinsichtlich bestehenden Gebäuden und Anlagen, konnte eine Risikoevaluation und Beratung hinsichtlich nötiger Maßnahmen zur Stärkung der Resilienz aus der Ferne durch Videokonferenzen ermöglicht werden.

Auf Basis weiterer technischer Spezifikationen des Unternehmens zu den Anlagen, konnten die entsprechenden Experten von FM Global im eigenen Büro weiter alles intensiv prüfen. Durch die gute Ortskenntnis aus vorherigen Terminen hatte der zuständige Ingenieur bereits im Vorfeld einen sehr guten Überblick und wusste, wo gezielt nach potenziellen Risiken gesucht werden muss. Dazu gehört, dass Flüssigkeiten sicher gelagert werden. Außerdem geht es darum festzulegen, welche Lagermengen entflammbarer Flüssigkeiten vertretbar sind.

Flexibler Versicherungsschutz als Teil der Resilienz

Intuitiv auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren, gehört zu den Kennzeichen resilienter Unternehmen. Aber auch abseits von Krisen gehört es zum Erfolg, flexibel auf veränderte Marktbedingungen reagieren zu können. Wichtig in beiden Fällen ist aber, die neu entstehenden Bedingungen nicht außer Acht zulassen. Erfahrene Versicherer können Unternehmen bei Risikoevaluation und Präventionsmaßnahmen unterstützen – je früher sie in entsprechende Projekte einbezogen werden, desto besser.

Bild: © kai – stock.adobe.com

 
Ein Artikel von
William Slater