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26. August 2020
Neue Regionalklassen für die Kfz-Versicherung: Wohnort beeinflusst Prämie stark

Neue Regionalklassen für die Kfz-Versicherung: Wohnort beeinflusst Prämie stark

Wo verursachen Autofahrer und Autofahrerinnen teure Schäden? Wo kracht es am häufigsten, wo am wenigsten? Auskunft darüber geben die Regionalklassen des GDV. Wo es zu höheren Einstufungen kommt, könnten sich die Prämien erhöhen und ein Sonderkündigungsrecht in Kraft treten. Da die Schadenbilanz mal wieder in den Großstädten am höchsten war, lohnt es sich dort wohl am ehesten, seinen Versicherungsvertrag anzusehen.

Die Regionalklassen für die mehr als 400 deutschen Zulassungsbezirke werden einmal im Jahr vom GDV herausgegeben. Regionalklassen gibt es für die Kfz-Haftpflicht- sowie für die Voll- und Teilkasko-Versicherung und spiegeln die Schadenbilanz der Regionen wider. Sie sind eines von mehreren Tarifmerkmalen, anhand derer die Kfz-Versicherungsprämien errechnet werden. Demnach können die Prämien je nach Wohnort oder Postleitzahl sehr unterschiedlich sein. Am Dienstag hat der Versichererverband nun die aktuelle Regionalstatistik veröffentlicht.

Laut Statistik werden in der Kfz-Haftpflichtversicherung jeweils 48 Zulassungsbezirke herauf- bzw. heruntergestuft. Dadurch profitieren rund 4,5 Millionen Autofahrer und Autofahrerinnen von besseren Regionalklassen, während rund 4,8 Millionen in höhere Regionalklassen rutschen. Für etwa 32 Millionen Kfz-Haftpflichtversicherte bleibt es bei den Regionalklassen des Vorjahres.

Berlin führt Schadenbilanz an

Besonders gute Schadenbilanzen erreichten Autofahrer und Autofahrerinnen in Brandenburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Die bundesweit beste Schadenbilanz in der Kfz-Haftpflichtversicherung errechneten die Statistiker des GDV für die Prignitz in Brandenburg, einem Landkreis mit geringer Bevölkerungsdichte – hier waren die Schäden 30% niedriger als im bundesweiten Durchschnitt. Hohe Regionalklassen gelten insbesondere in Großstädten sowie in Teilen Bayerns. Die schlechteste Schadenbilanz hatte wie schon in den Vorjahren Berlin, wo die Schäden mehr als ein Drittel höher waren als im Bundesdurchschnitt.

In der Kaskoversicherung überwiegen die Verbesserungen

Auch in den Kasko-Versicherungen ändern sich durch die aktuelle GDV-Regionalstatistik die Regionalklassen: Für fast 3,4 Millionen Voll- oder Teilkaskoversicherte gelten künftig bessere, für 3,2 Millionen höhere Einstufungen. Für fast 80% bzw. rund 29,6 Millionen bleibt alles beim Alten. In der Vollkaskoversicherung schneidet Wesermarsch in Niedersachsen gut ab, die schlechteste Bilanz verzeichnet Berchtesgaden in Bayern. In der Teilkaskoversicherung weist der Zulassungsbezirk Bamberg eine gute Schadenbilanz auf, anders das Ostallgäu, das das Schlusslicht bildet.

Wohnort durchaus entscheidend für die Prämienhöhe

Die beiden Vergleichsportale CHECK24 und Verivox nahmen die Veröffentlichung der Statistik zum Anlass beispielhaft nachzurechnen, wie der Wohnort den Preis für die Kfz-Versicherung beeinflusst.

CHECK24 hat berechnet, dass sich nur durch das Tarifmerkmal Wohnort die Kfz-Versicherungsbeiträge zweier ansonsten identischer Versicherungsnehmer um bis zu 194 Euro im Jahr oder 62% unterscheiden können. Da die meisten Versicherer postleitzahlgenau kalkulieren würden, könnte der Kfz-Versicherungsbeitrag zwischen verschiedenen PLZ-Gebieten in derselben Straße um bis zu 145 Euro pro Jahr variieren.

Verivox vergleicht in seiner Modellrechnungen einen Autofahrer in Berlin mit einem im Landkreis Leer. Im Ergebnis kostet in Berlin die Kfz-Versicherung in der Haftpflicht 71% mehr als in Leer. Der Vertrag mit Teilkasko ist 68% teurer, mit Vollkasko 66%. Der Fahrer in der Hauptstadt müsse dann 287 Euro mehr bezahlen, wenn man die fünf günstigsten Versicherer in der Berechnung heranzieht.

Höhere Einstufung bedeuten meistens steigende Kfz-Prämien

Wo die Regionalklassen steigen, müssen Kfz-Versicherte in der Regel auch mit steigenden Beiträgen für das kommende Jahr rechnen. Die beiden Vergleichsportale verweisen diesbezüglich auf ein Sonderkündigungsrecht der Versicherten. Der GDV betont jedoch, dass sich über eine Veränderung bei der Regionalklasse keine Aussage über die Entwicklung des gesamten Kfz-Versicherungsbeitrages treffen lasse – zumal die Regionalstatistik des GDV für die Versicherungsunternehmen unverbindlich ist. Spannender dürfte zudem auch die Entwicklung der Kfz-Versicherungsbeiträge aufgrund des veränderten Fahrverhaltens im Corona-Lockdown werden. (bh)

Mehr zu den Regionalklassen finden sich hier: https://www.dieversicherer.de/versicherer/auto---reise/regionalklassen-abfrage

Bild: © Philip Steury – stock.adobe.com