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15. April 2014
Notlösung für die Hebammen

Notlösung für die Hebammen

Der Deutsche Hebammenverband wird auch ab 2015 eine Gruppenhaftpflichtversicherung für Hebammen anbieten können. Jedoch gilt das Angebot lediglich für ein weiteres Jahr und ist mit einer weiteren Steigerung der Prämien um 20% verbunden. Kritik kommt vor allem vom Deutschen Hebammenverband e.V. (DHV)

Der Deutsche Hebammenverband (DHV) wird auch ab 2015 eine Gruppenhaftpflichtversicherung für Hebammen anbieten können. Jedoch gilt das Angebot lediglich für ein weiteres Jahr und ist mit einer weiteren Steigerung der Prämien um 20% verbunden.

Die Nürnberger Versicherung hatte im Februar verkündet aus dem Versicherungskonsortium der Bayerischen Versicherungskammer (VKB ) und der R&V auszusteigen. Das bedeutete ein mögliches Aus der Gruppenhaftpflichtversicherung des Deutschen Hebammenverbandes. Jetzt wollen nach Angaben des Versicherungsmaklers Securon verschiedene Versicherungen mit vielen Mikroanteilen von 1 bis 4% den Anteil der Nürnberger Versicherung von 20% übernehmen. Wie der „Versicherungsmonitor“ per Twitter mitteilt, erhöht die Versicherungskammer Bayern (VKB) ihren Anteil um fünf Prozentpunkte auf 55% und die neu hinzugekommenen Versicherer Ergo und Debeka tragen künftig 4 bzw. 2%. Auch Allianz, AXA und Württembergische sollen sich demnach an dem Deckungskonzept beteiligen.

Von einer „Lösung“ kann aber trotzdem keine Rede sein, denn für eine in der Geburtshilfe tätige freiberufliche Hebamme bedeutet dies trotzdem eine Versicherungssumme von über 6.000 Euro. Vor allem der Hebammenverband kritisiert, dass der drohende Komplettausfall der Haftpflichtversicherungsmöglichkeit für Hebammen nur um ein Jahr verschoben sei und das Problem ständig steigender Prämien bestehen bleibe. Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16 Landesverbänden mit über 18.300 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die Interessen aller Hebammen.

Appell an den Bundesgesundheitsminister

Die Präsidentin des DHV Martina Klenk spricht von einem „Sterben auf Raten“ für die Hebammen. Ein weiterer Anstieg der Versicherungsprämien sei für freiberuflich tätige Hebammen nicht mehr zu verkraften und werde definitiv zum Zusammenbrechen der geburtshilflichen Versorgung, auch in den Kliniken in weiten Teilen Deutschlands, führen. „Wir appellieren dringend an den Bundesgesundheitsminister“, so Klenk weiter, „Lassen Sie nicht zu, dass immer mehr Hebammen aufgeben. Denn die dauerhafte Preisspirale zwingt Hebammen zur Berufsaufgabe nicht nur in der Geburtshilfe sondern auch in der Schwangerenvorsorge und der Wochenbettbetreuung. Fordern Sie den GKV-Spitzenverband dazu auf, die Hebammenvergütung endlich auf ein angemessenes Niveau anzuheben und die Haftpflichtsteigerungen tatsächlich auszugleichen.“

Schon jetzt fänden viele Frauen in ländlichen Regionen und teuren Großstädten nur schwer eine Hebamme für die Geburt und die Wochenbettbetreuung. Diese Entwicklung werde durch das jetzige Versicherungsmodell nicht behoben. Der Verband fordert deshalb nach wie vor eine politische Lösung in Gestalt eines öffentlich finanzierten Haftungsfonds, aus dem die Schäden über einer bestimmten Deckungssumme bezahlt werden. Außerdem müssten die Regressforderungen der Kranken- und Rentenversicherungen an die Hebammen gedeckelt werden.