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16. Mai 2023
Ombudsmann: Diese Sparten sind Beschwerde-Spitzenreiter
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Ombudsmann: Diese Sparten sind Beschwerde-Spitzenreiter

Weniger Anträge insgesamt, vor allem auch weniger Beschwerden gegen Versicherungsvermittler, hat der Ombudsmann laut aktuellem Tätigkeitsbericht im vergangenen Jahr erhalten und bearbeitet. Die meisten davon betreffen die Sparten Leben- und Rechtsschutz.

Der Versicherungsombudsmann, Dr. h. c. Wilhelm Schluckebier, hat im Rahmen seines Tätigkeitsberichts 2022 Einblicke in seine Schlichtungsarbeit gegeben und aktuelle Zahlen präsentiert. Demnach hat die Schlichtungsstelle im Jahr 2022 insgesamt 15.907 Beschwerden erreicht, wovon 11.898 Beschwerden zulässig gewesen sind. Davon wiederum richteten sich 444 Beschwerden (2021: 677) gegen Vermittler.

Gegenüber 2021 bedeuten diese Zahlen eine Abnahme bei den zulässigen Beschwerden von fast 16%. Damit liegt die Beschwerdezahl 2022 auch weit unter dem Fünfjahresdurchschnitt der vergangenen Jahre. Als Grund dafür nannte der Ombudsmann, dass es 2022 keine zahlenmäßig bedeutenden Vorfälle gegeben habe.

Leben: Widerruf und Kosten im Mittelpunkt

Beschwerde-Spitzenreiter blieb wie bereits in den Vorjahren die Sparte Leben, auch wenn die Beschwerden kontinuierlich seit 2018 zurückgehen. Insgesamt gingen 2022 3.412 Beschwerden beim Versicherungsombudsmann ein (2021: 3.992). Ein Schwerpunkt hier lag bei den Fällen des Widerruf von Vertragserklärungen mit dem Ziel einer Rückabwicklung der Verträge. Außerdem nehme laut Dr. h. c. Schluckebier bei den Versicherten das Bewusstsein für die Höhe der Vertragskosten sowie ihrer korrekten Berechnung stark zu. Daher handelte ein zweiter Beschwerdeschwerpunkt von Standmitteilungen, bei denen die Angaben zu Kosten und Beteiligung an Bewertungsreserven zu Irritationen geführt hätten. Insgesamt wurden bei der Schlichtungsstelle daher über 500 Nachberechnungen durchgeführt, heißt es vom Ombudsmann.

Schadenfreiheitsklassensystem sorgt für viele Beschwerden

Die Rechtsschutzversicherung verzeichnete mit 2.565 Beschwerden (2021: 2.809) die zweitmeiste Anzahl. Beschwerdeträchtig waren u. a. Risikoausschlussklauseln für verschiedene Kapitalanlagegeschäfte, darunter auch solche mit Kryptowährungen. Außerdem führt die Frage der Wirksamkeit von sogenannten anwaltlichen Stichentscheidungen zu vielen Beschwerden.

In der Kfz-Versicherung (2022: 1.869; 2021: 2.209) habe laut Jahresbericht das Schadenfreiheitsklassensystem wieder für eine große Anzahl an Beschwerden gesorgt. Nach wie vor, so die Schlichtungsstelle, sei vielen Versicherten nicht klar, dass ein Wechsel des Versicherers zum Jahresende zu einer ungünstigeren Einstufung führen könne. Denn beim Vorversicherer bestünden zumeist unternehmensgebundene Sondereinstufungen oder individuell wirksame Rabattschutzvereinbarungen. Allerdings sieht der Ombudsmann auch bei den Versicherern Verbesserungsbedarf. So könne die „Nicht-Mitnahme“ solcher Vergünstigungen im Fall eines Versichererwechsels gegenüber dem Kunden in den Verbraucherinformationen deutlicher kommuniziert werden.

Reise- und Tierkranken mit Zuwächsen

Und auch in der Gebäudeversicherung sind 2022 mit 1.769 Beschwerden (2021: 2.124) weniger Eingaben registriert worden. Damit habe die Starkregenkatastrophe im Juli 2021 auch 2022 zu keinem deutlichen Anstieg bei den Beschwerden geführt. Insgesamt seien dazu lediglich etwa 150 Beschwerdeverfahren gezählt worden.

Obwohl in den meisten Sparten die Beschwerden 2022 zurückgegangen sind, gibt es laut Schlichtungsstelle auch einzelne Versicherungszweige, die einen Anstieg verzeichnet haben. Hierzu zählt etwa die Reiseversicherung bei Fragen der Wirksamkeit von Reiserücktritt oder Reiseabbruch, insbesondere bei Fällen, in denen während der Reise eine Quarantäne wegen einer Corona-Infektion angeordnet wurde. Aber auch im Bereich von Tierkranken- und Elektronikversicherungen hat laut Jahresbericht 2022 die Beschwerdezahl zugenommen.

Über die Schlichtungsstelle

Auf der Grundlage unterschiedlicher Verfahrensordnungen werden beim Versicherungsombudsmann e. V. zwei Arten von Beschwerdeverfahren geführt: Für die Beschwerden, die sich gegen Versicherungsunternehmen richten (Verfahrensordnung des Versicherungsombudsmanns, VomVO) ist die Schlichtungsstelle seit Oktober 2001 zuständig. Für Beschwerden über Versicherungsvermittler und -berater (Verfahrensordnung für Beschwerden im Zusammenhang mit der Vermittlung von Versicherungsverträgen, VermVO) seit Mai 2007. (as)

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