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4. November 2022
Passive Anleger sollen Stimmrechte aktiv ausüben können
Passive Anleger sollen Stimmrechte aktiv ausüben können

Passive Anleger sollen Stimmrechte aktiv ausüben können

Der Vermögensverwalter BlackRock plant, sein Programm Voting Choice perspektivisch auch auf Privatanleger auszuweiten. Mithilfe dieses Tools sollen Anteilseigner passiver Investmentprodukte dem Vermögensverwalter mitteilen, wie er die Stimmrechte stellvertretend auszuüben hat.

Anbieter von passiven Investmentprodukten wie klassischen Indexfonds oder börsengehandelten Indexfonds (ETFs) wird immer wieder vorgeworfen, die Stimmrechte der jeweiligen Anteilseigner nicht adäquat auszuüben. Gerade für Branchenschwergewichte wie BlackRock, Vanguard oder Amundi ist das Thema Stimmrechtsausübung ein heikles.

Einander widersprechende Interessen

Immerhin sind die Fondsgesellschaften über verschiedene Produkte mit verschiedenen Zielgruppen häufig stellvertretend für die Anteilseigner an demselben Unternehmen beteiligt. Jemand, der sich für einen Impact-Fonds entschieden hat, dürfte aber eine ganz andere Erwartungshaltung bezüglich der Ausübung der eigenen Stimmrechte haben, als der Investor, der sich einen herkömmlichen Artikel-6-Fonds ins Depot gelegt hat.

Vorwurf: (Mangelndes) Engagement

Lange Zeit hatte sich der größte Vermögensverwalter der Welt, BlackRock, auf die Fahnen geschrieben, bei den Unternehmen, an denen man beteiligt ist, grundsätzlich auf mehr Engagement in puncto Umweltschutz und Kampf gegen den Klimawandel hinzuwirken. Mit diesem Versprechen handelte sich der Investmentriese zuletzt jedoch Kritik ein. Während es von aktivistischer Seite hieß, BlackRock zeige nicht genug Engagement im Vergleich zu anderen Vermögensverwaltern, deutete die Kritik verschiedener republikanisch regierter US-Bundesstaaten in die gegensätzliche Richtung. Sie warfen BlackRock vor, zu aktivistisch zu handeln und dadurch die Öl-, Kohle- und Gasindustrie zu schwächen. Die Konsequenz daraus: Die Pensionskassen der Bundesstaaten entzogen dem Vermögensverwalter Gelder.

Konservativ geprägte Staaten ziehen Gelder ab

Zuletzt hatte Missouri ungefähr 500 Mio. US-Dollar abgezogen. Zuvor hatten Louisiana, South Carolina, Utah, Arkansas sowie Texas bereits ähnliche Schritte unternommen, wie das Handelsblatt in einer Zusammenfassung des Konflikts erwähnt. Demnach seien BlackRock auf diesem Wege bereits 1,5 Mrd. US-Dollar an Vermögen entzogen worden.

Voting Choice soll Willen der Anteilseigner berücksichtigen

Nun hat das Unternehmen aber eine elegantere Lösung beim Thema Stimmrechtsausübung in Aussicht gestellt: Die Anteilseigner könnten künftig selbst entscheiden, wie BlackRock stellvertretend für sie abstimmen solle. Ermöglicht werde das durch das Programm Voting Choice. Über dieses Tool können seit einem Jahr bestimmte institutionelle Investoren dem Vermögensverwalter mitteilen, wie die eigenen Stimmrechte ausgeübt werden sollen. BlackRock-CEO Larry Fink kündigte nun an, dass das Tool perspektivisch auch für Privatanleger zur Verfügung stehen solle. Laut Berichten von Bloomberg arbeitet der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt, Vanguard, ebenfalls an einer ähnlichen Lösung zur Stimmrechtsausübung. (tku)

Bild: © MichaelJBerlin – stock.adobe.com