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18. August 2021
Personalsuche: „Train the skills, look for attitude“

Personalsuche: „Train the skills, look for attitude“

Das Recruiting in der Assekuranz ist herausfordernd. Vakante Stellen sind schwer zu besetzen, das verführt schon mal zur Einstellung ungeeigneter Mitarbeiter. Jan Hauke Krüger ist Headhunter, kennt solche Entscheidungen von Arbeitgebern und stellt seine persönlichen Erfahrungen vor.

Die meisten Unternehmen in der Assekuranz suchen – oft händeringend – nach personeller Verstärkung. Das ist wenig verwunderlich bei einer alternden Belegschaft, ausgedünntem Mittelbau und fehlendem Nachwuchs. Zudem gibt es ein lebhaftes Abwerben von Mitarbeitern vonseiten anderer Marktteilnehmer innerhalb der Versicherungswirtschaft (zum Teil sehr direkt, schließlich kennt man sich in der Branche), aber auch vonseiten Unternehmen aus anderen Wirtschaftssegmenten (dorthin verlieren wir tatsächlich viele gute Kräfte).

Manche Firmen in der Versicherungswirtschaft stehen sich aber auch selbst im Weg: Denn wenn sich zu dem allgemeinen Dilemma noch ein unmodernes und veraltetes Mindset der Führungsebene oder einzelner Entscheider gesellt, dann wird es richtig schwierig.

Bedeutung von Recruiting

Meine Aufgabe ist das Recruiting. Mit Recruiting meine ich aber nicht die Anstellung hochdotierter Führungskräfte, die beim Wett­bewerb aussortiert wurden. Auch nicht die Anstellung von Mitarbeitern, die als „Beifang“ mit in ein Unternehmen kommen. Und ich meine auch nicht ein Kollektiv, das die Straßenseite wechselt, um mal zu zeigen, „wie das Geschäft tatsächlich funktioniert“.

Und ich rate auch nicht dazu, ungeeignete Mitarbeiter einzustellen, nur um die Reihen zu schließen. Auch dieses Verhalten kann man in seriösen und durchaus gut aufgestellten Häusern beobachten.

In meiner Arbeit geht es mir um die langfristige personelle Ver­stärkung eines Unternehmens. Recruiting bedeutet die Gewinnung von Personen, die in eine spannende Aufgabe zu einem guten Chef und in eine klasse Company wechseln. Im Fokus stehen Mitarbeiter und Führungskräfte, die im Job viel Produktives für sich und das gesamte Team leisten, einige Jahre im Unternehmen bleiben, sich weiterent­wickeln und damit nicht nur etwas für den Arbeitgeber, sondern auch für den eigenen Lebenslauf tun.

Anregungen für Arbeitgeber

In der Personalgewinnung sollte das Motto „Train the skills, look for attitude“ gelten. Erfahrene und qualifizierte Spezialisten fehlen, deshalb sollten Arbeitgeber an verschiedenen Punkten ansetzen:

  • Kümmern Sie sich intensiv um Ihre heutigen Mitarbeiter.
  • Fördern Sie die zweite Reihe. Geben Sie Menschen Chancen, anstatt Kunden eine Absage.
  • Investieren Sie in passende neue Mitarbeiter.
  • Suchen Sie sich „gute Typen“, und nicht „die Besten“.
  • Werten Sie die Interessen der Belegschaft so hoch wie Ihre eigenen.

Es gibt auch andere Fragen, die sich Unternehmen auf Personalsuche stellen sollten. Beispiele sind:

  • Aus welcher Branche können wir direkt abwerben?
  • Welche Berufsfelder eignen sich für welche Versicherungstätigkeiten?
  • Wen haben wir bislang ignoriert?
  • Welche europäischen Lösungen bieten sich an?
Und der Verdienst?

Wir machen gerade die Erfahrung, dass die finanziellen Forderungen der potenziellen Kandidaten heute höher liegen als noch vor Kurzem. Allgemein lässt sich feststellen, dass die Preise steigen. Man könnte sage: „100.000 (Euro) ist das neue 60.000 (Euro).“ Ich vermute mal, dass die Gehälter auf Dauer nicht jeder Marktteilnehmer zahlen wird.

So gibt es auch einige Arbeitnehmer, die gar nicht mehr verdienen wollen. Diesen Personen geht es richtig gut bei einem überschaubaren „Workload“, mäßiger Verantwortung und viel Home-Office (überregionale Mobilität ist derzeit nicht in Mode). Auch das Angebot einer guten Work-Life-Balance kann also ein Attraktivitätsfaktor für neue Mitarbeiter sein. Zudem gibt es auch Führungskräfte, die aus persönlichen Gründen zurückstecken und sich in der zweiten Reihe stärker auswirken.

Arbeitgeber müssen in neuen Szenarien denken. Sie sollten es sich nicht erlauben, unhöflich, langsam, übertrieben anspruchsvoll und unflexibel zu sein. Es gilt, Muster aufzubrechen. Standardpositionen können Arbeitgeber meist selbst besetzen, als Enabler im Personalbereich unterstütze ich Unternehmen gerne bei der Besetzung von besonderen Positionen – mittendrin in der Versicherungswelt sowie am pulsierenden Rand.

Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 08/2021 und in unserem ePaper.

Bild oben: © christianchan – stock.adobe.com; Porträtfoto: © Jan-Hauke Krüger

 
Ein Artikel von
Jan Hauke Krüger